Sueß, sexy - skandaloes
„Wir kennen den Mann nicht einmal, wie sollen wir ihm denn da ähneln?“
„Keine Ahnung. Ich bin nur froh, dass ich nicht der Einzige bin, den Edmond mit Anrufen belästigt“, sagte Steven.
Die Unterhaltung wandte sich den geschäftlichen Belangen zu, und zum ersten Mal seit Edmond ihn am Nachmittag angerufen hatte, verspürte Geoff wieder so etwas wie inneren Frieden. Er wusste, wie er sein Privatleben managen und sicherstellen konnte, dass Amelia ihren Platz darin fand.
Amelia zog sich für den Abend mit Geoff sehr sorgfältig an. Sie wählte enge Jeans und ein Top, schlang sich einen Schal um und zog eine Lederjacke an. Die Haare band sie zu einem Pferdeschwanz und begutachtete sich dann noch ein letztes Mal im Spiegel.
Den Nachmittag über war sie ziemlich beschäftigt gewesen, hatte jedoch immer wieder an Geoff denken müssen. Jetzt, wo sie seine Telefonnummern hatte, war sie tatsächlich mindestens sechsmal in Versuchung geraten, ihn anzurufen, einfach nur um seine Stimme zu hören. Natürlich hatte sie sich beherrscht und es nicht getan.
Alles an ihm verunsicherte sie einerseits und erregte sie andererseits. Sie wollte wissen, wo er war, und ob er auch an sie dachte, während sie gleichzeitig Angst davor hatte, ihn zu fragen – und diese Ängstlichkeit ärgerte sie.
Sie hatte immer gewusst, wer sie war und was sie vom Leben wollte. Und jetzt kam Geoff Devonshire daher, und auf einmal stellte sie alles infrage. Denn sie wünschte sich plötzlich, die Art von Frau zu sein, die seinem Ideal entsprach.
Das hatte sie allerdings schon einmal versucht, ohne dass es funktioniert hätte. Genau genommen versuchte sie häufig, die Bedürfnisse eines Mannes zu erfüllen. Für ihren Vater war sie die pflichtbewusste Tochter. Für ihren Bruder die verantwortungsbewusste Schwester. Für andere Männer, mit denen sie liiert gewesen war, war sie die exotische, sexy Freundin. Aber immer spielte sie nur eine Rolle.
Sie war zwar all das, doch sie hatte weitaus mehr zu bieten, und sie begann erst jetzt langsam zu erkennen, dass sie sie selbst sein musste, um glücklich zu werden.
Als ihr Handy klingelte, war sie kurz versucht, die Mailbox anspringen zu lassen, doch vielleicht war es ganz gut, wenn sie sich von ihren Gedanken ablenken ließ.
„Amelia Munroe“, meldete sie sich.
„Ich bin’s, Auggie. Ich habe deine Nachricht bekommen“, sagte er. Sie hörte Musik im Hintergrund. Er war also entweder im Auto oder zu Hause.
„Was hältst du davon? Der Vorstand ist unnachgiebig. Sie wollen Taten von dir sehen, sonst bist du draußen“, sagte sie.
„Und du bist drin? Ist das dein Ziel?“, fragte Auggie.
Er klang paranoid, was nur eins bedeuten konnte – er stand unter Drogen. Amelia schloss die Augen, nicht bereit, sich wieder mit einem drogensüchtigen Bruder abgeben zu müssen. „Du weißt, dass ich nicht versuche, dir deine Position streitig zu machen. Ich versuche, dir zu helfen.“
„Tust du das wirklich? Ich bin mir da nicht mehr so sicher. Vickers hat mir erzählt, dass du im Vorstand dafür plädiert hast, dass ich eine neue Position einnehme.“
„Ich habe das nur vorgeschlagen, weil du es hasst, im Büro zu sitzen. Ich habe mir überlegt, dass du die Hotelkette nach außen repräsentieren könntest.“
„Meinst du?“
„Ja. Die Leute wollen dort bleiben, wo sie jemanden kennen. Außerdem handele ich gerade eine Kooperation mit Everest-Airlines aus, die uns eine zusätzliche Einnahmequelle erschließen wird. Was hältst du davon? Du kennst den Vorstand besser als ich, aber ich möchte, dass sie über neue Profite nachdenken, statt sich darüber aufzuregen, dass du nie in deinem Büro bist.“
„Das gefällt mir, Lia. Tut mir leid, dass ich dachte, du wolltest mich rauskicken“, sagte er und klang dabei wieder wie er selbst.
„Kein Problem“, meinte sie. Sie würde ihm nicht von der Angst erzählen, die sie jedes Mal wieder überkam, wenn sie glaubte, er stünde unter Drogen. Auggie war es nicht gelungen, mit seinem Lebensstil zurechtzukommen. Während sie Zuflucht in skandalösem Benehmen gesucht hatte, war er drogensüchtig geworden und hatte sich selbst fast ruiniert.
„Du bist ein Schatz, Schwesterchen.“
„Ich weiß, mach’s gut, Auggie“, sagte sie und legte auf. So anstrengend er manchmal auch sein konnte, aber sie brauchte ihn. Sie brauchte es, dass er sie um Hilfe bat. Er war ein Mann, mit dem sie umgehen konnte. Vielleicht hatte sie doch nicht alle Männer in ihrem
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