Süße Herzensbrecherin
Bemerkungen unangenehm waren, ließen seine eigenen Erfahrungen mit Miss Greenwood William vermuten, dass sein Freund weitgehend die Wahrheit sagte.
„Jeden Junggesellen, der so töricht ist, ihr sein Interesse zu bekunden, schickt sie fort.“
„Dich eingeschlossen, Charles – weshalb du so gern über ihre Unzulänglichkeiten plauderst.“
Sir Charles setzte eine überhebliche Miene auf. „Mich eingeschlossen“, gab er zu und hüstelte. „In der Tat, ich gestehe, dass ich mich mit Erfrierungserscheinungen herumgeplagt habe. Da ich mich für einen stadtbekannten Frauenhelden halte, bildete ich mir ein, ich könnte sie verführen und in die Liebeskünste einweihen. Es tat meiner Selbstachtung nicht gerade gut, mich in die Riege der Zurückgewiesenen einreihen zu müssen. Nun, da du wieder in London bist, muss ich mich wie all die anderen bedauernswerten Mitglieder unseres Geschlechts, die verzückt sind von der charmanten Miss Greenwood, gegen dich behaupten. Mit deiner Herkunft und diesem Aussehen – nicht zu vergessen deinem Vermögen – bist du nicht umsonst beliebt bei den Damen und den Klatschtanten. Du scheinst wirklich eine außerordentliche Anziehungskraft zu besitzen, William, aber ich fürchte, dass es auch dir nicht gelingen wird, den besagten Eisberg zum Schmelzen zu bringen.“ Sir Charles hielt inne, um eine weitere Prise Schnupftabak zu nehmen.
„Übrigens“, wechselte er dann plötzlich das Thema. „Kürzlich sah ich Mark in der Stadt. Ich muss leider sagen, dass er mit dem Alter nicht interessanter geworden ist. Er kommt mir noch genauso langweilig vor wie damals in Cambridge. Mit so viel Steifheit im Charakter grenzt es an ein Wunder, dass er überhaupt sitzen kann. Kaum zu glauben, dass er dein Vetter ist. Tanzt er immer noch nach der Pfeife seiner Gattin?“
William schmunzelte, denn der Freund hatte sich nicht zum ersten Mal missbilligend über seinen Cousin Mark geäußert. „Wenn es so ist, geht es mich überhaupt nichts an. Ich hätte meine Angelegenheiten in keine fähigeren Hände legen können, Charles. Mein Vetter ist ein Mann von Standhaftigkeit und unanfechtbarer Ehre. Ich wäre dir dankbar, wenn du davon absehen könntest, ihn zu verleumden.“
„Applaus für deine Loyalität, auch wenn ich der Meinung bin, dass er sie nicht verdient. Loyalität ist heutzutage eine rare Tugend bei den Menschen.“
„Ganz nebenbei ist Mark der Nächste in der Erbfolge. Titel wie Liegenschaften gehen an ihn über, es sei denn, ich heirate und zeuge einen Sohn.“
„Und zeichnet sich für dich eine derartige Möglichkeit ab?“, fragte Sir Charles interessiert. Denn sobald dieser überaus gefragte Gentleman endlich an den Traualtar trat, würden er, Charles, und all seine Leidensgenossen besser angeschrieben sein bei den Damen.
„Meine Hochzeit steht nicht gerade an oberster Stelle auf der Liste der Dinge, die ich zu erledigen habe. Aber wenn mich das Gefühl ereilt, ich müsste den Schwur ewiger Liebe und Treue leisten, um einen Erben zu zeugen“, antwortete William trocken, „wirst du es als Erster erfahren.“
Charles nickte beifällig. „Ich reise morgen nach Hertfordshire, um ein paar Tage bei meiner Tante zu verbringen“, fuhr er dann fort. „Ich habe sie in letzter Zeit schmählich vernachlässigt, dabei mag ich die alte Dame wirklich sehr gern.“
„Und ihr Geld“, fügte William grinsend hinzu.
„Ich muss gestehen, dass es eine gewisse Anziehungskraft auf mich ausübt“, räumte Charles ohne jede Verlegenheit ein. „Wie dem auch sei, da ich in der Nähe von Carlow Park bin, habe ich einen Ausflug dorthin arrangiert, um Mark zu treffen.“
„Wenn du so abschätzig über ihn denkst – weshalb willst du dich dann mit ihm treffen?“
„Wegen der zwei prächtigen Pferde, die bei dir im Stall stehen. Ich habe sie auf der Jagd im Januar gesehen und war beeindruckt. Dieser vollendet schöne Braune hat es mir angetan, obwohl der Schimmel auch nicht schlecht ist. Ich hörte, dass Mark sie verkaufen will, daher habe ich ihm mein Interesse für eines der Tiere bekundet. Er hat mich nach Carlow Park eingeladen, damit ich sie eingehend begutachten kann.“
William sah ihn verdutzt an. „Sind es Marks Pferde, die zum Verkauf stehen?“
„Verflixt, wenn ich das wüsste. Andererseits habe ich die Tiere in deinem Stall stehen sehen, daher nehme ich an, es sind nicht seine Prachtstücke.“
„Ihre Namen?“
„Monarch und Franciscan.“
Williams Miene verfinsterte
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