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Sueß, naiv und intrigant

Sueß, naiv und intrigant

Titel: Sueß, naiv und intrigant Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cecily von Ziegesar
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Vielleicht fand Callie ja auch einen, der sie von dem unvergesslichen Easy Walsh ablenkte? Alles schien sich allmählich in die richtige Richtung zu entwickeln.

     
     
 Eulen.Net 
  SMS-Eingang 
     
     
 TinsleyCarmichael: 
  das sind jetzt schon über 30 sekunden. 
 TinsleyCarmichael: 
  kommst du noch her oder was? 
 TinsleyCarmichael: 
  julian? 

18
    Eine Waverly-Eule weiß Mutter Natur zu schätzen – vor allem in Begleitung einer anderen Eule
    Was mach ich da? Was mach ich? Callie hielt am Rand des Wegs, der zum Bootshaus führte, inne, genau an der Stelle, wo sie abbiegen musste. Der Himmel begann, orangerot zu glühen. Ihr Magen knurrte ein bisschen und erinnerte sie daran, dass sie das Abendessen sausen ließ. Aber sie war sowieso viel zu nervös und überdreht, um irgendwas zu essen. Nach Sport war sie unter die Dusche geprescht. Sie hatte sich Schweiß und Schmutz vom Körper gespült, dann war sie sich anziehen gegangen. Sie hatte keine Ahnung, was ein angemessenes Outfit für das Modellsitzen im Wald mit ihrem Exfreund war. Nach zwanzig Minuten Hin- und Herüberlegen hatte sie sich zwingen müssen, eilig irgendwas anzuziehen. Easy hatte beschlossen, sie , Callie Vernon, zu malen. Also wollte er bestimmt, dass sie als Callie Vernon zu ihrem Termin erschien. Wenn das bedeutete, in ihren teuren, nicht unbedingt für eine Verabredung im Wald geschneiderten Klamotten anzutanzen, bitte sehr.
    Da stand sie nun, in engen Theory-Hosen, hochhackigen, spitzen Stiefeln und einem schwarzen Vince-Pullover, dessen runder Ausschnitt gerade so tief war, dass es nicht unanständig wirkte. Ihr Haar wellte sich etwas an den Spitzen, weil es noch etwas feucht war, und Callie fror es gleich noch mehr. Sie schloss den Reißverschluss ihrer roten Steppweste bis zum Kinn, das Futter aus Kaninchenfell kitzelte sie an der Nase. Dann bog sie vom Weg ab. Die Absätze ihrer Stiefel sanken in den moosigen Boden ein. Sie rief sich ihre Abmachung mit Jenny ins Gedächtnis und dachte daran, dass sie ihrer Mitbewohnerin gerade mitten ins Gesicht gelogen und behauptet hatte, sie müsse eilig in die Bibliothek. Nein, sie würde nicht zulassen, dass diese Sache mit Easy über Freundschaft hinausging. Aus dem Grund hatte sie sich beim Duschen auch extra nicht die Beine rasiert. Stoppelige Beine gaben ihr das Gefühl, ganz unsexy zu sein. Und genau dieses Gefühl brauchte Callie in hoher Dosierung, wenn sie allein mit Easy im Wald war.
    Vorsichtig über Zweige staksend, ging sie zwischen den Bäumen hindurch und fand es angenehm, wie das Laub unter ihren Schritten knisterte. Sie sog die frische, nach Herbstlaub riechende Luft ein und wünschte sich, etwas naturverbundener zu sein. Das könnte doch eventuell Spaß machen, oder? Natürlich nur, solange es nicht bedeutete, dass sie hässliche Wanderstiefel oder so ein schreckliches Deo ganz ohne Duft tragen musste. Sie kam an die kleine Lichtung, von der sie vermutet hatte, dass sie Easys Geheimplätzchen war. Und tatsächlich, da war er. Er hockte vor einer ganzen Batterie Farbtuben, die er im Gras ausgebreitet hatte. Sie blieb einen Augenblick einfach stehen, starrte hinüber und nahm das Bild in sich auf. Easy wirkte hier draußen so gelöst, so natürlich. Selbst aus der Entfernung konnte sie seinen Bewegungen eine freudige Gelassenheit ansehen, die sie sonst nur an ihm beobachtet hatte, wenn er bei Credo war.
    In dem Moment blickte er auf und sah sie, und sein Gesicht verzog sich zu einem breiten, schiefen Grinsen. »Hey«, sagte er, stand auf und wischte sich die Hände an der dunklen Jeans ab, die – wie sollte es anders sein – sowieso schon ganz schmutzig war. »Was hältst du davon?« Er breitete die Arme aus, um ihre Aufmerksamkeit auf die Lichtung zu lenken.
    Callie kam langsam näher. Allein der Anblick von Easy, der nichts anderes machte, als die Arme auszubreiten, rief in ihr wieder all die alten Gefühle für ihn wach. Verflucht! Dieses Treffen würde doch kniffliger werden, als sie erwartet hatte, unrasierte Beine hin oder her. »Hübsch«, erwiderte sie artig. »Wo sind die Blumen?«
    »Hör mal, wir haben Oktober!«
    »Was, gibt’s im Herbst denn keine Blumen?«, fragte sie vorwurfsvoll. Sie merkte, wie sie in die etwas widerspenstige Haltung rutschte, die Easy mal so an ihr gemocht hatte. Sie tat das nicht willentlich. Es kam einfach so über sie … von selbst. »Wie doof.«
    Easy lachte. Kleine Fältchen bildeten sich in seinen Augenwinkeln, und Callie

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