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Süß ist die Angst

Süß ist die Angst

Titel: Süß ist die Angst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pamela Clare
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abgeschlossen hat, was wiederum Wochen dauern kann. Und wir können nur dann herausfinden, ob es sich um einen Komplizen von Cross gehandelt hat, wenn wir eine Augenzeugin befragen – und das wäre Megan.«
    »Also müssen wir uns darauf konzentrieren, diesen Bericht in die Finger zu bekommen und Megan zu suchen. Da ich keine Ahnung habe, wie wir an den Bericht kommen sollen, es sei denn, wir brechen ins Archiv ein und klauen ihn, bleibt uns nur Megan als Anhaltspunkt. Wir sollten also jeden aufspüren, den wir auf den Videos gesehen haben, ihre Freundinnen aus der Kindheit, den Pfarrer der Familie, den Priester aus dem Bibelcamp, den sie offenbar gemocht hat.«
    Er bückte sich, küsste sie auf die Wange und ging in die Küche.
    »Ich denke, wir sollten mit dem Priester anfangen.«

[home]
27
    E s war später Nachmittag, als Hunt Sophie in der Nähe der Lakeview Christian Church absetzte. Der Himmel war bedeckt, und es roch nach Schnee. Sie zog den Mantel fest um ihren Körper, warf einen Blick zurück auf den wartenden Jaguar und eilte mit größter Vorsicht auf dem Bürgersteig auf die Kirche zu. Sie trug eine Nadelstreifenhose, Blazer und eine taillierte Bluse, und dazu sahen eben nur hohe Absätze gut aus.
    Lakeview war eine riesige Kirche, die von einer ebenso riesigen Parkplatzfläche umgeben war, doch nun war kaum ein Auto zu sehen. Das Gebäude verfügte über eine eigene Ampel und eine eigene Bushaltestelle. Vorne hing ein Plakat, auf dem das Thema für den nächsten Sonntagsgottesdienst angekündigt wurde: »Bist du zu beschäftigt, um für Gott Zeit zu haben?«
    Sophie und Hunt hatten die vergangenen zwei Stunden damit verbracht, das Bibelcamp zu finden, in dem Megan offenbar recht glücklich gewesen war, nur um zu erfahren, dass Pine River, das außerhalb von Jamestown gelegen hatte, vor zwei Jahren geschlossen worden war, als der Priester, dem das Land gehört hatte, in den Ruhestand gegangen war. Diese Fährte war die vielversprechendste gewesen und hatte sich als Sackgasse erwiesen. Sophie hätte schreien mögen.
    Da keines der Mädchen, die mit Megan zusammen auf den Videos zu sehen gewesen waren, mit Nachnamen genannt worden war, war der Pastor von Lakeview ihre letzte Hoffnung. Wenn dieser sich nicht an Megan oder ihre Freundinnen erinnerte, dann blieb Hunt nichts anderes übrig, als wieder auf den Straßen nach ihr zu suchen, wodurch er sich der Gefahr aussetzen musste, erkannt und geschnappt – oder getötet! – zu werden.
    Allein der Gedanke weckte in Sophie nacktes Entsetzen. Sie hatte von Leuten gehört, die Selbstmord begingen, indem sie einen Polizisten mit der Waffe bedrohten, um im nahezu unvermeidlich folgenden Kugelhagel zu sterben. War Hunt verzweifelt genug, etwas Derartiges zu tun? Bis heute hätte sie diese Frage mit einem klaren »Nein« beantwortet, aber nach dem, was er ihr am Morgen gesagt hatte, war sie nicht länger sicher. Er hatte im Gefängnis die Hölle durchlebt.
    Ich kann nicht dorthin zurück, Sophie.
    Nein, das konnte er nicht. Und sie würde alles in ihrer Macht Stehende tun, um dafür zu sorgen, dass es auch nicht passieren würde.
    Sie ging den sauber vom Schnee befreiten Weg entlang, bis sie meinte, den Haupteingang erreicht zu haben. Vier gläserne Doppeltüren, die in eine geräumige, mit Kinderzeichnungen geschmückte Halle führten. Ein Pfeil mit dem Hinweis auf »Büros« wies sie in einen Flur zur Rechten.
    Sie fand das Büro des Geistlichen etwa in der Mitte des Flurs. Die Tür stand offen, und ein älterer Mann saß hinter einem Schreibtisch und las. Er hatte eine Gleitsichtbrille auf der Nase. Sie erkannte ihn aus den Videos und von der Webseite der Kirche.
    »Pastor Paul?«
    Er blickte auf, erhob sich und lächelte.
    »Das bin ich.«
    Sie hielt ihm ihren Presseausweis hin.
    »Sophie Alton vom
Denver Independent.
Ich würde mit Ihnen gerne über ein ehemaliges Gemeindemitglied reden, falls Sie sich an sie erinnern. Eine junge Frau namens Megan Rawlings.«
    Er winkte sie herein und zog nachdenklich die Stirn kraus. »Megan Rawlings? Kann es sich um Frank und Emmas Tochter handeln?«
    Er kannte sie noch!
    Gott sei Dank!
    »Ja. Sie hatten sie adoptiert.« Sie setzte sich auf den Stuhl ihm gegenüber und hoffte, dass sie nicht zu verzweifelt wirkte. »Sie ist vor kurzem mit ihrem Baby verschwunden, und ich versuche, sie zu finden. Ich hatte gehofft, Sie könnten sich vielleicht erinnern, wer ihre Freundinnen waren. Oder hätten eine Ahnung, wohin sie sich

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