Süße Teilchen: Roman (German Edition)
vergessen«, trägt Laura mir auf.
»Ich will es doch nur begreifen können. Nach einer Beziehung gibt es nur zwei Personen, die wissen, was wirklich passiert ist, aber mir ist, als wäre ich keine von beiden.«
»Hör auf, deine Energie auf ihn zu verschwenden. Richte sie auf etwas Positives.«
Wie denn? Ebenso gut hätte sie mich auffordern können, den Eiffelturm aus Streichhölzern nachzubauen.
»Mir scheint, du konzentrierst dich nur auf das, was dir an ihm gefallen hat«, fährt Laura fort. »Den Mistkerl willst du offenbar vergessen. Auch deine Fixierung auf Noushka ist völlig absurd. Dave und ich haben sie gegoogelt. Ihr Kinn ist größer als das von Frankenstein. Dave hat gemeint, die Frau sei wie eine Krabbe, bei denen interessiert einen auch nur der Körper und nicht der Kopf.«
Ich ringe mir ein schwaches Lächeln ab.
»Stell dir ein dickes Schwein vor, wenn du an James denkst, eins, das zu alt ist, um noch Jeans und eng anliegende Hemden zu tragen, und das mit dem Maserati über die Bond Street fährt, an seiner Seite eine Riesenkrabbe in Hosenträgern und Strümpfen.«
»Netzstrümpfe?«
»Logisch.« Laura stößt mit mir an.
»Sind diese Strümpfe an allen Krabbenbeinen?«
»Nein, nur an vieren. An den anderen hat sie Mayonnaise.«
Ich lache. Laura nimmt mich in die Arme und drückt mich an sich.
»Weißt du, was du brauchst?«, fragt sie.
»Einen Bildschirmschoner, auf dem ein Schwein und eine Krabbe sind?«
»Nein, du solltest losziehen und dir einen anständigen Mann suchen. Irgendeinen wird es doch wohl geben.«
Sofort kommt mir Will in den Sinn, und ich denke daran, wie gut ich mich vor ein paar Stunden bei ihm gefühlt habe. Er ist immer freundlich und ein so lieber Mensch. Zu lieb, das ist das Problem. Außerdem sitzt ihm die Scheidung noch in den Knochen, er lebt in einer anderen Stadt, und wir arbeiten zusammen.
Dann wäre da noch Jack aus dem Haus, in dem meine Großmutter wohnte. Vor einem Monat hat er per SMS gefragt, ob ich Lust habe, mit ihm auszugehen. Ich habe ihm nie geantwortet.
»Na, was ist?«, fragt Laura.
»Na ja, Jack vielleicht. Er hat mir eine SMS geschickt.«
Ehe ich mich wehren kann, hat Laura sich mein Handy geschnappt, die SMS gefunden und »Wie wär’s mit einem Drink nächste Woche?« eingetippt.
»Nicht, Laura. Nein!«
Zu spät. Sie hat auf Senden gedrückt.
Am nächsten Tag haben Devron und ich ein Meeting. Ich bin gereizt, denn ich habe bis fünf Uhr morgens wach im Bett gelegen. Überhaupt schlafe ich zurzeit sehr schlecht.
»Ich hätte gern etwas, das wir zum Sonderpreis anbieten können«, beginnt Devron. »Lassen Sie sich hundert Pfund aus der Kasse geben und besorgen Sie sich dafür Desserts von M&S , warme und kalte, und dann finden Sie heraus, wie wir die billiger machen können.« Schon seit Tagen schafft er es nicht, mir in die Augen zu sehen. Ist mir aber ganz recht, meine Augen sind sowieso immer rot gerändert oder verquollen oder gleichen denen von Pandabären.
Sein Vorschlag ist so hirnrissig wie alles, was von ihm kommt.
»Tut mir leid, Devron, aber das bringt nichts. M&S legt großen Wert auf Qualität. Man kann die Zutaten nicht einfach billiger machen, und wenn man noch so knickrig ist.«
Bei »knickrig« runzelt Devron die Stirn.
»Sie scheinen das nicht zu begreifen, Sophie, aber für dieses Jahr wird uns das Budget gekürzt. Das bedeutet, wir bleiben bei unserer Qualität und optimieren die Kosten, nur so macht man fette Beute.«
Ich lache auf. »Fette Beute. So könnten wir unsere neue Produktreihe auch nennen.«
»Das reicht.« Devron steht auf. »Setzen Sie Ihren A i G.«
Als er verschwunden ist, drehe ich mich zu Eddie um. »Weißt du, was A i G heißt?«
»Arsch in Gang, aber in seinem Führungskurs hat er das nicht gelernt.«
Ich mache mich auf den Weg zu M&S in der Oxford Street und nehme die Rolltreppe nach unten in die Lebensmittelabteilung. Zuerst schnappe ich mir einen Einkaufskorb, doch dann stelle ich ihn wieder weg und nehme einen Einkaufswagen. Den fülle ich mit Apfelstreusel ländliche Art, New Yorker Cheesecake, belgischen Pralinen-Soufflés, Doppelrahm-Sahnedesserts und einfachen Puddings.
Zum Schluss habe ich mehr Tragetüten, als ich schleppen kann. Ich bringe sie zum Kurier-Service und bitte darum, alles sofort zu Fletchers zu schaffen. Dann rufe ich Janelle an und verkünde, ich müsse für den Rest des Tages zu Hause an einem Spezialprojekt arbeiten. Wie ich weiß, ist Devron schon auf dem
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