Sündiges Verlangen: Erotischer Roman (German Edition)
Schmerz, der sich in Simones Gesicht abzeichnete, nachempfinden. Es musste schrecklich sein, von jemandem getrennt zu sein, den man liebte, und ihn noch immer jeden Tag zu sehen.
»Mir kann niemand helfen.« Langsam ließ Simone die Hand sinken. Sie starrte hinunter auf ihren Teller, und ihre Tränen tropften auf die Brotscheibe. Nika wartete geduldig.
»Da ist was geschehen«, stieß Simone plötzlich mit erstickter Stimme hervor. »Ich habe etwas erfahren, was ich vorher nicht wusste. Ich kann es ihm nicht antun … Weil ich ihn liebe.« Sie hob ihr tränenüberströmtes Gesicht und schaute Nika flehend an.
»Was kannst du ihm nicht antun? So wie ich ihn kennengelernt habe, würde er alles mit dir durchstehen, ganz gleich, worum es geht. Weil er dich liebt.«
»Es hat keinen Sinn.« Fahrig wischte Simone mit einer Papierserviette über ihr.
»Das glaube ich nicht«, widersprach Nika mit fester Stimme. »Nicht, wenn man sich liebt.« Dabei wünschte sie sich inständig, sie würde auch so genau wissen, für wen sie bereit wäre, jeden noch so schweren Weg zu gehen.
»Wenn ich es ihm sage, würde er natürlich verkünden, dass er alles, alles mit mir durchsteht, ganz gleich, was kommt.« Simone starrte wieder auf ihren Teller.
»Ja, sicher«, stimmte Nika ihr nachdrücklich zu.
»Nachdem ich Bernd gesagt hatte, dass ich ihn nicht heiraten werde, ging ich zum Friseur und ließ mir die Haare knallrot färben. Er hat meine kastanienbraunen Haare geliebt. Aber nicht mal diese Farbe hat ihn abgeschreckt.« Mit einem bitteren Auflachen warf Simone ihre rote Mähne über die Schultern zurück.
»Vielleicht weil dir auch diese Farbe gut steht. Außerdem würde er dich auch mit Glatze lieben.«
»Auch als sabberndes, zuckendes Ungeheuer?« Mit zusammengekniffenen Augen starrte Simone über den Tisch.
»Wie meinst du das?«
In diesem Moment kam Helene zurück in die Küche. »Ich werde mich heute endlich mal wieder um die Buchhaltung kümmern. Da ist einiges liegen geblieben«, erklärte Simone sofort und stand vom Tisch auf. Offenbar hatte sie nicht vor, das Thema in Helenes Gegenwart zu diskutieren.
Helene schaute ihr hinterher, nachdem sie im Flur verschwunden war. »Es scheint ihr besser zu gehen. Sie hat sich seit Wochen nicht um die Bücher gekümmert.«
»Ja«, stimmte Nika ihr nachdenklich zu.
Carolina stand in ihrem Schlafzimmer vor dem Spiegel und bürstete ihre Haare. Als hinter ihr die Tür aufging und Steffen hereinkam, drehte sie sich nicht um, sondern sprach mit seinem Spiegelbild.
»Erstens klopft man an, bevor man ein Zimmer in einem fremden Haus betritt, und zweitens habe ich dir gesagt, du sollst nicht hierherkommen, wenn ich dich nicht zu mir gerufen habe.« Sie ließ die Bürste sinken, legte sie aber nicht aus der Hand. Vielleicht musste sie ihren Worten mithilfe der harten Borsten Nachdruck verleihen.
»Ich muss mit dir reden.« Steffen schloss die Tür hinter sich.
»Ich aber nicht mit dir.« Spielerisch schwang Carolina die Bürste durch die Luft.
»Genau darum geht es. Du weißt, ich genieße unsere Spiele. Aber ich will nicht so behandelt werden. Wie ein Stück Dreck. Ich bin ein Mensch, und ich habe Gefühle. Wenn wir Sex haben, bin ich gern dein Sklave, aber zu anderen Zeiten möchte ich, dass du mich als Mann ernst nimmst. Ich möchte so etwas wie dein Partner sein.«
»Mein Partner?« Sie lachte schrill. »Mein Partner ist gestorben, und ich werde nie wieder einen haben. Ich kann dir nur das geben, was ich dir all die Monate gegeben habe. Mehr nicht.«
»Dann werde ich Gut Garell verlassen. Einen Job wie hier finde ich überall. Ich habe schon mit Bernd gesprochen. Er lässt mich ohne Einhaltung der Kündigungsfrist gehen, weil er meint, ein lustloser Arbeiter bringt sowieso nichts. Und ich habe keine Lust mehr.« Er verschränkte die Arme vor der Brust und presste die Lippen zusammen.
»Wie du meinst.« Carolina drehte sich zu ihm um, sah ihm aber nicht ins Gesicht. »Dann lass dich nicht aufhalten.«
»Mach’s gut.« Ohne sie noch einmal anzusehen, verließ er das Zimmer.
Verblüfft schaute Carolina hinter ihm her. Sie hatte keine Gefühle in diese Beziehung investiert. Es war nicht einmal eine Beziehung gewesen. Nur Sex. Dennoch tat es irgendwie weh, einfach verlassen zu werden. Obwohl sie ihn sogar verstand.
Schließlich legte sie die Bürste beiseite und ging nach unten zum Frühstück. Nika saß allein am Tisch und stocherte gedankenversunken in ihrem Rührei.
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