Süsse Sehnsucht Tod
hineingedrungen, wo er als Schatten nicht nur über das Mauerwerk hinwegglitt, sondern auch hineindrang.
Er vernichtete. Er tötete ab.
Er zerstörte die Macht, die sich in den Wänden, dem Boden und der Decke eingenistet hatte. Wir bekamen es präsentiert, aber das Abtöten geschah lautlos, und wir konnten dem Sterben dieser Kraft aus dem Jenseits zuschauen.
Die andere Energie bäumte sich noch einmal auf, nur war es nicht mehr möglich, gegen die Kraft meines Kreuzes anzugehen, denn der böse Geist der Toten wurde zerstört.
Und auch die Kraft des Kreuzes brach zusammen. Flackernd verschwand die mächtige Helligkeit. Ein letzter Glanz legte sich noch auf das immer stärker werdende Dämmerlicht, dann spürte ich nur noch das leicht angewärmte Metall auf meiner Hand. Ansonsten war das Kreuz wieder normal.
Suko stand schon bei den Menschen. Er rüttelte Patterson am Arm, der sich umschaute, etwas flüsterte, aber den Eindruck eines Menschen erweckte, der überhaupt nicht wußte, wo er war.
Als dann der ferne Schrei aufgellte, da wußte ich, daß wir eine Person vergessen hatten.
Iris Cramer!
***
Ich huschte aus der Wohnung in den Flur hinein, bewegte mich nach rechts, denn dort mußte ich hinlaufen, weil sich Iris’ Wohnung am Ende des Flurs befand.
Ich war schnell. Es gab auch niemanden mehr, der mich aufhielt. Obwohl die Strecke nicht sehr lang war, huschten die Gedanken durch meinen Kopf. Sie waren von großer Sorge gezeichnet. Ich hoffte nicht, einen Fehler begangen zu haben, als ich Iris allein zurückgelassen hatte. Für die andere Seite war Zeit genug gewesen, sich mit ihr beschäftigen zu können.
Die Tür zur Wohnung stand offen. Mit einem Satz hatte ich die Schwelle übersprungen.
Ich sah Iris Cramer.
Verdammt, sie stand am offenen Fenster und drehte mir den Rücken zu.
Trotz ihrer Verletzung hatte sie es geschafft, vom Bett zu kriechen, und ich sah auch, wie sie schwankte.
»Iris!« Ich konnte nur hoffen, durch diesen Ruf nichts falsch gemacht zu haben, und erlebte auch ihre Reaktion mit, denn sie drehte sich plötzlich um.
Wir schauten uns an.
Mein Erschrecken war tief. Das war nicht mehr das Gesicht, das ich in Erinnerung hatte. Diese Iris sah anders aus. Gezeichnet. Ein graues Gesicht, Augen, in denen der Wahnsinn leuchtete.
Ich bekam eine Gänsehaut und sah wieder, daß sie schwankte. Sie hielt die Arme in die Höhe, sie bewegte sie zuckend wie bei einem Tanz, obwohl ihre Beine nicht mitmachten.
»Mandy!« rief sie. »Mandy, wo bist du…?«
Weder Mandy noch dieser Geist des Massenmörders Eddy konnten ihr eine Antwort geben.
Aber sie versuchte es erneut. »Mandy, bitte, ich will zu dir. Wo bist du, Mandy?« Dabei verdrehte sie die Augen, um zur Decke schauen zu können, aber auch dort ließ sich Mandy nicht blicken. Sie war einfach weg.
Ich ging sehr langsam. Nur nicht erschrecken. Sie hatte mich wahrgenommen, mich aber in keinen Zusammenhang mehr mit ihrer Lage gebracht, weil sie zu sehr mit sich selbst beschäftigt war.
Der Ruf nach ihrer Freundin blieb. Aber er war leiser geworden und immer fragender und zweifelnder.
Plötzlich schwieg sie. Sie hatte mich gesehen. Ich sah überdeutlich, wie sie mich anstarrte. »Mandy?« Ich schüttelte den Kopf. »Wo ist Mandy?«
Ich streckte Iris die Hand entgegen. »Komm, ich werde dich zu ihr bringen.«
Sie schaute auf meine Hand, dann schüttelte sie heftig den Kopf. »Nein, du bist nicht Mandy! Du bist auch nicht Eddy. Du weißt gar nicht, wo sie sind.«
»Doch, Iris, das weiß ich.«
»Nein! Das weißt du nicht!« Sie schüttelte den Kopf. Mit der rechten Hand schlug sie nach meinen Fingern, ohne sie jedoch zu treffen. Ich nahm die Hand nicht zurück, aber ich kam ihr vorsichtig immer näher.
Das offene Fenster regte mich auf. Sie brauchte sich nur um eine Winzigkeit nach hinten zu beugen. Schon fiel sie in die Tiefe.
Auf einmal brüllte sie mich an. »Du bist nicht Mandy! Du bist der Teufel…!«
Und dann warf sie sich zurück!
***
Ich hatte plötzlich den Eindruck, in einem luftverdünnten Raum zu schweben. Ich wollte zu ihr, sie halten, sie zurückzerren, aber meine Kraft reichte nicht aus.
Beide Hände schnappten nach ihr.
Und beide faßten ins Leere.
»Mandyyyy…!« Iris Cramer fiel, aber der Schrei wehte zu mir hoch. Er tanzte als Echo an der Hauswand entlang, als Iris Cramer schon tief unter mir aufgeschlagen war.
Ich beugte mich hinaus. Meine Augen brannten, und das nicht nur durch den Wind, der gegen mein
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