Sündiges Geheimnis: Roman (German Edition)
Pfauenblau gehüllt, das ihre Augen wie Saphire leuchten ließ, trat sie aus der Garderobe – ein Schwan, der seine eigene Schönheit noch nicht erkannt hatte.
Die perfekte Geliebte. Und er glaubte, dass es sogar möglich wäre, sie für immer bei sich zu behalten.
Ich empfehle Ihnen – misstrauen Sie ihm. Denn ein Wüstling lässt sich stets von unlauteren Motiven leiten.
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Geheimnis 5: Manche sind reifer für eine Verführung als andere. Doch die verlockendste Frucht ist die Frau, die nicht merkt, wie süß und saftig sie ist. Die zerbirst, sobald sie von Ihren Lippen berührt wird.
Aus: »Die sieben Geheimnisse der Verführung«
Die Kutsche blieb plötzlich stehen, und Miranda spähte durch die geschlossene Jalousie. Sie glaubte nicht, dass sie das Haus der Hannings bereits erreicht hatten. Erst auf dem Maskenball würde sie Downing treffen, und deshalb fuhr sie auch nicht in einer Equipage des Viscount vor, sondern in einer Mietdroschke. Einer hocheleganten allerdings. Er hatte ihr erklärt, getrennt anzukommen, das sei Teil des Spaßes. Außerdem wollte er offenbar nicht wie ein notorischer Schwerenöter wirken, der ganz selbstverständlich mit einer seiner derzeitigen Gespielinnen bei einem Ball aufkreuzte. Früher hatte er das, wie sie aus den Klatschspalten nur zu gut wusste, getan und sich über diese Missachtung der gesellschaftlichen Gepflogenheiten nur amüsiert.
Aber diesmal bestand er darauf, sie erst im Haus der Hannings zu treffen.
Der Wagenschlag wurde geöffnet, und sie hörte eine atemlose Stimme. »Vielen Dank, Sir!« Verblüfft hob sie die Brauen. Ein stilvoll frisierter kupferroter Lockenkopf tauchte in ihrem Blickfeld auf, gefolgt von einer Gestalt, die zweifelsfrei Elizabeth I. darstellte, die »good Queen Bess«.
»Oh, diese komfortable Polsterung!«
»George!«
»Welch eine Freude, dich hier zu sehen, Miranda«, quietschte Georgette, presste eine Hand auf ihren Busen und strahlte über das ganze Gesicht. »Eine Artemis-Vision. Fabelhaft, deine Pfeile.« Entzückt streichelte sie Mirandas Kostüm.
»Was … Ich dachte, du wärst …«
»Bei den Mortons? Mit dir?« Georgette strich lächelnd über ihr Haar. »Das hatte ich vor.«
»Ich entschuldige mich nochmals für die Absage.«
»Großer Gott, warum denn? Als ich deine Nachricht las, freute ich mich so für dich, über dein fantastisches Abenteuer. Das war, bevor ich die elegante Kutsche sah, die mich zum Einkaufen fuhr. Und bevor ich hörte, wieso.« Glücklich schaute sie sich im Innern des Wagens um. »Ich glaube, ich werde dich ewig lieben.«
»Begleitest du mich zu den Hannings?« Miranda war erleichtert, nicht alleine der arroganten Gästeschar gegenübertreten zu müssen.
»Allerdings!« Georgette hielt lachend eine golden glänzende Einladung hoch. »Den ganzen Tag habe ich mein Russisch vervollkommnet, falls du zu viel Aufsehen erregst. Njet! Kein Tanz mit der Prinzessin!«
Miranda starrte sie an, dann brach auch sie in Gelächter aus und berührte die Hand ihrer Freundin. »Ich bin so froh, dass du mitkommst.«
»Und ich erst! Oh, du hast keine Ahnung, wie schwer es mir fiel, deine Nachricht nicht zu beantworten. Aber es musste ja geheim bleiben. Und dein charmanter Viscount …« Georgette verdrehte die Augen. Offensichtlich verzieh sie ihm alle Sünden. »Wenn ich dich auf dem Ball eine Zeit lang nicht sehe, ist das völlig in Ordnung.«
Miranda fühlte Wärme in ihre Wangen steigen. »Nun, ich …«
»Wie nett, dass du immer noch erröten kannst!«
Angeregt schwatzten sie, während die Kutsche quer durch London rollte, denn die Hannings wohnten am anderen Stadtrand. Als sie merkten, dass der Kutscher die Pferde zu zügeln begann, zogen sie die Jalousien hoch und beobachteten die Ankunft der Gäste, die stattlichen Kutschen. Langsam rollte ihr Gefährt hinter anderen die gewundene Zufahrt hinauf, an deren Ende hell erleuchtet das Haus prangte.
»Oh, wie schön«, jubelte Georgette und presste glückstrahlend ihre Nase an die Fensterscheibe.
Miranda schaute sie lächelnd an. Dieses Wunder verdankten sie dem Viscount, dachte sie. Maximilian. Bestimmt hatte er gesprächsweise mitbekommen, wie sehr Georgette solche Veranstaltungen liebte und wie sehr sie die Freundin beneidete.
»Soeben habe ich mich in deinen Viscount verliebt«, seufzte Georgette dankbar. »Hoffentlich stört es dich nicht.«
Das grandiose Anwesen übertraf sogar Downings eindrucksvolles Domizil. Im Lichterglanz glich es einem
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