Süße Herzensbrecherin
werde sie ausziehen und bettfertig machen.“ Cassandra beugte sich über Emma und begann, ihre Pelisse aufzuknöpfen.
„Ich schicke Ihnen eines der Dienstmädchen herauf, damit es Ihnen zur Hand geht.“ William strebte zur Tür.
Cassandra hielt inne und richtete sich auf. „William.“ Er drehte sich um. „Ich danke Ihnen. Ich bin Ihnen unendlich verbunden, dass Sie uns hierhergebracht haben.“
„Es war mir ein Vergnügen. Es ist ein glücklicher Zufall, dass wir uns unweit von Carlow Park befanden. Und nun atmen Sie durch, der Arzt wird in Kürze hier sein.“
Eine halbe Stunde später, Emma lag dank der Hilfe des gefälligen Dienstmädchens Molly versorgt in ihrem Bett, führte Mrs. Henderson Dr. Tomlinson ins Zimmer.
Der Arzt bestätigte Dr. Wades Diagnose. Emma hatte sich eine schwere Erkältung zugezogen. Wenn sie den Höhepunkt des Infekts überwunden habe, so meinte Dr. Tomlinson, würde sie ohne bleibende Schäden genesen. Bevor er ging, versorgte er die Patientin mit einer stärkenden Medizin und riet zu Senfwickeln, wobei er betonte, wie wichtig Wärme und Ruhe für sie sei.
William verbrachte die Zeit damit, seine Belange in Carlow Park zu ordnen und sich wieder an das Haus und seine Bewohner zu gewöhnen. Am Abend beschloss er, Cassandra aufzusuchen. Er wollte sie unbedingt sehen und sich nach dem Befinden ihrer Schwester erkundigen. Er hatte gehofft, sie würde die Krankenpflege in die Hände eines fähigen Dienstmädchens legen und ihm und dem zerknirschten Edward beim Dinner Gesellschaft leisten; doch sie hatte es vorgezogen, bei Emma zu bleiben und im Krankenzimmer zu Abend zu essen, wie ihm ein Dienstbote mitteilte.
Unbeirrt begab William sich in den Westflügel und klopfte an ihre Tür. Als sie einen Moment später öffnete, zögerte er und sah sie betroffen an. Ihr Antlitz wirkte erschreckend bleich in dem spärlichen Licht der einzelnen Kerze, die auf dem Nachttisch neben dem Krankenbett brannte, doch ihre honigblonden Locken waren gelöst und fielen in Kaskaden auf ihre Schultern. Ihre zarte Erscheinung raubte ihm den Atem, und für einen Augenblick blieb er wie gebannt stehen und musste lächeln.
„Ich bin gekommen, um mich nach Ihrer Schwester zu erkundigen“, sagte er mit sanfter Stimme. „Darf ich eintreten? Mir ist durchaus bewusst, dass mein Besuch unschicklich ist, aber die Umstände unserer Reise sind ohnehin weit von jeder Etikette entfernt. Ich dachte, Sie könnten ein wenig Gesellschaft gebrauchen.“ Unsicher erwiderte Cassandra seinen Blick, bevor sie zögernd zur Seite wich, um ihn hereinzubitten. „Wie ist ihr Befinden?“, wollte William wissen, während er sich dem Bett näherte und auf die schlafende Kranke hinabsah.
„Es geht ihr besser. Zwischendurch wird sie wach, dann schläft sie wieder ein, und das Fieber ist zurückgegangen. Zum Glück fantasiert sie nicht mehr. Ich denke, sie hat das Schlimmste überstanden.“
„Das freut mich zu hören. Haben Sie alles, was Sie brauchen?“ Aus Sorge, Emma zu wecken, sprach William leise und trat an den Kamin.
„Ja. Alle sind überaus freundlich und zuvorkommend. Ich kann Ihren Dienstboten nicht genug danken“, antwortete Cassandra und verstummte. Wie er in diesem Moment mit dem knisternden Kaminfeuer im Rücken vor ihr stand, wirkte er so anziehend auf sie, dass ihr Herz schneller zu schlagen begann. Ohne es zu wollen, musste sie daran denken, wie zärtlich und leidenschaftlich er sie geküsst hatte. Sie war so aufgewühlt von seiner männlichen Präsenz, dass sie sich nicht in der Lage sah, sich mit ihm zu unterhalten.
Ermattet sank sie auf die Chaiselongue, auf der sie geruht hatte, bevor er gekommen war.
William legte die Stirn in Falten. Die dunklen Ringe unter ihren Augen und ihre Blässe sagten ihm, wie aufreibend die jüngsten Ereignisse für sie gewesen sein mussten. Die Erschöpfung und die Angst um ihre Schwester hatten sie weicher und ruhiger gemacht. Im Moment konnte er kaum glauben, dass derselbe rebellische Hitzkopf vor ihm saß, der sich erst gestern so couragiert gegen ihn durchgesetzt hatte.
„Wie geht es Ihnen, Cassandra?“, fragte er schließlich.
Sein zärtlicher Unterton trieb ihr das Blut in die Wangen. „Mir? Mir geht es gut.“ Sie lächelte müde. „Was für ein aufregender Tag.“
„Sie sollten versuchen, sich auszuruhen. Ein weiteres Gästezimmer ist inzwischen hergerichtet. Eines der Mädchen kann die Nachtwache übernehmen.“
Cassandra schüttelte den Kopf. „Nein,
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