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Sueß, naiv und intrigant

Sueß, naiv und intrigant

Titel: Sueß, naiv und intrigant Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cecily von Ziegesar
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nicht ihrem Haar, aber ihrem Herzen hatte er wehgetan. Sie wollte sich von ihm abwenden, aber er war schneller. Seine kräftigen Arme zogen sie an seine Brust, ehe sie etwas einwenden konnte. Und als ihr Körper erst einmal seinen berührte, schmiegte sie sich wie automatisch an die kratzige Wolle seines Pullovers. Easy.
    Er legte die Wange an ihren Kopf. »Ich weiß. Es tut mir so furchtbar leid. Aber ich schwöre, dass ich dir nie, nie wieder wehtun werde«, flüsterte er und küsste die Stelle, wo ihr Haar sich in dem Ast verfangen hatte. Sie schloss die Augen. »Ich liebe dich, Callie. Wirklich.«
    Und ehe sie weiter darüber nachdenken konnte, küsste sie ihn zurück. Erst seine Wange, dann seine Augenbrauen, seine Nase und schließlich seine weichen, warmen wartenden Lippen.

19
    Eine Waverly-Eule hält die Lippen verschlossen. Oder auch nicht
    Brett sah auf ihre Mathehausaufgaben hinunter. Sie war zum Lernen zu Kara herübergekommen, aber sie konnte sich kaum auf das konzentrieren, was sie in ihr Matheheft rechnete. Sie kaute auf dem Ende ihres Stiftes herum.
    »Was hast du bei zwölftens? Da kommt doch n2+2n hin, oder?«, fragte Kara, die in ihrem roten Butterfly-Sessel kauerte, das Mathebuch auf dem Schoß. Sie drückte das Radiergummi-Ende ihres Bleistifts zwischen den Augen an die Stirn. »Wenn das nämlich nicht stimmt, dann geh ich mit dem Buch auf der Stelle rüber zu Dr. Goldsteins Haus und fackel das Ding in ihrem Vorgarten ab! Direkt neben ihren abscheulichen Gartenzwergen.« Dr. Goldstein wohnte in einem der kleinen weißen Holzbungalows für Lehrpersonal am Rande des Campus und ihr Rasen war übersät mit knallbunten Gartenzwergen aus Keramik. Bestimmt wären die Dinger von frustrierten Matheschülern geklaut worden, wenn da nicht Spike gewesen wäre, Dr. Goldsteins Rottweiler, der geifernd und knurrend in ihrem Garten herumstrich.
    »Du hast Glück, dass du das richtige Ergebnis hast. Es heißt nämlich, dass Spike das Blut von angesäuerten Schülern meilenweit riechen kann.« Brett kicherte. »Ein blutrünstiger Hund und ein Garten voller Zwerge – was läuft eigentlich bei dieser Dr. Goldstein ab?«
    Kara beugte sich verschwörerisch vor und schlug ihr dickes Mathebuch zu. »Hast du noch nicht davon gehört, dass sie vor ungefähr zwei Jahren etwas angefangen hat mit so’nem Überflieger-Studenten vom California Institute of Technology? Er hat sie für seine Diplomarbeit interviewt.« Kara riss fragend die Augen auf und trommelte mit ihren abgekauten Nägeln auf ihr Heft. »Angeblich wohnt er jetzt in New York und kommt jedes Wochenende her, um sie, tja, zu interviewen .«
    Brett war sprachlos. Dr. Goldsteins Blusen waren immer falsch geknöpft, und sie trug Strümpfe, die nicht zusammenpassten. Brett hatte das als Zeichen ihrer zerstreuten Genialität gedeutet – aber vielleicht lag es doch eher daran, dass sie nachts zuvor zu lange mit ihrem attraktiven Doktoranden rumgemacht hatte. »Ist sie nicht schon uralt? Ich hätte ja niemals erwartet, dass sie – du weißt schon – jedes Wochenende wilde Sexorgien feiert.«
    Kara schnipste ihren Bleistift durchs Zimmer direkt in Bretts Schoß. »Dr. Goldstein erfreut sich eben ihres Lebens. Nur zu, sag ich da.«
    »Pf. Ich war mit jüngeren und älteren Kerlen zusammen, und ich finde, sie sind alle gleichermaßen dämlich.« Brett nahm Karas gelben HB-Stift und betrachtete ihn. Keine Beißspuren. Ihre eigenen Bleistifte waren alle am Ende angekaut, auch wenn sie wusste, dass es eine eklige Angewohnheit war. Jemand hatte ihr mal gesagt – vermutlich Heath, wer sonst -, dass es ein Zeichen unterdrückter Sexualität sei, wenn man am Bleistift kaute.
    »Aah, das klingt ja schrecklich pessimistisch.« Kara ließ ihr Mathebuch auf den Boden fallen und stand auf, um sich zu strecken. Ihr graues American-Apparel-T-Shirt rutschte hoch und entblößte einen schmalen Streifen weißen Bauch. »Ich bin sicher«, sagte sie, »dass ein paar Jungs da draußen ganz in Ordnung sind. Ein oder zwei vielleicht.«
    »Möglich.« Brett ließ die Hand über Karas Batgirl-Tagesdecke gleiten und strich die Falten glatt, die sie hineingedrückt hatte, nachdem sie sich die letzte Stunde auf dem Bett gefläzt hatte. Mann, wie viel einfacher wäre das Leben, wenn sie wie Kara ein Einzelzimmer hätte? Da gäbe es keine bescheuerte Tinsley, um die man herumschleichen musste, immer in Sorge, wann Madame Oberzicke wohl das nächste Mal austickte. Und Karas Zimmer war so …

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