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Süße Fesseln der Liebe

Süße Fesseln der Liebe

Titel: Süße Fesseln der Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jane Feather
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schwingen. Endlich hatte sie es geschafft. Sie tapste zum Fenster, auf dem sich Frostblumen gebildet hatten. Trotzdem öffnete es, schob die beiden Flügel knarrend auseinander und atmete die kühle Luft ein. Auf dem Land war es doch erheblich kälter als in der Stadt.
    Dann ging sie zur Tür, schloss auf und öffnete sie einen Spalt. Draußen wartete geduldig Mary. »Ich habe es schon an der Tür versucht, Ma'am, wollte Sie aber auf keinen Fall aufwecken, nur um nach dem Feuer zu sehen. Die Tür war noch verschlossen, sodass ich Sie schlafen lassen wollte. Aber Master Greville meinte, dass Sie früh auf den Beinen sein müssen«, entschuldigte sie sich, als sie eintrat. »Ach, du lieber Himmel, was machen Sie da, Ma'am?«, rief sie entsetzt. »Sie lassen all die gute warme Luft raus. Schließen Sie das Fenster, sofort!«
    Aurelia gehorchte und zitterte erneut, als sie die Flügel zuzog. »Verzeihen Sie, Mary. Draußen sah es so schön aus, dass ich gar nicht bemerkt habe, wie kalt es ist.« Sie kam zum Kamin, wo Mary Kleinholz auf der Asche verteilte. »Es ist fast schon Frühling.«
    »Aber nicht in dieser Gegend«, widersprach Mary, riss ein Zündholz an und hielt es an das Kleinholz. »Frühestens im April. Zumindest in diesem Jahr. War ein ziemlich harter Winter.« Ihre Kniegelenke knackten, als sie sich seufzend erhob. »Geht verdammt hart in die Gelenke. Und überhaupt. Bin rundum froh, wenn der Sommer endlich da ist.«
    »Ja, das kann ich mir vorstellen«, stimmte Aurelia mitfühlend zu.
    »Und Sie müssen aufpassen, meine Liebe«, mahnte Mary, »Master Greville hat mir gesteckt, dass Sie nicht besonders gut auf dem Posten sind.«
    »Ach, das war nichts Besonderes. Nur ein leichtes Fieber.«
    »Nun, am besten, Sie halten sich immer warm.«
    »Ja, das werde ich.« Aurelia zögerte einen Moment. »Wenn ich richtig verstanden habe, dann kennen Sie Sir Greville schon von Kindesbeinen an.«
    Der Blick der Frau wurde weich. »Oh, aye, das stimmt, meine Liebe. Das arme kleine Ding.«
    Aurelias Aufmerksamkeit wuchs. »Wie das?«
    »Oh, man hat ihn vollkommen sich selbst überlassen, und er musste sich auf eigene Faust durchschlagen, so gut er konnte.« Mary schüttelte den Kopf. »Tag und Nacht ist er über das Anwesen gestreunt, hat sich an Bert und an mich geklammert, wann immer wir ein paar Minuten erübrigen konnten, während seine Mutter …« Sie unterbrach sich, presste die Lippen fest zusammen. »Nein, ich werde nicht schlecht über die Toten sprechen.«
    Mary eilte zur Tür. »Auf dem Tablett steht Tee. Ich werde Bessie mit heißem Wasser hochschicken. Frühstück wird vorn im Wohnzimmer serviert. Master Greville schätzt es zur frühen Stunde.«
    Abwesend murmelte Aurelia ihre Zustimmung, beschäftigte sich aber mit dem dürftigen Einblick in Grevilles Kinderjahre, den Mary ihr verschafft hatte. Einsam und vernachlässigt schien er gewesen zu sein. Und welches Geheimnis rankte sich um seine Mutter? Was hatte Mary so plötzlich zum Schweigen gebracht? Interessante Fragen. Aber Aurelia wusste auch, dass sie langsam und mit Bedacht vorgehen musste, wenn sie mehr über Greville in Erfahrung bringen wollte.
    Bessie brachte das heiße Wasser und bot schüchtern an, der Herrin beim Ankleiden und Frisieren zu helfen. Aurelia dankte lächelnd und lehnte ab. Irgendwie beschlich sie der Verdacht, dass das Mädchen nicht besonders geschickt mit der Brennschere umgehen konnte. Als sie wieder allein war, zog sie sich das Nachthemd über den Kopf, wusch sich mit dem Schwamm von Kopf bis Fuß und schlüpfte in eines der beiden Leinenkleider, die sie mitgebracht hatte. Der Musselin schien zu dünn zum Schießunterricht oder was auch immer der Colonel mit ihr vorhatte.
    Als die kryptische Botschaft sie nach Cheapside beordert hatte, hatte sie nicht genau wissen können, was sie einpacken sollte. Aber natürlich hatte sie geahnt, dass Seide und Satin vollkommen überflüssig waren, wenn sie einen Ort aufsuchten, der in ihren Kreisen niemandem bekannt war.
    Sie trank ihren Tee, während sie sich anzog und in den wärmenden Schal mit dem persischem Muster hüllte, den sie in weiser Voraussicht mitgenommen hatte. Als sie die Treppe hinunterging, schlug die große Standuhr in der Halle halb sieben.
    Greville hielt sich schon im vorderen Wohnzimmer auf, wo das Feuer im Kamin knisterte. Die Sonne schien nur schwach durch das Erkerfenster, sodass die Kerzen immer noch brannten. Als Aurelia das Zimmer betrat, stand er am Fenster,

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