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Süß ist die Angst

Süß ist die Angst

Titel: Süß ist die Angst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pamela Clare
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eigentlich machte. Dann, plötzlich, holten ihn all die Erinnerungen ein, die sein Gespräch mit Sophie in der vergangenen Nacht hervorgezerrt, die er aber den ganzen Tag über zu ignorieren, zu verdrängen, zu vergessen versucht hatte. Er taumelte unter dem Gewicht seiner Reue und sank zu Boden, als die Bilder in seinem Geist miteinander kollidierten.
    Lass sie in Ruhe! Sie ist meine kleine Schwester.
    Deine Schwester lebt jetzt bei einer besseren Familie. Sie ist bei Menschen, die sie richtig erziehen werden.
    Du weißt doch, wie die Tussen im Knast sind. Total gelangweilt und rattenscharf. Jedes Mal, wenn du an den Zellen vorbeigehst, warten sie doch nur drauf, dass du’s ihnen gibst.
    Bamm! Bamm! Bamm!
    Es ist die Hoffnung dieses Gerichts, Mister Hunter, dass Sie hinter Gittern sterben.
    Warum wehrst du dich so sehr, Hunter? Hast du Angst, dass es weh tut? Hast du Angst, es könnte dir gefallen?
    Bitte nicht. Ich wollte doch nur Ihrer Schwester helfen.
    Was immer ich fühle, bezieht sich auf den Jungen, der du auf der High School warst, nicht auf den Mann, der du heute bist.
    Er kniff die Augen zu und versuchte, die Erinnerungen zum Schweigen zu bringen. Sein Atem kam stoßweise, und seine Finger gruben sich in den kalten Sand.
    Gott, was hatte er bloß mit seinem Leben angestellt? Auch wenn es vorher nicht perfekt gewesen war – weit davon entfernt –, so hatte er es selbst endgültig zerstört. Wenn er doch nur zu jener einen Nacht damals, als alles gut, alles perfekt gewesen war, hätte zurückgehen und mit dem jungen Burschen Hunt reden können.
    Na, und was würdest du dir sagen, Hunter?
    Finde Megan schneller und besorge ihr einen Therapieplatz? Vertraue Cross nicht? Laufe nicht mit geladener Pistole im Haus herum? Hau ab und fliehe, so schnell du kannst, über die Grenze?
    Und während er noch in die Dunkelheit starrte, wusste er es.
    Lass sie nicht gehen, Hunt. Lass Sophie nicht los. Lass nicht zu, dass sie aus deinem Leben verschwindet.
    Wenn er damals bloß schon so viel Weitsicht besessen hätte!
    Er saß da, empfand die Reue so selbstverständlich, als gehörte sie zu seiner Persönlichkeit, fühlte sich leer und ausgehöhlt und starrte in den schwarzen Canyon, bis die Sonne sich langsam hinter ihm erhob und die Felswände in zartes rosiges Gold tauchte.
    Es war zu spät für ihn, zu spät, um all das, was er verbockt hatte, wieder geradezubiegen. Zu spät, sich das Leben und die Frau, die er gewollt hatte, zurückzuholen.
    Aber es war nicht zu spät für Megan, und für Emily schon gar nicht.
    Er stand auf, kehrte zum Wagen zurück und machte sich auf den langen Heimweg nach Denver.

[home]
13
    I ch habe es Ihnen bereits gesagt, Miss Alton. Wir haben keine Akten über eine solche interne Ermittlung.«
    Von all den PR -Leuten, mit denen Sophie schon zusammengearbeitet hatte, war keine irritierender als Allyson Harris vom DOC . Sie verlieh ihrer Stimme meistens nicht nur einen schnippischen, sondern einen verächtlichen Klang und gab ihrem Gesprächspartner in der Regel das Gefühl, etwas Unhöfliches, Unmögliches oder Dummes zu fragen. Heute war es schlimmer als üblich, und Sophie wusste recht gut, warum.
    Der Ermittlungsbericht über Hunts Flucht hatte Allyson den Eindruck vermittelt, Sophie müsse nicht länger ernst genommen werden. Obwohl Tom in einem beißenden Editorial mit dem DOC abgerechnet hatte, waren die Lokalzeitungen auf den Bericht angesprungen, und ein Radiomoderator hatte sich in seiner Talkshow fast eine Stunde lang darüber ausgelassen, wie unverantwortlich es von Sophie gewesen war, die ganze Gegend in Gefahr zu bringen, indem sie einem Mörder zur Flucht verholfen hatte. Nun musste sie Anfragen anderer Reporter beantworten und mit wütenden Leserbriefen umgehen. Sie wusste, dass so etwas vorkam und es sie nicht belasten sollte, aber es zermürbte sie dennoch.
    Und gerade deshalb würde sie sich von Allysons Benehmen erst recht nicht einschüchtern lassen.
    »Das ist unmöglich. Ich weiß, dass eine solche Akte existiert. Ich habe mit jemandem gesprochen, der eine Kopie davon gesehen hat.«
    Das entsprach nicht ganz der Wahrheit, aber es war auch nicht gelogen. Hunt hatte gesagt, dass der Bericht existierte, also stimmte es. Sophie konnte nicht sagen, warum sie sich da so sicher war, aber sie war es.
    Aber wie gut kennst du ihn denn wirklich?
    Sie hatte einmal gedacht, dass sie alles über ihn wusste, was es zu wissen gab. Aber sie hatte sich geirrt. Irrte sie sich

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