Sündiges Geheimnis: Roman (German Edition)
meinem Sohn zu helfen, seine wahre Liebe zu erkennen … Ah, meine Julia erwartet mich!«
Sie folgte seinem Blick und sah, dass die Marchioness argwöhnisch ihren Mann beobachtete, der Miranda grinsend zuzwinkerte und ihre Hand drückte. »Auf zu Gift und Dolch! War mir ein Vergnügen, Prinzessin. Bis wir uns wiedersehen.«
Während er davonschlenderte und sich noch einmal umdrehte, spürte Miranda eine warme Brust an ihrem Rücken. Lächelnd wandte sie sich um und folgte Downing zurück zu der Gruppe, zu der sich inzwischen zwei weitere Männer gesellt hatten. Alle diskutierten sie heftig über Politik und nahmen keine Notiz von Miranda. Dafür eine Reihe anderer Gäste umso mehr. Das Gemunkel ringsum galt zweifellos ihrer Person.
»Die russische Prinzessin.«
»Angeblich eine illegitime Tochter des Zaren.«
»Ich habe gehört, dass sie kein Wort Englisch spricht.«
»Offenbar fühlt sie sich uns allen überlegen.«
»Wie eine Königin steht sie da.«
Miranda versuchte locker zu wirken, damit man ihre verkrampfte Haltung nicht auch noch als Arroganz interpretierte.
In dieser Situation entdeckte sie über den Köpfen der anderen zerzaustes, welliges hellbraunes Haar. Ihre Rettung, denn sofort konzentrierte sich das Getuschel auf den maskierten Mann.
»Eleutherios «, kreischte eine Frau.
Verstohlen strich Downing über Mirandas Rücken, und sie erschauerte. Nur sekundenlang erwiderten die intensiven Augen hinter der schwarzen Maske ihren Blick. Fast geistesabwesend liebkoste er sie, während er mit den Gentlemen sprach.
Sie selbst schaute zu dem Mann hinüber, den man für Eleutherios hielt. Jetzt trat ihm eine Blondine in den Weg und sprach ihn an. Im anmutigen Byron-Stil, elegant gekleidet wie der große Poet, verbeugte er sich. Als er sich aufrichtete, fiel eine Locke in seine Stirn. Zahlreiche Verehrerinnen seufzten verzückt.
Unentwegt streichelte Downing Mirandas Nacken.
Abrupt wechselten die Gentlemen das Gesprächsthema, schienen jetzt ebenfalls Miranda wahrzunehmen, die unter den prüfenden Blicken unbehaglich von einem Fuß auf den anderen trat. Beklommen schluckte sie, und es fiel ihr immer schwerer, normal zu atmen.
Als sie Georgette im Gedränge entdeckte, beschloss sie zu flüchten. Wenigstens für einige Minuten. »Bitte, entschuldigen Sie mich«, bat sie.
Die Männer nickten ihr zu, und Downing sah, wie sie zu ihrer Freundin hinüberschaute. »Natürlich.«
Auf dem Weg zu Georgette zwang sie sich zu langsamen Schritten, weil sie keine übertriebene Eile bekunden wollte.
»Artemis«, rief Georgette, hängte sich bei ihr ein und führte sie mitten ins Getümmel. »Oh, ich habe fabelhafte Damen kennengelernt. Soll ich dich mit ihnen bekannt machen? Die besten Kontakte konnte ich herstellen, indem ich vorgab, Russisch zu sprechen. Zuerst möchte ich …«
»Vielleicht später.« Miranda hielt sie zurück. »Zunächst würde ich gerne die Toilettenräume aufsuchen.«
»Also gut, ich begleite dich.« Auf halbem Weg durch die Halle streckte Georgette einen Finger aus. »Mrs. Q.!«
Miranda warf nur einen kurzen Blick auf die Frau in Grün, die soeben die Treppe herabstieg. »Red mit ihr.«
Unschlüssig starrte die Freundin ihr Idol an. »Aber ich sollte doch eigentlich bei dir bleiben …«
»Geh nur. Ich ziehe mich für ein paar Minuten zurück, und dann schließe ich mich dir wieder an.«
»Bist du sicher?«, murmelte Georgette.
»Ja, absolut.« Miranda versetzte ihr einen sanften Stoß. »Nun geh schon.«
»Oh, du bist ein Engel«, jubelte Georgette und warf ihr eine Kusshand zu.
Seufzend ging Miranda weiter. Zu ihrer Erleichterung war die Damentoilette leer. Die Lider gesenkt, lehnte sie sich an die geschlossene Tür. Dann öffnete sie zögernd die Augen. In der verspiegelten Wand gegenüber sah sie eine Frau, die ein fließendes weißes Seidenkleid trug, bestickt mit Goldperlen und funkelnden Diamantsplittern. Vergoldete Kämme steckten in ihrem Haar, ein schwaches Lächeln umspielte ihre Lippen.
Welch strahlende Schönheit. Langsam ging sie zur Spiegelwand. Ja, hinter dieser Maske verbarg sich Miranda Chase. Aber den besonderen Glanz in ihren Augen, den verdankte sie Maximilian Landry, Lord Downing.
Stimmen näherten sich, die Tür schwang auf. Hastig floh Miranda hinter einen Wandschirm und spähte durch einen Spalt. Fünf junge Frauen traten ein.
»Das hörte ich ihn sagen. Er ist Eleutherios. Was glaubt ihr, wie er hinter der Maske aussieht? Wie lautet sein richtiger
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