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Sueß, naiv und intrigant

Sueß, naiv und intrigant

Titel: Sueß, naiv und intrigant Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cecily von Ziegesar
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aber als ihre Lippen die von Kara berührten und sie einen Hauch von Erdbeer-Lipgloss auffing, hatte sie da nicht etwas gespürt? Hm. Seltsam.
    Brett griff nach ihrem Becher mit heißer Schokolade und versuchte, wieder dem Gespräch zu folgen. Sie warf einen kurzen Blick auf Heath und bemerkte, dass er sie anstarrte. Ein merkwürdiges Lächeln lag auf seinem Gesicht. Sie streckte ihm die Zunge heraus und wandte sich wieder den anderen zu. Der große Kreis hatte sich aufgelöst, man quatschte zu zweit oder zu dritt miteinander, doch als Brett genauer hinsah, stellte sie fest, dass die meisten insgeheim Jenny und Callie belauerten, die sich am Rand der Runde gegenübersaßen.
    Callie biss sich auf die mit Rosebud-Lipgloss befeuchteten Lippen und sah ihrer Zimmergenossin in das unerträglich liebe Gesicht. Jenny saß im Schneidersitz auf dem Boden, in anthrazitfarbener Yogahose und dickem Tweedpulli, in dem sie auf ganz niedliche Art verschwand. Egal wie sehr sie sich wegen Easy bekämpft hatten, Callie hatte den Wunsch, Jenny an sich zu drücken. Besonders nach diesem kuscheligen schwesterlichen Solidaritätstreffen. »Du bist so eine nette Person, wir teilen ein Zimmer – ich will einfach, dass wir Freundinnen sind«, sagte Callie schließlich. Sie meinte es ernst. Easy war ein Rüpel. Er war ihr Rüpel, schon klar, aber Jenny war ihre Mitbewohnerin. Und vielleicht sogar ihre Freundin.
    »Wie wäre es, wenn wir ihn … beide sausen lassen? Für unsere Freundschaft?«, fragte Jenny hoffnungsvoll, und der Ausdruck auf ihrem Gesicht war so lieb und engelhaft, so unwiderstehlich.
    Callies gerunzelte Stirn entspannte sich. Ein breites, erleichtertes Lächeln schob sich auf ihre Lippen. Es war, als ob in ihrem Kopf etwas klick gemacht hatte. Wie simpel: Man ließ ihn einfach sausen und war seiner Mitbewohnerin freundschaftlich verbunden.
    Wieder sah sie in Jennys Gesicht mit den großen Augen, den rosigen Wangen und dem erwartungsvollen Blick. Was hatte Easy jemals für sie getan? »Klingt mir nach einem Pakt.«
    Jenny schlang die Arme um Callie und Callie tätschelte ihr den Rücken. Die anderen Mädchen im Raum hörten auf, so zu tun, als hätten sie nicht gelauscht, und klatschten Beifall.
    »Jetzt ihr zwei! Küsst euch!«, rief Heath und trommelte diesmal mit beiden Händen auf den Boden. Wieder hatten alle so gut wie vergessen, dass er mit im Raum war. »Küsst euch! Tut es! Das wollt ihr doch -«
    Brett griff nach einem schweren Brokatkissen und schleuderte es ihm gegen die Brust. Das Treffen war nun endgültig beendet.

8
    Komme, was wolle, eine Waverly-Eule hält ihr Versprechen
    Nach dem Tennistraining hatte sich Tinsley ein Nickerchen gegönnt, das allerdings zwei Stunden gedauert und sich bis übers Abendessen erstreckt hatte. Als sie jetzt den Kopf aus ihrem Zimmer steckte, war es schon dunkel draußen. Das ganze Stockwerk wirkte seltsam verlassen. Die Stille war unheimlich, und Tinsley kam es fast so vor, als habe es einen Atomalarm gegeben und sie sei die Einzige auf dem gesamten Campus, die nicht im Bunker Schutz gesucht hatte. Was für eine perfekte Gelegenheit, um Julian herzubestellen. Allein beim Gedanken daran, wie er in seinem Wohnhaus hockte und aus seinem Fenster starrte, voller Erwartung, ihre kleine Flamme aufleuchten zu sehen, liefen ihr wohlige Schauer über den Rücken.
    Nur ging ihr Zimmerfenster zur falschen Seite hinaus. Also bequemte sich Tinsley zum Mädchenwaschraum und stemmte eines der schweren Milchglasschiebefenster hoch. Sie ließ Julians Zippo aufschnappen und die Flamme einmal, zweimal, dreimal durch die Nachtluft flackern. Mit den Fingern fuhr sie Julians eingravierte Initialen nach.
    Es waren kaum drei Minuten vergangen – kaum genug Zeit, um sich vor dem Spiegel drei unbotmäßige Augenbrauenhaare auszuzupfen – da sah sie eine ganz in Schwarz gekleidete Gestalt vom Fußweg abbiegen und auf die Dumbarton-Seite huschen. Die Gestalt drückte sich eng an die Backsteinmauer und glitt langsam daran entlang, sah sich dabei nach allen Seiten um und peilte die Lage.
    »Hey«, rief jetzt eine Stimme von unten.
    »Pscht!«, zischte Tinsley und beugte den Oberkörper aus dem Fenster. Julian streckte sich und umfasste ihre Hand, stemmte die Füße gegen die Mauer und zog sich durch das Fenster. Wankend kam er auf die Beine.
    »Kommt mir irgendwie bekannt vor.« Er ließ den Blick durch den Waschraum schweifen. Selbstverständlich erinnerte er sich, dass er Tinsley hier zum ersten Mal

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