Süsse Sehnsucht Tod
nahe an sich herankommen. Als Patterson ihn nach hinten stoßen wollte, griff er ein. Seine Hände lagen bereits locker um die Hüften des Mannes. Doch jetzt wuchtete er Patterson mit einer einzigen Bewegung in die Höhe. Plötzlich pendelten die Füße des Mannes über dem Boden. Bevor Dean überhaupt bemerkte, was mit ihm geschehen war, befand er sich bereits auf dem Weg zurück.
Anders als zuvor, denn seine Sohlen schleiften nicht über den Fußboden. Er war zu einem menschlichen Wurfgeschoß geworden, das gegen die anderen prallte, die damit nicht gerechnet hatten.
In den Halbkreis aus Leibern geriet eine Unordnung. Die meisten, die von dem Körper getroffen wurden, konnte sich nicht mehr auf den Beinen halten. Sie kippten um, sie schlugen auf, und sie fielen dabei auch übereinander, wobei sie nicht ruhig blieben und mit Armen und Beinen um sich schlugen. Suko hörte sie wieder leise schreien und jammern. Er hätte die Chance nutzen und aus der Wohnung fliehen können, aber er wollte es nicht. Der Weg zum Fenster mußte ihnen versperrt bleiben.
Mittlerweile war er überzeugt, daß sich der Beginn des Massenselbstmords einzig und allein auf dieser Etage abspielte. Hier sollte der Anfang gemacht werden, damit die Selbstmorde um sich greifen konnten.
So sah es Suko, und er würde auch weiterhin alles versuchen, um das Grauen zu stoppen.
Plötzlich meldete sich sein Handy. Er wußte, wer es war, aber auch diesmal war die Stimme des Chefs nicht oder fast nicht zu verstehen.
Schuld daran war das geheimnisvolle Licht, das wieder durch den Gang irrte, als wollte es neue Energien abschicken.
Der Kampf ging weiter.
Die Menschen gaben nicht auf, denn die Sehnsucht nach der anderen Welt und nach dem Tod war einfach zu groß.
Diejenigen, die auf dem Boden lagen, krabbelten zur Seite. Sie suchten eine Stütze, einen Halt, um sich auf die Beine stemmen zu können, was für sie nicht so einfach war, denn auch die anderen Menschen bewegten sich, die noch auf dem Boden lagen. Sie suchten Halt, sie hielten sich fest, aber sie schafften es leider, sich wieder hinzustellen.
Auch Dean Patterson stand.
Beim ersten Versuch hatte es nicht geklappt. Der bärtige Mann wollte und konnte nicht aufgeben. Zu tief steckte die andere Kraft bereits in ihm, und so bewegte er sich wieder auf den Inspektor zu. Noch leicht irritiert.
Er ließ sich auch nicht vom Anblick der Waffe abschleppen, denn Suko hatte die Beretta gezogen. Er überlegte auch, ob er seinen Stab einsetzen sollte. Okay, damit hätte er für fünf Sekunden die Oberhand gehabt, das wiederum hätte bei wenigen Menschen etwas gebracht, aber nicht bei dieser Menge. Die würde Suko nicht in Sicherheit bringen können. Die würden zurückkehren. Wie Patterson.
Beim Fallen mußte er sich die Nase geprellt haben. Vielleicht hatte er auch einen Schlag erhalten. Jedenfalls rann aus seinem linken Nasenloch ein dünner Blutstreifen.
»Bleiben Sie stehen, Patterson!« sprach Suko ihn an. »Es hat keinen Sinn. Ich werde nicht zulassen, daß Sie sich selbst umbringen.«
Er stierte Suko ins Gesicht. Trotz der Starre bewegte er seine Pupillen, als Suko die Waffe anhob und ihn direkt in die Mündung schauen ließ.
Sein Gesicht zeigte keinen Schrecken, und doch erschrak Suko über diesen Ausdruck, weil er irgendwo entrückt war. Patterson schien sich gedanklich bereits in einer anderen Welt oder auf einer anderen Ebene zu befinden, während sich sein Körper noch auf der Erde befand. Auch die Waffe störte ihn nicht. Mit einer tapsigen Bewegung wollte er sie zur Seite schlagen. Dagegen hatte Suko etwas. Er drehte den rechten Arm, und der Schlag ging ins Leere. Dann aber kantete Suko die Beretta, so daß der Lauf gegen die Decke zeigte. Er drückte ab.
Der Schuß war in diesem kleinen Zimmer besonders laut zu hören, und die Menschen schreckten auch zusammen. Suko nutzte es aus. Er stieß Patterson wieder zurück. Der Mann wurde von den anderen aufgefangen. Diesmal fiel er nicht.
»Verschwindet«, sagte Suko. »Geht in eure Wohnungen zurück, und laßt die Fenster geschlossen. Ich werde…«
»Du wirst nichts!« schrie Patterson. »Das Jenseits hat uns gerufen. Wir werden dem Ruf folgen.«
»Das glaube ich nicht!« widersprach jemand, der sich noch im Flur aufhielt, und Suko fiel ein Stein vom Herzen, als er Johns Stimme erkannte…
***
Auf meinem Weg zu Mandys Wohnung hatte ich einige der Schwierigkeiten mitbekommen, mit denen mein Freund und Kollege zu kämpfen hatte. In einer
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