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Süß ist die Angst

Süß ist die Angst

Titel: Süß ist die Angst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pamela Clare
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Decke herab. Ein Bett mit einer Decke mit orangefarbenem Blumendruck stand an einer Wand, an der anderen ein alter Fernsehapparat. Neben dem Bett befand sich eine weitere Tür, die einen Spalt offen stand und einen Blick auf die Toilette gewährte. Außer einem Schrank gab es einen Küchenblock mit Spüle und Kochplatte. Ein einzelnes Fenster mit einem vergilbten schiefen Rollo bot einen Panoramablick auf die Gasse.
    Home, sweet home.
    Und verglichen mit seiner Zelle, war es eine Suite im Hilton.
    Er ließ seinen Rucksack aufs Bett fallen und schüttelte den Gedanken an die Nutte ab. Es gab Wichtigeres. Er hatte nicht erwartet, wie intensiv die Medien über seine Flucht berichten würden. Dadurch erhöhte sich das Risiko, dass jemand ihn erkannte, obwohl er sich den Bart abrasiert hatte. Er würde sich die Haare abschneiden und vielleicht sogar färben müssen.
    Er schaltete den Fernseher ein und redete sich ein, dass er sich nur deswegen die Nachrichten ansah, weil er auf dem Laufenden bleiben wollte, was den Kenntnisstand der Polizei betraf. Aber er wusste sehr gut, dass er sich etwas vormachte. Er wollte Neuigkeiten von Sophie hören. Wollte sie sehen. Wollte sich vergewissern, dass es ihr gutging.
    Zuerst kam der Ton, danach langsam das Bild.
    Ein untersetzter Cop nuschelte ins Mikrofon und brachte die Nation auf den neuesten Stand dessen, was offensichtlich die umfassendste Fahndungsaktion in der Geschichte Colorados war.
    Sehr schmeichelhaft.
    Der Polizist erzählte, wie viele Leute und wie viele Behörden an der Suche beteiligt waren. Das FBI erstaunlicherweise nicht. Offenbar sahen die Bundesagenten bei dieser Geschichte keine Möglichkeit, sich ins rechte Licht zu rücken, sonst hätten sie den Fall längst an sich gerissen.
    »Im Augenblick überprüfen wir jede Möglichkeit, sogar die, dass der Flüchtige bereits den Staat verlassen hat oder aber in den Bergen erfroren ist.«
    Erfroren?
    Hielten sie ihn für derart dämlich?
    Nun, wenigstens gingen sie den falschen Spuren nach.
    Und nichts Neues über Sophie.
    Er ignorierte das Bedürfnis, sich auf der Suche nach mehr Informationen über die Ex-Geisel durch die Programme zu zappen, und schaltete den Fernseher aus, um sich seinem Rucksack zu widmen. Er musste sich auf Megan und Emily und das, was er zu tun hatte, konzentrieren.
    Er hatte den größten Teil des Diebesguts aus dem Sportgeschäft im Lager gelassen und nur mitgenommen, was er wirklich in der Stadt brauchte: Bargeld, Kleidung, Schuhe, das Erste-Hilfe-Set, Nahrungsmittel und natürlich die Pistolen, die ihm das DOC freundlicherweise überlassen hatte. Er würde sich ein paar Dinge anschaffen müssen – einen Laptop zum Beispiel – und sich dann auf den Weg durch die Straßen machen. Er würde überall dorthin gehen, wo Megan früher häufig gewesen war, und mit jedem sprechen, der sie kannte. Irgendjemand musste etwas wissen.
    Gott, wie sehr er sich wünschte, dass sie ihm die ganze Wahrheit erzählt hätte. Er wusste nur, dass Cross sie vergewaltigt hatte und dass er nicht allein gewesen war. Megan war zu hysterisch gewesen, um ihm mehr zu sagen. Und da ein Toter in seinem Wohnzimmer gelegen und er um ihre geistige Gesundheit gefürchtet hatte, hatte er sie nicht so ausgefragt, wie er es hätte tun müssen. Kurz darauf hatte er sich im Gefängnis wiedergefunden und sie weder besuchen noch mit ihr sprechen können, und jegliche Kommunikation hatte über ein kompliziertes Netzwerk aus Strafvollzugsbeamten stattfinden müssen, von denen er die meisten nicht kannte und keinem vollkommen traute. Nun musste er ohne Megans Hilfe herausfinden, was wirklich geschehen war.
    Aber zuerst musste er auspacken und duschen.
    Er verstaute das Bargeld – fünftausend Dollar – hinter zwei lockeren Deckenpaneelen, warf die schmutzige Wäsche auf einen Haufen und brachte Erste-Hilfe-Kasten, Shampoo, Seife und Rasierzeug ins Bad. Dann zog er sich aus, drehte das heiße Wasser an und trat unter den Wasserstrahl.
    Mit dem üblichen unangenehmen Ziehen im Bauch seifte er sich rasch ein, schamponierte die Haare, rubbelte sich den Schweiß und den Gestank des Gefängnisses von der Haut und spülte die Wunde an seiner Schulter aus. Erst als er den restlichen Seifenschaum abgespült hatte und das Wasser abdrehen wollte, begriff er, dass er sich nicht zu beeilen brauchte.
    Niemand, der ihn anbrüllte, dass seine vier Minuten um waren. Kein Pfeifkonzert, keine vulgären Rufe, keine gierigen Blicke. Es gab keine

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