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Süß ist die Angst

Süß ist die Angst

Titel: Süß ist die Angst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pamela Clare
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obwohl es keinesfalls seine Aufgabe gewesen war. Ihm wenigstens schuldete sie die ganze Wahrheit.
    Zählt denn die ganze Wahrheit? Du hast ihnen auch nicht gesagt, dass er dich geküsst hat.
    Schlimmer noch, sie hatte ihnen nichts von Megan erzählt. Auch wenn die Sache mit dem Kuss die Ermittlung nicht weiterbringen würde – welchen Unterschied machte es schon –, war das mit Megan alles andere als unwichtig. Die Polizei dachte sich bereits, dass Hunt ausgebrochen war, um sich mit Megan zusammenzutun, aber sie hatte keine Ahnung, warum. Über seine Andeutungen in Bezug auf Cross und dessen mysteriösen Komplizen würde sie definitiv Bescheid wissen wollen, da machte sie sich nichts vor.
    Aber alles, was Hunt über Megan gesagt hatte, war inoffiziell gewesen. Sie hatte ein Versprechen gegeben, und das konnte sie nicht brechen, ohne ihre Berufsehre zu verraten. Im Übrigen … was, wenn Hunt recht hatte und der Mann, der hinter Megan her war, tatsächlich noch immer auf der Seite des Gesetzes arbeitete?
    Ich werde ihm nicht verraten, was ich weiß, oder ihn sogar auf Megans Spur bringen.
    Sie begegnete Julians Blick, der sie kritisch zu mustern schien. Ahnte er, dass sie etwas zurückhielt?
    Sergeant King blätterte die Seite seines Blocks um.
    »Was hatte er an, als er ging?«
    Natürlich konnte sie sich bestens erinnern, sie hatte genau zugesehen, wie er sich angezogen hatte. Warum also zögerte sie mit der Antwort?
    Verzeih mir, Sophie. Ich wollte dir nie etwas antun.
    »Du bist ihm nichts schuldig, Sophie«, sagte Kara, die anscheinend Gedanken lesen konnte.
    »Gar nichts – außer vielleicht einen zweiten Tritt in die Eier«, fügte Tessa hinzu.
    Nun meldete sich auch Reece zu Wort.
    »Natürlich bist du ihm dankbar, dass er dich vor dem Tod durch Erfrieren bewahrt und der Polizei deinen Aufenthaltsort durchgegeben hat, aber er hat es garantiert nicht aus Sorge um dich getan.«
    Julian nickte.
    »Er will nur nicht in die Todeszelle kommen.«
    Über Holly und Kat erschien Hunts Polizeifoto auf dem Bildschirm. Untertitelt war es mit »Großfahndung in Colorado«.
    Sophie schluckte den dicken Kloß herunter, der sich in ihrer Kehle gebildet hatte.
    »Er war angezogen wie für eine Everest-Expedition: Rucksack, Daunenparka, Skihose, darunter Jeans, eine Wollmütze, Handschuhe, Schneeschuhe. Ich war nicht mit ihm im Laden, daher weiß ich nicht, was er noch alles mitgenommen hat. Er war bewaffnet. Zwei Pistolen, glaube ich.«
    Und schon war aus der Lügnerin eine Verräterin geworden.
    Falls sie mich erwischen, dann kehre ich wahrscheinlich im Leichensack zurück.
    Und wenn sie ihn erschossen? Ihn töteten? Andererseits … nach allem, was er getan hatte, was kümmerte es sie? Der Mann war ein Mörder, und er hatte ihr eine Waffe an die Schläfe gepresst und sie entführt.
    Gott, wenn sie sich nur nicht so wirr im Kopf fühlen würde. Ihre Gedanken bewegten sich im Kreis. Sie brauchte eindeutig Schlaf, und das möglichst bald.
    Sergeant King nickte und machte sich Notizen.
    »Wir haben eine blutige Mullbinde, Latexhandschuhe und Klebeband in der Hütte gefunden. Im Schlafsack waren außerdem Blutflecken. Wie schwer war er verwundet?«
    Auch das hatte sie zu erwähnen vergessen.
    »Eine Kugel hatte ihn in der Schulter getroffen. Er hat die Wunde mit dem Klebeband verschlossen, um sich um mich kümmern zu können. Ich … ich habe ihm einen Verband gemacht, bevor er gegangen ist.«
    Sie spürte, wie Tessas Hand sich fester um ihre schloss.
    Sergeant King blickte auf und sah sie mit ernster Miene an. »Wie man mir gesagt hat, haben Sie es abgelehnt, sich einer forensischen Untersuchung zu unterziehen, ist das korrekt?«
    Die forensische Untersuchung war der offizielle Ausdruck für die Untersuchung auf Vergewaltigung.
    »Ich sagte Ihnen schon, dass er mir nichts getan hat. Die blauen Flecken habe ich mir selbst zugefügt, als ich fliehen wollte. Und wenn ich nicht in den Schnee gefallen wäre, hätte auch keine Gefahr auf Unterkühlung bestanden.«
    Julian und Reece sahen sich stirnrunzelnd an.
    Sergeant King fuhr fort, als habe er sie nicht gehört.
    »Sie haben ausgesagt, dass er sowohl Ihre als auch seine Kleidung abgelegt hat und zu Ihnen in den Schlafsack gekrochen ist, während Sie entblößt …«
    »Aber doch nur, weil er mein Leben retten wollte.«
    »… und bewusstlos waren. Unter diesen Umständen wäre es sicher klüger, die Untersuchung durchführen zu lassen, nur für den Fall, dass etwas

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