Sündiges Verlangen: Erotischer Roman (German Edition)
sorgte und der nur noch ganz tief in seinem Inneren ein paar wenige unerfüllte Wünsche verspürte. Ab und zu gönnte er sich eine Auszeit und versuchte seine Sehnsucht zu stillen. Wie an diesem Abend, in der Villa Amore , mit Simones Hilfe.
Sie unterdrückte einen Seufzer und rutschte von dem Barhocker. »Dann komm, mein Süßer.« Mit einer fast schon professionellen Geste griff sie nach seiner Hand und stöckelte neben ihm zu der dunkelgrünen Plüschecke. Nebenan, halb verborgen hinter einer hohen Kübelpflanze, räkelte sich auf weichem schwarzem Samt Chantal, die im wahren Leben Lieselotte hieß. Sie hatte zwei Männer bei sich. Jeder nahm sich einer ihrer Brüste an, die nur notdürftig von einem dünnen Kleidchen mit tiefem Ausschnitt bedeckte wurden. Als Simone zu ihr hinübersah, verzog Chantal für den Bruchteil einer Sekunde das Gesicht, um zu zeigen, was sie in diesem Moment von ihrem Job hielt. Dann zwinkerte sie ihr zu.
»Nimmst du mich nachher mit auf dein Zimmer?«, erkundigte sich Simones Gast artig. Er hatte sich als Alf vorgestellt.
Betont lasziv legte sie den Kopf schief und blickte ihn aus ihren großen Augen an. »Wenn du ganz lieb zu mir bist.« Es war erst ihr dritter Abend hier, aber ein paar der Sprüche, die die Mädchen hier benutzten, kamen ihr schon automatisch über die Lippen.
»Wie denn? So?« Gierig strich er mit den Fingerspitzen über die Innenseite ihres Schenkels. Die dünne Seide ihres Strumpfes knisterte. Doch das Kribbeln, das sie sonst unter den Händen der Fremden spürte, wollte sich nicht einstellen. Vor ihr tauchten Bernds Augen auf, der Blick, mit dem er sie angesehen hatte, als sie vorhin in ihr Auto gestiegen war. Als hätte er ihre Gegenwart auf der anderen Seite des Hofes gespürt, hatte er den Kopf gehoben und seinen Arbeit für einen Moment unterbrochen.
Stumm hatten sie einander angesehen. Eine endlose Sekunde lang, vielleicht auch zwei oder drei. Wie ein schmerzhafter Pfeil hatte sich sein trauriger Blick in ihr Herz gebohrt. Dort spürte si e ihn immer noch. Eine blutende Wunde, in der die vibrierende Pfeilspitze steckte. Niemand konnte etwas gegen diesen Schmerz tun, auch nicht Alf, der fremde Mann, der in die Villa Amore gekommen war, um seine eigene Traurigkeit zu bekämpfen.
Vorsichtig schob sie seine Hand weg und lächelte ihn an. »Es tut mir leid, Alf. Du bist sehr nett, aber ich muss jetzt gehen.«
Verdutzt schaute er sie an.
»Ich schicke dir ein anderes Mädchen. Wie wäre es mit der da drüben? Die mit den langen schwarzen Haaren. Das ist Cecilia. Man sagt, keine treibt die Männer so zum Wahnsinn wie sie.«
»Eigentlich wollte ich … Ich wollte dich.« Alf legte die Stirn in Falten und sah sie mit einem Blick an, in dem etwas funkelte, das sie nicht einschätzen konnte. Besitzgier vielleicht oder sogar Wut. Hastig rückte sie von ihm weg.
»Es hat wirklich nichts mit dir zu tun«, beteuerte sie. »Es ist nur …« Wie sollte sie ihm erklären, was sie selbst nicht verstand? Dass sie plötzlich den vermeintlichen Trost, den ihr der Sex mit Fremden gespendet hatte, nicht mehr spüren konnte. Dass dadurch alles nur noch schlimmer wurde.
Alf streckte den Arm aus und ließ seine Hand schwer auf ihr Knie fallen. »Ich zahle das Doppelte.«
»Nein!« Sie sprang auf.
Chantal hob den Kopf und sah sie erstaunt an. Lorna, die von der Bar aus die Szene beobachtet hatte, eilte herbei. Ebenso Cecilia. Beide kümmerten sich um den ungehalten wirkenden Alf, während Simone eilig die Lounge verließ. Ihr Herz klopfte bis zum Hals. Sie wusste, dass dies ihr letzter Abend hier gewesen war, und obwohl Schmerz und Leere wie eine große Welle in ihr aufstiegen, seufzte sie erleichtert.
Der Anruf erreichte Falk, während er noch einmal nach dem Wildkater sah. Das Tier hatte sich inzwischen so gut erholt, dass er plante, es am nächsten Morgen wieder auszusetzen. Der kleine Kater fauchte, als Falk ihm ein Bröckchen Fleisch durchs Gitter schob. Was ein gutes Zeichen war. Ebenso wie die Gier, mit er sich über das Futter hermachte. Lächelnd schaute Falk zu, wie das Tier an dem Fleisch kaute. Er war so versunken in seine Gedanken, die weniger bei dem Tier waren als bei der Frau, die es zu ihm gebracht hatte, dass er beim Läuten des Handys in seiner Hosentasche zusammenfuhr.
Das Display zeigte Marens Nummer. Als er sich meldete, antwortete sie mit besorgter Stimme: »Ich weiß, es ist schon spät, aber könntest du vielleicht noch einmal nach Brutus sehen?
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