Sündiges Verlangen: Erotischer Roman (German Edition)
geriet. Ihr wurde so schwindlig, dass sich alles ringsum zu drehen begann. Dann kam der Fußboden auf sie zu, und es wurde wieder stockdunkel.
Bevor sie das Bewusstsein verlor, hörte sie Carolinas Stimme: »Bring sie in die Kammer und leg sie auf die Streckbank.«
Simone saß an der Bar der Villa Amore , nippte an ihrem dritten Glas Champagner und hörte nur mit halbem Ohr dem Mann zu, dessen Hand auf ihrem Oberschenkel ruhte.
Sie war mit ihren Gedanken bei Bernd. Natürlich hatte sie sich schon tausend Mal verboten, an ihn zu denken, und ihr eigenes Verbot genauso oft übertreten.
Als sie in ihren Wagen gestiegen war, um zur Villa zu fahren, hatte sie ihn auf dem Hof gesehen. Im letzten Sonnenlicht des Nachmittags hatte er auf einem großen weißen Tuch die Scheren ausgebreitet, mit denen bei der Lese die Trauben abgeschnitten wurden. Eine nach der anderen nahm er in die Hand, um sie zu überprüfen, zu putzen und zu ölen.
Letztes Jahr hatte sie ihm bei dieser Arbeit geholfen. Damals war sie noch vollkommen ahnungslos gewesen – und sehr glücklich. Niemals hätte sie es im September vor einem Jahr für möglich gehalten, dass sie sich von Bernd trennen würde. Er war der Mann ihres Lebens, und obwohl sie jetzt nicht mehr mit ihm zusammen sein konnte, liebte sie ihn noch immer so sehr, dass ihr Herz allein bei seinem Anblick zu zerspringen drohte. Wenn sie die Kraft besessen hätte, das Gut zu verlassen und sich irgendwo anders ein neues Leben aufzubauen, wo sie ihn nicht ständig sehen musste, hätte sie es getan.
Einmal, ein oder zwei Wochen nach jener letzten Nacht in der Hütte auf dem Weinberg, hatte sie ihn angefleht, fortzugehen. Er war ein hervorragender Kellermeister und konnte überall eine neue Stelle finden. Doch er hatte den Kopf geschüttelt und leise gesagt: »Ich gehe nicht fort von dir, Liebste. Wenn du mich eines Tages brauchst, will ich in deiner Nähe sein. Oder wenn du es dir vielleicht anders überlegst.«
»Ich werde dich nicht brauchen«, hatte sie hervorgepresst und den Kopf abgewandt, damit er ihre Tränen nicht sah. »Und ganz bestimmt werde ich es mir nicht anders überlegen.«
Im Laufschritt war sie über den Hof gerannt, war vor ihm und ihrem Schmerz geflohen. Aber natürlich gab es keinen Ort, an dem sie sich vor ihren Gefühlen verstecken konnte. Die verfolgten sie überallhin. Selbst hierher, wo sie so sehr gehofft hatte, in den Armen fremder Männer Vergessen zu finden. Carolina konnte das doch auch.
Nach dem Tod ihres Mannes war ihre Stiefmutter untröstlich gewesen. Monatelang hatte sie sich in ihrem Bett verkrochen, und wenn sie tatsächlich einmal aufgestanden war, hatte sie stumm dagesessen und die Wand angestarrt. Dann hatte sie Sex als Trost entdeckt – die Art von Sex, die Schmerz für den Mann bedeutete, der sich mit ihr einließ. Es schien ihre Trauer erträglicher zu machen, einem Mann auf diese Weise Lust zu bereiten. Gefühle waren dabei unerwünscht, denn Carolinas Liebe gehörte immer noch Robert. Steffen, den jungen Arbeiter auf dem Gut, mit dem Carolina ihre Leidenschaft auslebte, schien das nicht zu stören.
Als in Simone die Sehnsucht und der Schmerz so groß geworden waren, dass sie sich auch nicht mehr mit Alkohol betäuben konnte, hatte sie es ausprobiert: Sex mit fremden Männern, ohne Gefühl, aber mit so viel Lust, dass sie für Minuten oder Stunden alles andere vergaß. Es funktionierte, aber nur solange es dauerte. Hinterher war es fast noch schlimmer als vorher, und immer wenn ihr Bernd auf dem Gut begegnete, wurde ihre Traurigkeit übermächtig.
»Nun, was sagst du, Süße?« Der Mann neben ihr an der Bar legte ihr nun die andere Hand auf die Schulter und ließ sie von dort auf ihre Brust gleiten.
Instinktiv zuckte sie zusammen. Es drängte sie, ihm auf die Finger zu schlagen und ihn anzuschreien, doch es gehörte natürlich dazu, sich anfassen zu lassen. Und im Grunde war es das, was sie wollte. Auch der Ekel betäubte ihren Schmerz.
»Was sage ich wozu?« Sie schaute den Mann fragend an und bemühte sich um ein verführerisches Lächeln. »Entschuldige bitte, ich habe gerade … an etwas gedacht.« Sie senkte ihre Stimme zu einem verführerischen Gurren, damit er glaubte, sie habe von Sex mit ihm geträumt.
»Ich habe dich gefragt, ob wir uns nicht lieber da hinten hinsetzen wollen.« Er deutete auf eine der Polsterecken. Eigentlich war er ein sympathischer Mann. Der Typ Manager, den seine Arbeit auffraß, der gut für seine Familie
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