Süße Fesseln der Liebe
uns zum Abendessen gehen.«
Er hielt die Tür auf, und Aurelia eilte an ihm vorbei die Treppe hinunter.
»Ah, da sind Sie ja.« Mary kam aus der Küche, als Aurelia die Halle erreicht hatte. »Gehen Sie schon mal nach vorn ins Wohnzimmer. Ich werde das Essen sofort servieren.« Rechts neben der Treppe öffnete Aurelia die Tür zu einem Zimmer mit bogenförmigen Fenstern und bequemem, aber auch ein wenig schäbigem Mobiliar. In den Kerzenhaltern an der Wand brannten die Öllampen, im Kamin ein wärmendes Feuer, und der Tisch am Fenster war für zwei Personen gedeckt.
»Kann ich Ihnen beim Auftragen helfen, Mary?«, fragte Greville.
»Um Himmels willen, nein, Master Greville. Unser Billy kann uns zur Hand gehen. Und ich habe die kleine Bessie Cobham als … Sie können sich doch bestimmt noch an die Cobhams erinnern … Wie auch immer, ich habe ihnen den Gefallen getan und die Kleine als Dienstmädchen genommen. Die Cobhams sind kaum in der Lage, all ihre hungrigen Mäuler zu stopfen. Bessie ist zwar noch klein, aber sie kann schon ein bisschen helfen.«
Greville murmelte ein paar zustimmende Worte und betrat das Wohnzimmer, während Mary in die Küche zurückkehrte. »Ich habe eine Kiste ausgezeichneten Bordeaux hergeschickt … bin gespannt, ob Mary sich daran erinnert hat … oh, ja, selbstverständlich hat sie.« Er nickte zufrieden, als er zur Anrichte ging, wo eine Flasche und zwei Weingläser auf einem Zinntablett standen.
Er entkorkte die Flasche, schenkte ein und brachte sie zum Kamin, wo Aurelia sich den Rücken wärmte.
Sie nickte und nahm das Glas.
»Auf unser Abenteuer.« Greville hob das Glas. Seine Augen strahlten, und er lächelte verhalten, als er Aurelias Glas mit seinem berührte.
Irgendetwas in seinem Lächeln ließ ihr Herz erneut schneller schlagen. Greville schaute sie an, als hätte er sie noch nie zuvor gesehen. Sie nahm einen tiefen Schluck Wein und drehte sich erleichtert zur Tür, als Mary mit einem beladenen Tablett das Wohnzimmer betrat. Ein etwa neunjähriges Mädchen trug die Schüssel mit den Kartoffeln.
»Stell sie hierhin, Bessie. Braves Mädchen«, wies Mary das Kind an und stellte die Sachen auf ihrem Tablett auf den Tisch. Es gab Ochsenschwanz mit Petersilienklöße, wie man schon am würzigen Duft erkennen konnte.
»Master Greville war der Meinung, dass Sie viel zu dünn sind, meine Liebe«, stieß Mary freundlich hervor und begann, ihr Ochsenschwanz und Klöße aus dem großen Topf auf den Teller zu füllen. »Waren wohl krank, möchte ich meinen. Kommen Sie zu Tisch, nehmen Sie Platz.«
Aurelia setzte sich auf den Stuhl, den Greville ihr anbot, und ließ den Blick amüsierte, aber zweifelnd über den Berg gleiten, den Mary auf ihren Teller gehäuft hatte. Greville zog verständnisvoll die Brauen hoch und nahm vor seinem eigenen beladenen Teller Platz.
»Nun, es gibt in Butter gedünsteten Kohl, geschmorte Zwiebeln und natürlich Kartoffeln«, erläuterte Mary und deutete auf die beiden Teller. »Bitte bedienen Sie sich selbst. Wir haben schon in der Küche gegessen. Also, es gibt keinen Grund, auch nur einen einzigen Krümel übrig zu lassen. Greifen Sie herzhaft zu.« Zufrieden ließ sie den Blick ein letztes Mal über den Tisch schweifen, stellte fest, dass alles in Ordnung war, und schob die kleine Bessie vor sich her, als sie aus dem Zimmer eilte.
»Ausgeschlossen, dass ich diesen Berg vertilge«, verkündete Aurelia und probierte eine Gabel voll, »obwohl es wunderbar duftet … oh, und es schmeckt sogar noch besser.«
»Machen Sie sich keine Sorgen. Ich esse, was Sie nicht mehr schaffen.« Greville zerteilte die Kartoffeln auf seinem Teller und zerdrückte sie mit der Gabel in der Sauce. »Ich habe immer einen herzhaften Appetit.«
»Nun, Sie sind nicht unbedingt zart gebaut«, stimmte Aurelia zu und schob sich ein Stück Kohl auf die Gabel.
»Sicher ist mehr an mir als an Ihnen.« Er musterte sie aufmerksam und ließ den Blick dann sekundenlang auf ihrem Busen ruhen.
Aurelia spürte, wie ihr die Röte in die Wangen stieg. Konnte es sein, dass er sich vorstellte, wie sie nackt aussah? Nein, was für ein absurder Gedanke. Trotzdem verhärteten sich ihre Knospen unter dem Blick aus seinen dunkelgrauen Augen. Hastig griff sie nach ihrem Weinglas. »Worum handelt es sich also bei diesen Dingen, die ich dringend lernen muss?«, fragte sie und bemühte sich, sorglos zu klingen.
Seine weißen Zähne blitzten, als er lächelte. Dann schien er sich zu
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