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Süße Teilchen: Roman (German Edition)

Süße Teilchen: Roman (German Edition)

Titel: Süße Teilchen: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stella Newman
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einem Mal sind nur noch zwei Süßspeisen im Kühlschrank, was mir heute noch schleierhaft ist – ich hätte geschworen, dass sich da noch sieben Stück befinden. Egal, ich nehme eine heraus und teile sie mir sorgfältig ein. Noch immer habe ich mir keine Notizen gemacht oder auch nur ansatzweise darüber nachgedacht, wie ich die Zutaten billiger machen könnte.
    Bei dem zweitletzten Dessert handelt es sich um einen Limonenkuchen. Ich frage mich, ob ich statt Doppelrahm einfachen Rahm oder Stärke nehmen und die Limonenmenge reduzieren könnte. Womöglich kriege ich auch einen Teig mit weniger Butter hin. Natürlich würde der Kuchen dann nicht mehr so gut schmecken, aber seit wann interessiert Devron sich für den Geschmack? Hauptsache, es ist billig.
    Als ich nach dem letzten Dessert greife, sinkt meine Laune auf null. Das kann ich doch niemals freiwillig in meinen Einkaufswagen geladen haben. So etwas dulde ich nicht in meiner Wohnung, und schon gar nicht esse ich es.
    Angewidert betrachte ich die Aprikosen-Tarte und wünschte, ich hätte den Limonenkuchen nicht gegessen, denn plötzlich ist mir so speiübel, dass ich ins Bad renne und mich übergebe.
    Den Rest des Tages verbringe ich im Bett, döse oder starre an die Decke. Ab und zu frage ich mich, warum ich so eine Lusche bin. Warum ziehe ich nicht los und lege den erstbesten Kellner flach? Oder zehn Kellner, falls die nötig sind, um über James hinwegzukommen.
    Am Montag habe ich fünf Pfund zugenommen und kehre nach meiner Woche Heimarbeit ins Büro zurück.
    »Wo warst du?«, überfällt mich Janelle. »Hast du deine Mailbox nicht abgehört? Ich habe dir zig Nachrichten hinterlassen!«
    »Mein Handy war kaputt. Außerdem hatte ich dir doch gesagt, dass ich zu Hause an einem Spezialprojekt arbeite.«
    »Das war Dienstagnachmittag.«
    »Ja und?«
    »Ich rede vom vergangenen Dienstag.«
    »Und?«
    »Was war mit dem Rest der Woche? Wo warst du?«
    »Das habe ich dir doch gerade erklärt.«
    »Du hättest mir vorher Bescheid sagen müssen.«
    »Nicht dir. Devron. Ich habe ihm eine SMS geschickt. Danach hat mein Handy den Geist aufgegeben.«
    »Soll ich dich für die Tage als krank eintragen?«
    »Nein, verdammt noch mal, ich habe gearbeitet. Am Mittwoch habe ich mich mit Käsekuchen und warmen Nachspeisen befasst. Am Donnerstag mit Mousses, Soufflés und Eiscreme. Am Freitag waren Tartes, Kompotte und Törtchen an der Reihe. Und über all das habe ich einen Bericht geschrieben, den ich Devron vorlegen werde, wenn er wieder im Lande ist.«
    Ihr Gesichtsausdruck sagt: Mann, steckst du in der Scheiße, aber das gönne ich dir.
    Ich setze mich an meinen Schreibtisch und rufe meine E-Mails ab. Eine stammt vom Keks-Team. Sie bitten jeden, der zehn Minuten Zeit hat, in den zwölften Stock zu kommen und gegen den Montagmorgen-Blues ihre neuen »Super-Kekse« zu kosten. Ich fühle mich angesprochen, schließlich gehöre ich zu den Experten und habe gerade eine Woche lang Feldforschung betrieben. Es ist meine Pflicht, mich da sehen zu lassen.
    Liebeskummer ist wirklich was Gutes, denn wenn man mit verweinten Augen, ungekämmtem Haar, bebender Unterlippe und einem Keks in jeder Hand herumsitzt, rückt einem Hochwasser-Hosen-Raymond aus der Buchhaltung nicht auf die Pelle.
    »Nimm dir ruhig ein paar mit«, schlägt mir der Keks-Chef vor, nachdem ich mich fast eine Stunde lang bei ihnen herumgedrückt habe.
    Prima Idee, er ist wirklich zu nett. Ich baue einen Turm aus heruntergesetzten Feigenplätzchen, einem Kirschteilchen und drei Vanillekeksen und setze ein rundes mit Creme gefülltes Plätzchen obenauf.
    Als ich die Treppe hinuntergehe, versuche ich, den Berg auf einer Papierserviette im Gleichgewicht zu halten. Das oberste Creme-Plätzchen fällt herunter und landet irgendwo unten im Treppenhaus. Ich höre einen Aufschrei und muss daran denken, was eine Münze, die man vom Empire State Building in die Tiefe fallen lässt, für einen Schaden anrichten kann, falls jemand sie abbekommt. Das würde mir heute gerade noch fehlen. Ich hoffe, ich habe keine der älteren Damen getroffen, die in der Kantine bedienen.
    Im vierten Stock stoße ich auf eine schlanke Frau in kurzem Rock, die mich giftig mustert. Was musstest du auch die Treppe statt des Fahrstuhls nehmen, antworte ich ihr stumm. Sei froh, dass es keine Sahnetorte war.
    Um acht Uhr soll ich bei Maggie zum Abendessen erscheinen, aber vorher muss ich mich unbedingt noch entspannen. Ich brauche mehr Gras.
    Ich gehe zu

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