Süße Küsse nur aus Rache?
ihn an. „Sie sind krank“, hauchte sie.
„Eine effektive Lösung – und sie dient ganz meiner Absicht. Wenn Sie ihm diese Neuigkeit eröffnet haben, werden Sie ihn – so leid es Ihnen tut – nicht mehr heiraten können. Dann können Sie sich mir hingeben. Ich biete Ihnen an, die Nacht in meinem Hotel zu verbringen.“
„Das werde ich niemals tun. Niemals !“, rief sie heftig aus.
„Danken Sie mir lieber für dieses Angebot!“ Er stand auf und schritt zur Tür. „Auf diese Weise wird der ehrenwerte Giles niemals etwas über Kat Jones erfahren. Und wenn Sie ihn dann los sind, können Sie Ihr sauberes neues Image bewahren und die Leiter Ihrer lukrativen Karriere emporsteigen.“ Sein Blick ruhte auf ihr. Hart, unerbittlich.
„Sie haben die Wahl, Kat. Ich gebe Ihnen vierundzwanzig Stunden Zeit. Wenn Sie bis morgen einundzwanzig Uhr nicht in meinem Hotel sind, gehe ich davon aus, dass Sie Ihre Entscheidung getroffen haben – und werde entsprechend reagieren.“
Damit verließ er den Raum.
Allein geblieben stand Thea wie erstarrt da. Dann schlang sie die Arme um ihren Körper. Wieder hatte sich genau vor ihr das Tor zur Hölle aufgetan. Und sie hatte keine Wahl. Sie musste durch dieses Tor schreiten.
Ewig lange verharrte sie reglos mit geballten Fäusten und versteinertem Gesicht.
Ich habe Angelos Petrakos schon einmal überstanden, und ich werde es auch diesmal schaffen.
Langsam stieß sie alle Luft aus ihren Lungen aus. Eine unnatürliche Ruhe überkam sie. Thea legte die Bücher auf die Seite und versuchte, in ihrer abendlichen Tätigkeit fortzufahren, als wäre nichts geschehen. Morgen würde sich vieles ändern, doch den heutigen Abend wollte sie verbringen, wie sie ihn sich vorgestellt hatte – mit einem guten Essen, einer Mozart-CD und entspannender Lektüre.
Das würde ihr Kraft für die bevorstehende Tortur verleihen. Ein Martyrium, das sie zu überleben versuchen würde. Dass sie überleben musste.
Am nächsten Morgen kam Giles nach London zurück. Ihm zu gestehen, dass für sie eine Heirat nicht mehr infrage komme, war wie ein Todeskampf. Die Pein und die Qual in seinen Augen brachten sie schier um. Doch sie musste ihm diesen Schmerz zufügen, sie hatte keine andere Wahl. Die Wahrheit durfte sie ihm nicht verraten. Sie musste ihn mit einer weiteren Lüge konfrontieren – einer gigantischen Lüge. Es war die reinste Selbstgeißelung, ebenso wie Giles’ Reaktion darauf.
„Du liebst ihn noch immer, stimmt’s?“
Thea brachte kein Wort heraus, nur ein Nicken wollte ihr gelingen. „Es tut mir so leid“, flüsterte sie schließlich erstickt. „Schrecklich leid. Ich habe dir vorgetäuscht, ihn nicht mehr zu lieben, weil ich verzweifelt war und die Sache vergessen wollte. Aber … gestern war er bei mir und …“ Die Stimme versagte ihr.
„Es tut mir so leid“, brachte sie endlich noch einmal heraus.
Er tätschelte ihre Hand. Obgleich er keine Regung zeigte, wusste sie, wie es in ihm aussah. Er war ein freundlicher, gütiger Mensch. Ein anständiger Mann von Ehre. Ein Mann, für den sie alles gegeben hätte, um ihm eine gute Frau zu sein.
Und nun …
Es war vorbei. Ihr Traum war geplatzt, bevor er begonnen hatte. Verzweiflung überkam sie. Verzweiflung und Zorn und Scham.
„Ich kann dir nur alles Glück der Welt wünschen“, sagte Giles.
Ihre Augen waren tränenverhangen. „Verzeih mir“, bat sie ihn. „Ich hoffe und bete, dass du eine Frau finden wirst, die deiner würdiger ist, als ich es bin.“
Traurig und schuldbeladen küsste sie ihn auf die Wange. Dann verließ sie ihn.
Zurück in ihrer Wohnung wurde sie von einer tiefen Depression überfallen. Es gab nichts, was sie tun konnte. Gar nichts. Ihre Zukunftsträume hatten sich in Luft aufgelöst. Giles war auf dem Weg nach Yorkshire, um seinen Eltern mitzuteilen, dass sie die Verlobung gelöst hatte.
Was hast du erwartet? Zwei Generationen von Versagern, und du bist die Dritte. Okay, du hast versucht herauszukommen – aber du hast verloren. Akzeptiere das. Es gibt kein Entrinnen mehr. Keine Zukunft für dich. Du steckst in der Sch… also richte dich darauf ein. Da gehörst du hin, Kat Jones!
Dann, wie ein Blitz aus heiterem Himmel, kam ihr der vielleicht rettende Gedanke.
Wer sagt denn, dass du Kat Jones sein musst?
Allmählich nahm diese Idee Formen an und wuchs und wuchs.
Ich kann doch jemand anders sein. Die ganze Welt ist voll verschiedener Menschen. Ich kann einer davon sein. Ein anderer.
Doch es
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