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Süße Teilchen: Roman (German Edition)

Süße Teilchen: Roman (German Edition)

Titel: Süße Teilchen: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stella Newman
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heute so still.«
    »Ich denke nach.«
    »Das ist selten gut.«
    In seinem Büro überlegen wir, wie wir die neue Serie hinbekommen können.
    »Einzelportionen auf Puddingbasis, unter zweihundert Kalorien und preiswert«, erkläre ich. »Meinst du, wir können dazu etwas von dem verwenden, was ihr schon erarbeitet habt?«
    »Wir werden unser Bestes geben.«
    »Die größte Sorge macht mir die Kalorienfrage. Welche kalorienarmen Produkte schmecken schon so gut wie die vollwertigen? Ich kenne keine.«
    »Ja, das ist ein bisschen knifflig«, sagt Will. »Wenn du die Fettmenge reduzierst, verlierst du die Konsistenz und den Geschmack. Wir können es mit entrahmter Milch, Soja oder Molke probieren.«
    Ich schüttele den Kopf. »Solche Desserts möchte ich nicht. Das ist, als würde man alles in Schwarz-Weiß essen.«
    »Verstehe. Lass es uns trotzdem versuchen. Wenn es dir nicht zusagt, sehen wir weiter. – Komm, wir gehen in die Kantine. Ich lade dich zum Essen ein.«
    Um in die Kantine zu gelangen, müssen wir uns wieder die Hände schrubben und die scheußliche Kleidung anlegen.
    In der Obsthalle entdecke ich auf dem Fußboden eine große Pfütze aus dunkelrotem Kirschsaft, die wie Blut aussieht.
    »Unsere Dosier-Anlage ist defekt«, erklärt Will. »Aber dafür haben wir einen brandneuen Roboter, der dir gefallen wird.« Wir betreten die Halle, in der Kuchen und Gebäck hergestellt wird. Es riecht nach Zucker und Vanille.
    Will führt mich zu einem Fließband, über das Madeirakuchen ziehen. Einige von ihnen werden von einem Roboterarm angestupst und landen auf einem kleineren, parallel laufenden Band. Ein zweiter Roboterarm kommt und drückt ihnen einen roten Aufkleber mit der Aufschrift »abgelehnt« auf, woraufhin sie durch eine Klappe in eine große Plastiktonne fallen.
    »Ist das nicht genial?«, fragt Will. »Die Waagen am Band stellen automatisch fest, ob der Kuchen zu viel wiegt. Alles, was zu schwer ist, kommt in die Tonne.«
    »Wie unbarmherzig«, murmele ich.
    Wir durchqueren die Halle, in der die Hochzeitstorten entstehen, und passieren riesengroße Stapel gefalteter Schichten Zuckerguss, deren Farbe zwischen Pfirsich und Rosa changiert. Mich erinnern sie an zu viel Haut, die nach umfänglichen Schönheitsoperationen zurückgeblieben ist.
    Ich bleibe stehen. »Entschuldige, Will, aber mir geht es nicht so gut. Ich glaube, ich muss einen früheren Zug nehmen.«
    Will legt mir eine Hand auf die Schulter. »So was dachte ich mir schon. Du bist nicht so gut drauf wie sonst.«
    Ich nicke nur, denn ich habe Angst, dass ich anfange zu weinen, wenn ich etwas sage.
    »Komm, ich fahr dich zum Bahnhof«, schlägt Will vor.
    »Nein, lass, ich nehme ein Taxi.«
    »Kommt nicht infrage.«
    »Vielen Dank, dass du mich gefahren hast«, verabschiede ich mich vor dem Bahnhof von Will.
    »Keine Ursache.« Will steuert eine Lücke auf dem Parkplatz an. »Ich warte mit dir, bis dein Zug kommt.«
    »Aber der kommt doch erst in einer guten Viertelstunde. Es macht mir nichts aus, allein zu warten.«
    »Davon bin ich überzeugt«, antwortet Will lächelnd. »Aber mir wäre eine kleine Arbeitspause ganz lieb.«
    Wir steigen aus dem Wagen, gehen in den Bahnhof und finden eine freie Bank, auf die wir uns schweigend setzen.
    Eigentlich sollte ich mich unbehaglich dabei fühlen, so dicht bei Will zu sitzen und nichts zu sagen. Die Menschen, die uns sehen, werden sich wahrscheinlich wundern und glauben, wir hätten uns gestritten. Würde ich mit einem anderen, den ich nicht so gut kenne, hier derart stumm sitzen, würde ich verlegen werden.
    Doch an Wills Seite fühle ich mich in den fünfzehn Minuten bis zur Ankunft meines Zugs vollkommen entspannt.
    Später am Abend schleift Laura mich mit in einen Pub.
    Ohne Laura wäre ich immer noch mit James zusammen. Ich hätte ihn wieder in mein Leben gelassen oder noch schlimmer, ihn angefleht, zu mir zurückzukommen. Laura verdanke ich meinen letzten Rest Verstand. Trotzdem findet ein Teil von mir, dass sie mir die Chance verbaut hat, glücklich zu werden. Sie hat ja auch gut reden, schließlich ist sie seit zehn Jahren mit Dave zusammen. Sie hat vergessen, wie hart der Konkurrenzkampf ist. Aber aus irgendeinem Grund glauben die Londoner Männer, dass sie auf einem Käufermarkt die Käufer sind. Eine Vierunddreißigjährige ist für sie wie eine überteuerte möblierte Einzimmerwohnung in einem Außenbezirk, die verzweifelt darauf wartet, dass sich einer in ihr Bett legt.
    »Du musst ihn

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