Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Süß ist die Angst

Süß ist die Angst

Titel: Süß ist die Angst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pamela Clare
Vom Netzwerk:
geschehen ist, an das Sie sich nicht erinnern.«
    Ein unbehagliches Schweigen dehnte sich aus.
    Matt trat von einen Fuß auf den anderen.
    »Vielleicht sollten wir einen Moment hinausgehen.«
    Holly stieß ihm den Ellbogen in die Rippen.
    »Vielleicht solltest
du
einen Moment lang hinausgehen.«
    Julian trat einen Schritt vor.
    »Sophie, ich weiß, dass das schwer für dich ist. Du bist erschöpft und hast Furchtbares erlebt. Aber ich stimme Sergeant King zu. Marc Hunter ist ein skrupelloser Killer, der mehr als sechs Jahre lang hinter Gittern war. Während du bewusstlos warst, ist er immerhin in Hautkontakt mit dir gekommen, und allein das erfüllt schon den Tatbestand der sexuellen Belästigung. Wie kannst du dir sicher sein, dass er nicht mehr getan hat, während du nicht bei Bewusstsein gewesen bist?«
    Weil er einmal ein Junge gewesen ist, der Mädchen beschützt hat. Weil er mir einmal in letzter Minute vorgeschlagen hat, es lieber sein zu lassen, damit ich Jungfrau bleiben kann. Weil Hunt vielleicht Schlimmes getan hat, aber kein Vergewaltiger ist.
    Sie begegnete Julians Blick.
    »Weil ich mir sicher bin.«
    Er musterte sie, bis es ihr unangenehm wurde.
    »Alle raus.«
    Matt schlurfte zur Tür.
    Alle anderen blieben stur da, wo sie waren.
    Wenn sie nicht so müde und erschlagen gewesen wäre, hätte Sophie wahrscheinlich gelacht.
    »Schon gut«, sagte sie. »Sag, was immer du zu sagen hast. Sie finden es sowieso heraus. In einer Redaktion kann man unmöglich Geheimnisse haben.«
    Reece zuckte die Achseln. »Reporter.«
    Julians Miene wurde noch finsterer. Er streckte den Arm aus, legte die Hand auf die Decke, da, wo ihr Knie war, und holte tief Luft.
    »Also gut. Ich weiß nicht, wie man es taktvoll ausdrücken soll, also sag ich es einfach, wie es mir in den Sinn kommt. Selbst wenn du ihm erlaubt hast, dich anzufassen, selbst wenn du ja gesagt hast, selbst wenn du alles getan hast, was er wollte, ohne dich dagegen zu wehren – es würde immer noch als sexuelle Nötigung betrachtet werden, da du seine Geisel warst. Ich habe die Videos gesehen, Sophie. Ich habe gesehen, wie er eine 45 -er an deine Schläfe gehalten hat. Und wie entsetzt du gewesen bist.«
    Heißes Blut strömte in ihr Gesicht, und sie starrte ihn ungläubig an.
    »Du glaubst, dass …«
    »Ich glaube, dass du durch die Hölle gegangen und froh bist, noch am Leben zu sein. Ich bitte dich, mir bei meiner Arbeit zu helfen, und sage dir, dass es völlig normal ist, was immer du fühlen magst. Nichts von dem, was geschehen ist, ist deine Schuld.«
    Mit glühenden Wangen zwang sich Sophie, seinem Blick standzuhalten.
    »Er hat mich geküsst. Das ist alles. Als ich sagte, dass er aufhören soll, hat er es getan. Er hat sich sogar entschuldigt.«
    Julian betrachtete sie noch eine Weile und schien dann halbwegs beruhigt.
    »Okay. Wenn du deine Meinung ändern solltest …«
    »Nein. Er hat mir nichts getan.«
    Einen Moment lang herrschte wieder Schweigen. Dann stand Sergeant King auf, nickte Julian zu und ging.
    »Ich weiß, dass es dir im Augenblick gar nichts hilft, aber ich werde eine offizielle Untersuchung einleiten«, sagte Reece. »Ich will wissen, wie das passieren konnte, und werde sicherstellen, dass es kein zweites Mal passiert.«
    Sophie sah ihn an und brachte ein Lächeln zustande.
    »Ich weiß schon, warum ich dich immer wieder wähle.«
    Dann klopfte es an der Tür. Der blonde Kopf eines Mannes schaute herein.
    »Schwesterchen?«
    »David! Aber wie …?« Tränen drangen in Sophies Augen, und die Kehle wurde ihr eng.
    Und dann war ihr kleiner Bruder bei ihr, schloss sie in die Arme, und sie konnte nicht mehr sprechen.
     
    »Die Miete wird jeden Montag im Voraus bezahlt. Spätestens bis Mittag. Bar oder per Überweisung. Ich nehme keine Schecks und keine Kreditkarten.« Der Motelbesitzer, ein Mann mit schütterem Haar und Bierbauch, der über seinen Hosenbund quoll, deutete auf die Hausordnung, die mit gelbem Klebeband an der Wand befestigt war. »Wenn Sie nicht pünktlich zahlen, schmeiß ich Sie raus. Ich bin nicht die Wohlfahrt.«
    »Verstanden.« Marc zählte drei Fünfziger ab, schob seinen falschen Ausweis zurück in seine Brieftasche und suchte durchs Fenster den hell erleuchteten Parkplatz ab, während er gleichzeitig den Nachrichten lauschte, die im Fernsehen liefen.
    Er sagte sich, dass die furchtbare Beklemmung, die er empfand, vor allem auf Überreizung der Sinne zurückzuführen war, die natürliche Reaktion eines

Weitere Kostenlose Bücher