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Sueß, naiv und intrigant

Sueß, naiv und intrigant

Titel: Sueß, naiv und intrigant Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cecily von Ziegesar
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tatsächlich zu ihr und griff sich verlegen den mit Erdbeergeschmack. »Danke.«
    Jenny lächelte. Vielleicht brauchte Callie nur etwas Ablenkung von dem Chaos im Zimmer. »Sag mal, du kennst doch den langen, niedlichen Typen aus der Neunten?«, wandte sie sich an ihre Mitbewohnerin, wickelte ihren Lolli mit Orangengeschmack aus und schleckte daran.
    »Julian?«, fragte Callie mit Lolli im Mund, sodass es eher wie »Wuulium« klang. Sie nahm den Lutscher heraus, ihre Lippen waren bereits dunkelrosa verfärbt. »Was ist mit ihm?«
    »Weiß auch nicht.« Jenny machte es sich auf ihrem Bett bequem, zog die Beine an und stopfte sich ihr Kissen hinter den Kopf. »Er... taucht andauernd hier bei unserem Wohnhaus auf. Heute zum Beispiel, als wir vom Training gekommen sind, hat er sich draußen hinter einem Busch rumgedrückt.« Beim Gedanken an ihre alberne Shakespeare-Bogart-Unterhaltung musste Jenny kichern. »Und gestern steckte er in der Besenkammer einen Stock tiefer.«
    »Was? Er hat sich ins Wohnhaus geschlichen?« Callie sah Jenny mit ihren haselnussbraunen Augen fasziniert an. Dann packte sie ihren Lutscher und schlenkerte ihn in Jennys Richtung. »Glaubst du, dass er hinter dir... äh, dass er dich mag?«
    »Quatsch«, erwiderte Jenny schnell und wurde rot. Sie mochte es nicht, wenn andere Leute solche Andeutungen machten. Außerdem glaubte sie nicht, dass dem so war. »Ich hab echt keinen Schimmer, was er hier gemacht hat. Mir kam er mit so einer lahmen Entschuldigung, dass er was suchen würde.«
    »Genau.« Callie war plötzlich voller schwesterlicher Gefühle. Sie eilte zu Jennys Bett und quetschte sich neben deren Füße. »Ich wette, er hat nach dir gesucht!« Allein die Vorstellung machte sie ganz euphorisch. Wäre das nicht perfekt? Was Jenny jetzt unbedingt brauchte, war ein süßer Typ, der aus dem Nichts auftauchte und sie derart von den Socken riss, dass sie komplett vergaß, überhaupt jemals einen Easy Walsh gekannt zu haben. Und Julian war ein heißer Junge. Vielleicht ein bisschen zu groß und zu lang für die winzige Jenny, aber die stand ja anscheinend auf hochgewachsene Typen. Callie tätschelte aufgeregt die Füße ihrer Mitbewohnerin.
    »Nein, das ist total absurd. So war es nicht.« Jennys Mund war vom Lolli-Lutschen ganz orange und Callie musste kichern. Jenny sah wie ein kleines Mädchen aus, ein äußerst niedliches kleines Mädchen. Und Julian war welche Jahrgangsstufe? Neunte? Also das passte doch ausgezeichnet! »Na ja, so ein bisschen geknistert hat es schon.« Jennys Blick war verträumt und sie spielte mit einer ihrer langen braunen Locken.
    »Vielleicht begegnest du ihm morgen wieder?« Callie gab sich Mühe, nicht zu eifrig zu erscheinen. Jenny sollte schließlich nicht auf die dumme Idee kommen, dass sie irgendwelche Hintergedanken hegte. Ein klein wenig schuldbewusst fühlte sie sich schon, als ihr klar wurde, dass sie Jenny bereits hinterging, indem sie ihr nichts von Easy erzählte. Aber das war doch wirklich nur zu ihrem Besten, nicht wahr? Jenny wäre am Boden zerstört, wenn sie erfuhr, dass Easy und Callie wieder … tja, eben Easy und Callie waren.
    Jenny rutschte vom Bett und tappte zu ihrer Kommode. Sie holte eine bequem aussehende dunkelblaue Nick-and-Nora-Schlafanzughose heraus, der weiße Stängel ihres Lollis steckte ihr zwischen den Lippen wie eine superdünne Zigarette. Sie warf Callie einen Blick zu und lächelte spitzbübisch. »Aber ich hab ihn gefragt, ob er mir für mein Kunstprojekt Modell sitzen will. Also … begegne ich ihm morgen wohl schon wieder.«
    Callie quiekte begeistert. »Das ist ja großartig!«, rief sie. Und dann konnte sie sich nicht mehr bremsen. Sie rannte hinüber zu Jenny und drückte sie fest an sich. Bitte, bitte, bitte, bitte, bitte – Jenny und Julian sollen sich ineinander verlieben! »Ganz bestimmt wird es zwischen euch beiden funken. Das spüre ich!« Sie hoffte inständig, dass es funken würde, und zwar schnell .

     
     
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  Mittwoch, 9. Oktober, 21:20 Uhr 
 Betreff: 
  Schönen Mittwoch noch! 
Hi Dad, ich wollte gestern am Telefon nicht so klingen, als hätte ich’ne Krise – ich war nur ein bisschen fertig nach’ner monstermäßig anstrengenden Lateinstunde. (Aber du solltest mich jetzt mal Cicero vortragen hören, bin weit gekommen in einem Monat!)
Hier läuft alles total super.

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