Sündiges Geheimnis: Roman (German Edition)
Flackern Hunderter oder Tausender Kerzen wurde zu einem gleißenden Lichtball. Sie genoss es, mit ihm dahinzuschweben, sich der Führung dieses exzellenten Tänzers anzuvertrauen. Sie selbst hatte einst Tanzunterricht am Lehrinstitut ihrer Mutter erhalten, aber so zu tanzen wie jetzt, das war eine ganz neue Erfahrung. Zumal mit einem Mann wie Downing, der den Walzer in ein traumhaftes sinnliches Erlebnis verwandelte.
Nachdem die Klänge der Musik verhallt waren, blieben sie auf der Tanzfläche stehen. Sein Blick hielt sie dort fest.
»Sicher ist es ungehörig, so kurz nacheinander mit demselben Mann zu tanzen«, brachte sie leise hervor.
»Auf diesem Ball ist nichts ungehörig, solange man anonym bleibt.«
»Das wird dir wohl kaum gelingen«, flüsterte sie.
»Jeder kann seine Anonymität wahren, wenn er es wünscht.«
»Du niemals.«
»Oh, du wirst staunen.«
Und dann schwebte sie wieder in seinen Armen davon und vergaß alles andere. Als die Musik verstummte, schien er etwas sagen zu wollen, stutzte jedoch kurz nach einem Blick über Mirandas Schulter, bevor er sie wieder anschaute. »Am liebsten würde ich mit dir verschwinden. Irgendwohin, wo wir ungestört sind. In einen dunklen Flur oder ein verstecktes Zimmer. Ich kann nicht mehr warten … Wie so oft, wenn es um dich geht …«
Was meinte er? Die Maske hinderte sie daran, in seiner Miene nach einer Erklärung zu suchen.
»Nimm die Maske heute lieber nicht ab, nachdem du bereits allgemeines Interesse erregt hast«, sagte er. »Sonst wirst du sofort umlagert. Nichts liebt die Gesellschaft so sehr wie Geheimnisse. Wahrscheinlich wird Messerden Unsinn reden und dich in die Enge zu treiben versuchen. Aha, da ist er schon. Wenn du flüchten willst, solltest du einfach durch den Saal gehen. Ich habe deine Freundin gebeten, auf dich zu achten.«
Verwundert starrte sie ihn an, folgte dann seinem Blick zu einem Mann in einem dunklen Cape, der langsam näher kam, einen anderen im Schlepptau. Schon begannen einige Gäste, ihre Blicke zwischen den beiden und dem Viscount, der Mirandas Hand immer noch hielt, hin und her wandern zu lassen. Zweifellos erhoffte man sich spannenden Klatsch und Tratsch.
»Könnte ich verschwinden, wenn ich diese Neugier nicht mehr ertrage?«, fragte sie.
Downings Lippen verzogen sich schmerzlich. »Verzeih mir.«
»Was denn?«, fragte sie und bemühte sich um einen lockeren Tonfall. »Ist es nicht ein superbes Abenteuer, wenn man als bürgerliches Mädchen für eine Prinzessin gehalten wird?«
Seufzend entspannte er sich. »Nur falls ich dich später vor dem bösen König retten darf.«
»Sollte ich Hilfe brauchen, werde ich es vielleicht erlauben.«
Als Messerden und sein kleinerer Begleiter vor ihnen stehen blieben, straffte Miranda die Schultern und wappnete sich gegen eine unangenehme Szene.
Wie es das Protokoll verlangte, begrüßten sie zuerst den Viscount, bevor Messerden sich zu Miranda wandte, doch in diesem Moment tauchte in wallender Seide »Julia« auf und gesellte sich zu ihnen.
Miranda spürte mehr, als dass sie es sah, wie eine weitere Person hinzutrat. Als sie sich umdrehte, erkannte sie den faszinierenden »Romeo«. Mit einer eleganten Geste ergriff er ihre Hand, verneigte sich und zog sie von der Gruppe weg.
Aus den Augenwinkeln beobachtete sie, wie Downing sich wachsam anspannte und sie mit seinen Blicken verfolgte. Er selbst wurde bei seiner Mutter und Messerden festgehalten. Miranda selbst war eigentlich froh, diesem unangenehmen Menschen entkommen zu können, auch wenn es sich um den Marquess mit dem denkbar schlechtesten Ruf von ganz England handelte. Bestimmt hatte er das Zeug, die Rolle des »bösen Königs« zu spielen.
»Guten Abend, meine liebe Lady«, eröffnete er das Gespräch.
»Guten Abend«, antwortete sie zögernd und unsicher, wie sie die Situation meistern sollte.
Charmant lächelte Werston einem Paar zu, das zur Tanzfläche ging, und trat ein paar Schritte zur Seite, ohne Mirandas Hand loszulassen. Auf diese Weise entfernten sie sich noch weiter von seiner »Julia« und den drei Männern.
»Wie kann ich Ihnen helfen, Mylord?«, fragte Miranda mit kühler, leicht verärgerter Stimme. Sie liebte es nicht, manipuliert zu werden, selbst von einem so hochrangigen Blaublüter nicht.
Der Marquess schaute sie amüsiert an. »Ich weiß, wer Sie sind.«
Was sie erwartet hatte, wusste sie nicht zu sagen – das allerdings auf keinen Fall. »Oh?«
» Als nachgeborener Sohn wurde ich
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