Suesse Hoelle
entschlossen konzentrierte sie sich auf die Zuschließaktion. Der Ausdruck, den sie in dem kurzen Augenblick in seinem Gesicht gelesen hatte, verhieß nichts Gutes, zudem entging ihr nicht seine beängstigende männliche Gereiztheit. Er war so rebellisch wie ein Hengst, der eine brünstige Stute aufgespürt hatte.
Dieser Gedanke beunruhigte sie so sehr, dass ihr Herz zu rasen begann. Mit dem Rücken zu ihm kämpfte sie mit dem Türschloss, das nicht funktionieren wollte, und sie war sich plötzlich bewusst, dass sein Körper sich gegen ihren Po drängte. Ein eindeutiger Druck hatte sich gebildet, hart und dreist.
Endlich gelang es ihr, den Schlüssel im Schloss zu drehen. Bewegungslos, blieb sie stehen, erstarrt in Unentschlossenheit. Wenn sie sich bewegte, würde sie gegen ihn stoßen, wenn sie sich nicht bewegte, würde er es vielleicht als eine Art Einladung auffassen. Sie schloss die Augen vor der trügerischen Versuchung, sich einfach umzudrehen und ihn anzusehen, ihm schweigend die Erlaubnis zu geben, sich den Zugang zu ihrem Körper zu erobern. Nur das sichere Gefühl, dass sie es nicht ertragen, statt dessen erstarren würde in den Erinnerungen an das Entsetzen vor sechs Jahren, ließ sie innehalten. Lebendig konnte sie so etwas nicht noch einmal durchstehen.
Sie zwang sich dazu, mit ruhiger Stimme zu sprechen. »Was wollen Sie ?« Doch gleichzeitig hätte sie sich lieber auf die Zunge gebissen. Unter diesen Umständen war das eine sehr schlechte Wortwahl. Mit einer so offensichtlichen Erektion lag es leider auf der Hand, was er wollte.
Zwei Sekunden lang antwortete er nicht. Sie fühlte, wie sich seine Brust hob, als er tief einatmete, dann wich er Gott sei Dank einen Schritt zurück. »Ich bin nicht in meiner Eigenschaft als Kriminalbeamter hier, sondern wollte nur nach dem Rechten schauen.«
Die knisternde sexuelle Spannung hatte sich durch den Abstand zwischen ihnen ein wenig gemildert, für Marlie war es wie eine Befreiung von Fesseln. Die Erleichterung machte sie ganz benommen. »Mir geht es gut«, erklärte sie knapp, und noch ehe er sie aufhalten konnte, stieg sie die Stufen der Veranda hinunter. Verdammt. Sein Wagen stand hinter ihrem und versperrte ihr die Ausfahrt. Sie blieb stehen, ihre Selbstbeherrschung hatte sie immerhin soweit wiedergefunden, dass sie nur kurz zögerte, ehe sie sich zu ihm umdrehte. »Ich muss fahren, sonst komme ich zu spät zur Arbeit.«
Er warf einen Blick auf seine Armbanduhr. »Die Fahrt dauert nur fünfzehn Minuten, Sie haben noch Zeit genug.«
»Lieber bin ich ein wenig früher dran, falls ich in einen Stau gerate.«
Die Erklärung schien ihn nicht zu beeindrucken. Seine Augen unter den halb geschlossenen Lidern glitten über ihren Körper, doch konnte sie ihren Ausdruck nicht erkennen. »Gab es gestern Abend noch etwas, das Ihnen angst gemacht hat?«
»Ich hatte keine Angst.«
»In meinen Ohren klang das aber gar nicht so.«
»Ich hatte keine Angst«, wiederholte sie, diesmal mit zusammengebissenen Zähnen. Seine Hartnäckigkeit ging ihr auf die Nerven. Sie musste dafür sorgen, dass sie hier wegkam. Sofort .
»Sicher hatten Sie Angst. Und selbst jetzt haben Sie sie noch.« Wieder betrachtete er sie. »Vielleicht auch nicht aus dem gleichen Grund«, fügte er leise hinzu. Und als er jetzt den Blick hob, erkannte sie in seinen Augen das räuberische Aufblitzen männlichen Selbstbewusstseins
Marlie erstarrte, eine eisige Faust schien nach ihrem Herzen zu greifen. Er besaß entschieden keine übersinnlichen Fähigkeiten, doch seine männlichen Instinkte führten ihn auf die richtige Spur. Es würde viel schwieriger sein, ihm aus dem Weg zu gehen, als sie gedacht hatte, denn er nahm ihre Reaktion wahr, die sie nicht hundertprozentig verbergen konnte. Er kam die Stufen herab auf sie zu, und sie trat eilig die Flucht nach vorne an Richtung Wagen. Sie riss die Autotür auf und stellte sich dahinter, benutzte sie als Barriere zwischen ihnen.
Über die geöffnete Tür hinweg sah er sie an, seine Augen blickten beschwörend. »Beruhigen Sie sich«, brummte er. »Sie brauchen sich nicht so aufzuregen.«
Sie starrte ihn an, ihre Erregung war beinahe unerträglich. Wenn er nicht bald verschwand, würde sie die Kontrolle über sich verlieren und etwas sagen, das sie später bereute. Sie klammerte sich an die Autotür, ihre Fingerknöchel traten weiß hervor. »Fahren Sie Ihren Wagen weg. Und kommen Sie nie wieder hierher, falls Sie nicht einen Haftbefehl
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