Sündiges Geheimnis: Roman (German Edition)
Traumes. Versprachen diese Lippen ihre sehnsüchtigen Wünsche zu erfüllen? Unwillkürlich musste sie an die obszönen Illustrationen in der Bilderhandschrift denken, und sie glaubte seine Küsse zu spüren, seine Finger in ihren Locken …
Sie ließ den Stapel, den sie gerade hielt, fallen und verlor das Gleichgewicht. Verzweifelt ruderte sie mit den Armen, suchte Halt am Regalbrett, bekam aber nur die Rücken der Bücher zu fassen. Sie schwankten, fielen hinab, und zugleich glitt ihr Fuß von der Sprosse der Leiter.
Dumme Bücher. Dumme Träume. Dummer Viscount.
Zwei starke Arme umfingen sie und drückten ihren Rücken gegen eine warme, muskulöse Brust. Wie in ihrem Traum spürte sie seinen heißen Atem in ihrem Haar und fühlte am ganzen Körper die Kraft seiner Umarmung. Und durch das Gepolter der herabstürzenden Bücher hörte sie leise seine Stimme. »Vanilleseife?« Ein magischer Klang, unwiderstehlich verführerisch. »Sehr reizvoll, das passt zu Ihnen.«
Koste mich, schmecke mich. Unbewusst neigte sie einladend den Kopf seitwärts.
Die Wärme, die Downing ausstrahlte, schien sich zu verstärken. Sein Mund streifte ihren Hals, und als er ein leises, kehliges Lachen ausstieß, kitzelte sein Atem ihr Ohrläppchen.
Diese Lippen auf ihrer Haut würden jede Fantasie verblassen lassen – und das Wissen um den unüberbrückbaren Standesunterschied ebenfalls.
Immer schwerer fiel es ihr, klar zu denken, während sein Mund weiterhin dicht über ihrem Hals schwebte. Der gesellschaftliche Unterschied zwischen ihnen könnte nicht größer sein. Er als Erbe eines Marquess Mitglied des Hochadels und sie ein unbedeutendes, verwaistes Mädchen, das in einer verstaubten Buchhandlung Unterschlupf gefunden hatte.
Oder, um es anders auszudrücken: auf der einen Seite ein dominanter Mann, dessen Eroberungen angeblich legendär waren, und auf der anderen eine naive, unschuldige junge Frau, die aufgrund ihrer vermessenen Fantasien ein leichtes Opfer zu werden versprach. Wenn sie so weitermachte, würde er sich bei seinem Verführungsversuch nicht einmal besonders anstrengen müssen.
Sie versuchte sich zu befreien: von ihm ebenso wie von ihren lustvollen Gedanken, und drehte sich in seinen Armen halb herum. Er lockerte seinen Griff ein wenig, doch geriet bei dieser Drehung einer ihrer Brüste unmittelbar in seine Armbeuge. Ein perfekter Platz. Sie geriet in Panik und rutschte jetzt zu allem Überfluss zwischen den Büchern am Boden aus. Sofort zog Downing sie wieder fester an sich, geriet ebenfalls ins Stolpern und landete zwischen den Bücherstapeln, die jetzt endgültig umstürzten, fluchend auf dem Rücken.
Alles, ohne Miranda loszulassen. Er zog sie mit sich, und dann lag sie auf ihm, atemlos und mit hochgerutschten Röcken. Ihr Gesicht dicht an seinem, merkte sie, wie ihre gespreizten Beine seine Schenkel umschlossen. Downings Augen verdunkelten sich, und er umarmte sie noch fester.
Dann rollte er sich plötzlich mit ihr herum, sodass er auf ihr lag. In ihren Ohren toste das Blut, während sein Gewicht sie gefangen hielt. An ihrem ganzen Körper spürte sie seinen, und seine glühenden Augen ruhten unverwandt und brennend auf ihr. In ihre Glieder kroch ein träges, wohliges Gefühl, gemischt mit erwartungsvoller Erregung und, ja, auch Angst.
Eine Bewegung, ein Geräusch riss sie aus ihrer Erstarrung. Weitere Bücher waren aus dem Regal gefallen, von denen eines knapp ihren Kopf verfehlte, während andere auf Downings Rücken landeten.
»Die Organisation einer Bibliothek scheint viel riskanter, als ich dachte.« Seine Stimme hatte einen gefährlich-verlockenden Unterton und sorgte dafür, dass heiße Wellen durch ihren Körper strömten.
»Aber sie eröffnet zugleich interessante Chancen«, fügte er hinzu und betrachtete verlangend ihre Lippen. »Ergeben Sie sich?«
»Wem …« Der Rest des Satzes blieb ihr in der Kehle stecken.
Lächelnd neigte er sich zu ihr herab. Ein Hauch von Bergamotte umwehte ihn, mischte sich mit dem Geruch nach altem Leder, Pergament und trockenem Papier.
Ihre Lippen waren ganz trocken. Sie leckte darüber, noch immer nur wenige Zentimeter von seinem Mund entfernt. »Was tun Sie, Mylord?«
Immerhin eine vernünftige Frage, trotz der chaotischen Situation.
Langsam schweifte sein Blick über ihr Gesicht. »Ich umarme die Schönheit um mich herum. Oder eher unter mir. Dieser Genuss erspart mir eine Wanderung zum Serpentine.«
Bereits zum zweiten Mal, seit sie in seiner Bibliothek
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