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Sündiges Geheimnis: Roman (German Edition)

Sündiges Geheimnis: Roman (German Edition)

Titel: Sündiges Geheimnis: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Mallory
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Hand, und die Probe fing an. Nach einem Trommelwirbel begann das Orchester zu spielen. Dann verstummte es, der Mann schrie jemanden im Hintergrund der Bühne an, und die Musik erklang erneut. Erst nach drei Unterbrechungen schien alles zu klappen. Nervös spähte der Mann in die Königsloge.
    Von da an verlief die Probe reibungslos. Hier, wo den Artisten alle nötigen Hilfsmittel zur Verfügung standen, vollbrachten sie noch unglaublichere Leistungen als in Vauxhall. Sie mussten nicht befürchten, im feuchten Gras auszurutschen, wurden nicht von der unmittelbaren Nähe der Zuschauer gestört, und so wagten sie viel riskantere Kunststücke.
    Hin und wieder landete ein Akrobat unsanft am Boden, was den anderen Schreckensschreie entlockte. Gellender Jubel belohnte hingegen gelungene Aktionen. Offenbar liebten sie alle ihren Beruf und zeigten ihre Begeisterung rückhaltlos.
    Ein wundervolles Leben, dachte Miranda wehmütig.
    »Gefällt es Ihnen?«, hörte sie Downings Flüsterstimme dicht neben ihrem Ohr.
    »O ja.«
    »Und was gefällt Ihnen am besten?«
    »Diese Freiheit. Die Freude.«
    »Danach suchen Sie nur selten, nicht wahr, Miranda?«
    »Ich führe ein sehr angenehmes Leben und bin glücklich.«
    »Eher zufrieden. Nach Freiheit und Freude müssten Sie nur greifen, beides liegt in Ihrer Reichweite.«
    »Finden Sie mich feige, Mylord?« Als sie ihn anschaute, näherte sich sein Mund dem ihren.
    »In gewisser Hinsicht vielleicht.« Sein Daumen strich über ihre Unterlippe. »In anderer nicht. In Ihnen brennt so viel Leidenschaft. Und so viel Lebenslust. Diese Gefühle muss man nur befreien.«
    »Melden Sie sich freiwillig, um diese Aufgabe zu übernehmen?« Trotz ihres heftig klopfenden Herzens versuchte sie möglichst unbeteiligt zu sprechen.
    »Freiwillig? Niemals. Ich erwähnte nur, ich würde mich für diese Rolle eignen.«
    »Wie überheblich …«
    »Einer meiner Fehler, den ich bereits zugegeben habe.« Lächelnd umfasste er mit der anderen Hand ihren Nacken. »Verzeihen Sie mir?«
    »Sie bitten mich um Verzeihung? Kaum zu glauben …« Unter seinem Daumen verzog sie die Lippen. Obwohl ihr Puls raste, bemühte sie sich weiter um einen harmlosen Plauderton. »Ich nehme an, darum bitten Sie nur sehr selten.«
    »Auch das gehört zu meinen Fehlern, wie ich gestehen muss.«
    »Offenkundig haben Sie sehr viele.«
    »Und Sie so wenige.« Downing streichelte ihren Nacken. »Also würden wir einander ergänzen. Sie wären mein Gewissen. Und ich wäre für Ihre unmoralischen Gefühle zuständig.«
    »Oh, Glück erscheint mir keineswegs unmoralisch«, flüsterte Miranda. »Davor fürchte ich mich nur.«
    Er zog sie näher zu sich heran. »Deshalb finde ich Sie so unwiderstehlich.«
    Die Augen geschlossen, spürte sie seine magische Anziehungskraft. »Wegen meiner Angst?«
    »Nein. Weil Sie emotional bereit sind, sinnliche Freuden kennenzulernen, sich aber körperlich dagegen sträuben. Und das reizt mich.«
    Sie dachte nach, ob sie es aussprechen sollte, und entschied sich dafür. »Nach den Ereignissen in Vauxhall war der Reiz offensichtlich nicht sonderlich groß, wie Ihre lange Abwesenheit beweist.« Sie hob den Blick.
    Eine kurze Pause entstand. »Wie schwer mir das fiel, mich fernzuhalten, ahnen Sie nicht.«
    »Allerdings nicht, Mylord.«
    Er lachte leise. »Vielleicht werde ich Ihnen eines Tages alles erklären. Sobald ich es selbst verstanden habe.«
    Die Andeutung einer gemeinsamen Zukunft? Verwirrend und provozierend …
    Am Rande ihres Blickfelds flog ein Akrobat im roten Kostüm durch die Luft, und Jubel brandete auf.
    »Vielleicht werde ich es eines Tages von Ihnen verlangen.« Miranda sah, was ihre Worte bewirkten: Heiße Sehnsucht verdunkelte seine Augen, und ein wundervolles, schwindelerregendes Gefühl weiblicher Macht stieg plötzlich in ihr auf. Könnte sie es doch irgendwie bewahren und aufheben für einsame Stunden in ihrem ärmlichen Zimmer, damit es sie wärmte!
    »Und vielleicht werde ich Sie eines Tages ernsthaft um Verzeihung bitten.« Nur um Haaresbreite waren seine Lippen von ihren entfernt. »Heute nicht. Denn heute will ich mir etwas nehmen. Von dir …« Besitzergreifend und überwältigend verschloss ein Kuss ihren Mund. Wirbelnde Farben und Begeisterungsrufe von der Bühne schienen sich mit Explosionen in Mirandas Seele zu mischen.
    »Wirst du es erlauben?«, flüsterte er an ihren Lippen. »Kommst du mit mir?«
    Am liebsten hätte sie geantwortet, sie würde ihm überallhin folgen,

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