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Süße Fesseln der Liebe

Süße Fesseln der Liebe

Titel: Süße Fesseln der Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jane Feather
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»Nein, in der Tat, das kommt nicht oft vor.«
    Aurelia erstarrte ehrfürchtig. Beim Grabe ihrer Eltern hätte sie schwören können, dass Colonel Sir Greville Falconer noch nie im Leben betrunken gewesen war; aber jetzt spielte er seine Rolle derart gekonnt, dass man ihm seinen Zustand abnahm. Nur - warum? Natürlich war es ihm gelungen, die Aufmerksamkeit des Spaniers vollkommen auf sich zu lenken, sodass sie die Gelegenheit hatte, die Fassung wiederzugewinnen, die sie beinahe verloren hätte.
    Sie widmete ihre Aufmerksamkeit erneut Don Antonio, schenkte ihm ein strahlendes Lächeln. »Ich hoffe sehr, dass Sie mir in der South Audley Street Ihre Aufwartung machen werden, Don Antonio. Ich freue mich darauf, Ihnen einige Sehenswürdigkeiten unserer Stadt zu zeigen. Ich besitze meine eigene Kalesche, sodass Sie sich nicht um einen Wagen bemühen müssen. Ich würde mich glücklich schätzen, wenn ich Sie abholen dürfte.« Mit diesen Worten hoffte sie, Greville die eine besondere Information gegeben zu haben, um die er sie gebeten hatte.
    Der Spanier verbeugte sich. »Ich stehe in Ihrer Schuld, Mylady, und der Neid der Gesellschaft ist mir gewiss.«
    Vorwurfsvoll schlug sie mit dem Fächer auf seinen Arm. Ihre Augen funkelten, und auf ihren Lippen lag ein gespielt einfältiges Lächeln. »Ich protestiere, Sir. Ihre Schmeichelei ist geradezu beschämend.«
    Er ergriff ihre Hand, führte sie an seine Lippen. »Es ist an mir, zu protestierten, Mylady!«, rief er aus, »Sie müssen mir vergeben! Es ist mir vollkommen ernst.«
    »Dann freue ich mich auf Ihre Aufwartung, Don Antonio. Vormittags um elf erreichen Sie mich am besten.«
    Wieder verbeugte er sich, nickte Greville zu und entfernte sich mit einer Entschuldigung.
    Greville wisperte so leise, dass nur sie ihn hören konnte. »Geh jetzt.«
    Warum? Aber Aurelia stellte ihre Frage nicht laut, sondern entfernte sich stattdessen und bahnte sich ihren Weg zum anderen Ende des Salons, wo ihre Gastgeberin am Piano Hof hielt.
    »Ah, Lady Falconer, gesellen Sie sich zu uns.« Doña Bernardina grüßte sie mit ausgestreckter Hand. »Verraten Sie uns Ihre Meinung über Lope de Vega. Wir finden, dass es nur wenige Engländer gibt, die unsere Dichter kennen, ausgenommen Cervantes.«
    »Und so sehr sie auch behaupten, das Buch zu lieben, so wenig können sie doch Don Quichotte richtig aussprechen«, fügte ein junger Mann hinzu und brach in schnaubendes Gelächter aus.
    »Sie müssen uns unsere Unwissenheit vergeben.« Aurelia lächelte kühl. »Zugegeben, die Engländer sind für ihre sprachlichen Fähigkeiten nicht gerade berühmt. Es liegt daran, wage ich zu vermuten, dass unsere Sprache überall gesprochen wird und wir deshalb ein wenig faul geworden sind, uns um fremde Sprachen zu bemühen.«
    »Aber Sie sprechen doch ein wenig Spanisch, nicht wahr, Lady Falconer?«
    Nachdem sie ihre patriotische Pflicht getan und das beklagenswerte und arrogante Desinteresse ihrer Landsleute an Fremdsprachen in Schutz genommen hatte, war Aurelia bereit zum Rückzug. »Nein, eigentlich nicht. Nur Französisch und ein wenig Italienisch.«
    Es dauerte noch eine Weile, bis sie sich höflich entschuldigen und sich von ihrer Gastgeberin verabschieden konnte. Von der anderen Seite des Salons drang Grevilles Stimme an ihr Ohr, ein wenig zu schrill für einen angemessenen Tonfall; im Moment konnte man ihm zwar nicht vorwerfen, dass er lallte, aber seine unbeholfene Ausdrucksweise gab zu verstehen, dass es ihm nicht leicht fiel, sich zu beherrschen. Der große Mann schien zu schwanken wie ein junges Bäumchen im stürmischen Wind.
    Aurelia hätte am liebsten schallend gelacht, so brillant spielte er seine Rolle - wenn sie nicht überzeugt gewesen wäre, dass die Gründe alles andere als lustig waren.

19
    Die Kutsche wartete vor der Tür genau an der Stelle, wo Greville und Aurelia ausgestiegen waren. Jemmy stand neben den Pferden. Jetzt erst bemerkte Aurelia, dass ein fremder Kutscher auf dem Bock saß. Üblicherweise lenkte Jemmy das Gefährt und ließ sich dabei nur von Grevilles Burschen helfen. Das hieß, dass Greville den neuen Kutscher angeheuert haben musste, ohne es ihr zu sagen. Natürlich war er dazu nicht verpflichtet. Jemmy beeilte sich, den Kutschenschlag zu öffnen.
    »Ich wusste gar nicht, dass wir einen neuen Kutscher haben«, bemerkte sie, als sie in den Wagen kletterten.
    »Erst seit heute Vormittag, M'lady«, erläuterte Jemmy missbilligend. »Sir Greville war der Meinung, dass wir

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