Süße Fesseln der Liebe
beherrschen, konzentrierte sich und war wie verwandelt, als er weitersprach. »Ja, höchste Zeit, mit der Arbeit zu beginnen«, bemerkte er knapp. »Morgen werde ich Ihnen beibringen, was es mit der Kommunikation auf sich hat … Das gehört zu den Grundlagen. Denn es besteht kein Zweifel, dass wir unsere Operation unter größter Geheimhaltung durchführen müssen. Die einfachsten Codes sollten Sie also genau kennen. Außerdem müssen wir uns auf eine einfache Körpersprache einigen, damit wir uns in einer größeren Menschenmenge Signale zukommen lassen können.«
Aurelia lauschte wie gebannt, beugte sich vor und hatte ihre Mahlzeit vollständig vergessen. »Hatten Sie an ein Fest gedacht? An ein geselliges Ereignis? Um welche Informationen geht es?«
»Um Informationen, die wir uns auf öffentlichen Plätzen zukommen lassen müssen. Sagen Sie … sind Sie schon satt? Darf ich helfen …« Er streckte die Hand nach ihrem Teller aus, den sie ihm ungeduldig zuschob.
»Ich begreife nicht recht, warum es notwendig sein sollte, sich in der Öffentlichkeit mit einer geheimen Körpersprache zu verständigen.«
Inzwischen hatte Greville die restliche Mahlzeit auf ihrem Teller vollständig auf seinen gefüllt und gönnte sich dazu noch ein paar Kartoffeln und Kohl. »Falls Sie zum Beispiel mit jemandem sprechen, der mich … wie soll ich sagen … der mich interessiert, dann könnte ich wissen wollen, ob er die Absicht hat, das Fest oder das Theater zu verlassen. Unter Umständen sind Sie in der Lage, mir diese Information zu signalisieren.«
»Oh, verstehe.« Aurelia dachte darüber nach. »Dann werden wir die meiste Zeit verdeckt operieren? So nennt man es wohl.«
»Nicht die meiste Zeit. Immer .« Er beugte sich vor, um ihr Glas aufzufüllen, bevor er sich selbst bediente. »Nachdem wir erst einmal losgelegt haben, meine liebe Aurelia, gibt es keine Minute mehr, in der Sie nicht arbeiten werden.« Greville durchbohrte sie förmlich mit seinem Blick. »Ich habe nicht die geringste Absicht, so zu tun, als wäre es ein Kinderspiel. Denn es ist keines. Die ganze Zeit über werden Sie äußerst wachsam sein müssen. Sie werden die Ohren aufstellen, jede Bemerkung in sich einsaugen, Informationen auswählen und verwerfen, wenn Sie sie nicht für wichtig halten. Und Sie werden auf der Hut sein müssen. Immer .«
Aurelia rann ein Schauder über den Rücken. Gleichzeitig beschlich sie ein unheimlicher Zweifel. War sie dem Abenteuer gewachsen? War sie ihm wirklich gewachsen? Frederick hatte es getan … Aber für Frederick hatte es kein Kind gegeben, um das er sich hätte kümmern müssen. Frederick hatte sich einfach seiner Entscheidung überlassen können, weil er wusste, dass sie sich um ihr Kind kümmern würde.
Greville aß weiter, konnte aber förmlich spüren, wie ihr die Gedanken wild durch den Kopf jagten. Es war, als würden ihm ihre Zweifel mitten ins Gesicht springen, obwohl der Tisch zwischen ihnen stand. Er schwieg; Aurelia musste selbst damit fertig werden.
Aurelia dagegen wartete, dass er weitersprach. Als er nichts sagte, ergriff sie das Wort. »Ich werde nichts tun, was Franny in Gefahr bringen könnte. Können Sie mir garantieren, dass so etwas nie geschehen wird?
Greville legte Messer und Gabel ab. »Aurelia, ich kann gar nichts garantieren. Oder können Sie etwa garantieren, dass nicht eines Tages eine Droschke um die Ecke rasen und Sie auf dem Gehweg überfahren wird? Können Sie garantieren, dass Sie nicht krank werden?« Er streckte seine Hand aus und legte sie auf ihre. »Meine Liebe, in dieser Welt gibt es keine Sicherheiten. Ich kann versprechen, wie ich es schon getan habe, dass ich alles unternehmen werde, um jede Gefahr von Ihnen fernzuhalten. Soweit ich sehe, wird die Arbeit, die ich von Ihnen verlange, Sie nicht in die Nähe irgendeiner Gefahr bringen.«
»Außer der Tatsache, dass ich untrennbar an Ihre Seite gestellt bin«, betonte Aurelia, ließ ihre Hand aber unter der seinen liegen. Denn aus unbegreiflichen Gründen fühlte sie sich durch die Wärme und den leichten Druck beruhigt. »Es könnte doch sein, dass Sie erkannt werden. Irgendwo, irgendwie, zu einem Zeitpunkt, an dem wir nicht damit rechnen.«
Er nickte. »Unglücklicherweise kann es jederzeit passieren. Aber ich vertraue darauf, dass Greville Falconer, Colonel eines Kavallerieregiments Seiner Majestät, nicht mit einer meiner zahlreichen falschen Identitäten in Verbindung gebracht wird. Ich wechsle meine Identität für
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