Sündiges Abenteuer: Roman (German Edition)
breiten Tür stehen. Sie öffnete die Tür und wartete, dass Emma vor ihr eintrat.
Emma schnappte unwillkürlich nach Luft, als sie den großen, üppig ausgestatteten Raum betrat. Ein Orientteppich aus braunem, rotem und cremefarbenem Flor bedeckte den Großteil des gebohnerten Holzfußbodens. Ein Spiegel hing über dem Toilettentisch, auf dem sich zahlreiche Tiegel und Töpfchen drängten. Ein roter Samtpolstersessel stand auf einer Seite des offenen Kamins, in den jemand vorsorglich Holzscheite gestapelt hatte.
Während Emma sich ungläubig umschaute, kniete Tia schon vor dem Kamin und entzündete ein Feuer. »Es ist zu warm für ein Feuer«, wandte Emma ein.
»Sobald die Sonne untergeht, wird der Abend sehr frisch, und Ihr werdet die Wärme nach Eurem Bad zu schätzen wissen.«
Nach meinem Bad?
Tia schloss die bernsteinfarbenen Samtvorhänge vor den Fenstern und öffnete die Bettvorhänge. Dahinter verbarg sich ein riesiges Bett. Sie ging zu einem großen Schrank und öffnete ihn. »Ich habe Eure Kleider hier aufgehängt«, erklärte sie. »Eure Unterwäsche und die Nachtwäsche findet Ihr hier.« Sie zeigte Emma die Kommodenschubladen. »Außerdem habe ich mir die Freiheit genommen, schon ein Nachthemd und einen Morgenmantel für Euch herauszulegen.« Sie wies zum Bett.
Emma glotzte nur sprachlos die mit Spitze verzierten Sachen an.
Ein leises Klopfen an der Tür ertönte.
»Das wird das Wasser sein.« Tia ließ eine Prozession aus Dienstmädchen ein, die Krüge mit dampfendem Wasser in das Gemach trugen. Zwei kräftige Mägde aus der Spülküche folgten mit einer großen Badewanne zwischen sich.
Brimley tauchte in der Tür auf. Er trug ein Tablett, auf dem ein kaltes Abendessen angerichtet war. Das Tablett überreichte er Tia, die es auf dem Tisch neben dem Bett abstellte. Während er darüber wachte, dass die Badewanne ordnungsgemäß aufgestellt und befüllt wurde, fragte Brimley: »Ist alles zu Miss Chegwiddens Zufriedenheit?«
Sie starrte ihn entsetzt an.
Er sprach mit seiner professionellen Butlerstimme zu ihr, und er weigerte sich, sie anzusehen.
Das war der Grund, weshalb er nicht mit ihr gesprochen hatte, als sie das Ch â teau betrat. Das war eindeutig ein Zeichen des Respekts, den er vor ihr verloren hatte.
Er musste aus genau diesem Grund nach oben gekommen sein. Weil er ihr zeigen wollte, dass er sie nicht länger respektierte.
Das wollte sie nicht. Sie mochte Brimley. Sie respektierte ihn . Aber wie Durant hatte auch er sie gewarnt, sich in die inneren Angelegenheiten Moricadias einzumischen. Wie konnte sie ihm also erklären, warum sie so gehandelt hatte? Sie wollte, dass Brimley begriff, wie klug sie vorging. Seiner Ansicht nach, war ihr Vorgehen der Inbegriff von Dummheit.
Sie sagte daher mit leiser Stimme: »Ja, vielen Dank. Alles ist zu meiner vollsten Zufriedenheit.«
»Dann ist Tia Euch als persönliche Zofe recht?«
Emma warf Tia einen Blick zu. Das Mädchen stand mit brav vor dem Bauch gefalteten Händen da und gab das Bild einer gehorsamen Dienerin ab. Emma hatte selbst oft genug so dagestanden. Das Mädchen blickte starr auf den Boden. »Tia ist mir sehr recht, ja.«
»Sehr gut, Ma’am.« Brimley verneigte sich, wandte sich ab und verließ auf der Stelle das Gemach.
Die anderen Diener verschwanden mit ihm. Keine der Frauen schaute sie an. Sie wurde von ihresgleichen geschnitten. Etwa nur, weil sie sich über die anderen stellten? Oder weil sie Fürst Sandre so sehr verabscheuten, der sich anschickte, um sie zu werben?
Nur Tia blieb. Sie half Emma aus ihren Sachen und in die Badewanne. Während Emma das Bad genoss, huschte das Mädchen hierhin und dorthin. Sie entfachte das Feuer weiter, wärmte die Handtücher und die Bettdecke vor und goss in ein Kristallglas einen tiefroten Wein. Sie half Emma, die Haare zu waschen, und als sie fertig gebadet hatte, half Tia ihr aus der Wanne. Sie trocknete Emma ab und hielt ihr das Nachthemd hin, damit sie es einfach nur über den Kopf ziehen konnte. Sie reichte ihr auch den Morgenmantel, sodass Emma nur die Arme in die Ärmel stecken musste.
Die ganze Zeit sprach Tia kein Wort und schaute Emma nicht an.
Schließlich brach Emma das erdrückende Schweigen. »Du kannst die Badewanne jetzt wieder holen lassen. Danach lass mich bitte allein, damit ich bis morgen früh meine Einsamkeit genießen kann.«
Tia wirkte überrascht. Als hätte sie eigentlich damit gerechnet, dass Emma unter der unausgesprochenen Kritik zusammenbrechen
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