Süße Teilchen: Roman (German Edition)
niemanden, der Lieferanten so rücksichtsvoll behandelt, wie du es tust.«
»Jetzt ist aber gut, ich werde ja ganz rot.«
Will lacht. »Arme Sophie, bald gibt es keinen Devron mehr, der beim Kosten in der Nase popelt.«
»O Gott, bitte sag ihm nie, dass ich dir das erzählt habe.«
»Na, hör mal, für wen hältst du mich?«
Ja, für wen eigentlich? Darüber habe ich noch nie nachgedacht. Bis jetzt.
Lächelnd verabschiede ich mich von ihm. Ich erinnere mich noch dunkel, dass ich vor diesem Anruf irgendwas machen wollte, aber was es war, fällt mir nicht mehr ein. Ich gehe in die Küche, koche Tee und fülle zwei Becher für Eddie und Lisa.
Am Abend rufe ich Maggie an.
»Du klingst schon viel fröhlicher«, sagt sie.
»Ich muss nur noch einen Monat bei Fletchers ausharren und dann –«
»Dann beginnt die Zukunft. Sophie, ich bin stolz auf dich.«
»Wie hieß noch gleich dein Kontaktmann für die Brio-ches in Paris? Am Mittwoch fliege ich mit Appletree dorthin.«
»Du meinst, mit dem reizenden Will. Grüß ihn von mir. Ich habe ihn immer sehr geschätzt.«
»Findest du ihn wirklich reizend?«
»Selbstverständlich. Ihr würdet zusammenpassen. Das habe ich früher schon gedacht.«
»Ich und Will? Meinst du nicht, er ist ein bisschen zu nett? Weißt du, dass er schon einmal verheiratet war?«
»Sophie, jetzt reicht es aber.«
»Was denn?«
»Meine Liebe, du hast genau drei Möglichkeiten. Entweder du lässt diesen unsäglichen James auf seinem Podest und hältst anständige Männer weiterhin auf Abstand, oder du –«
»Maggie …«
»Will ist geschieden, na und? Der Mann ist wenigstens bindungsfähig. Dass jemand schon einmal verheiratet war, ist doch kein Grund, oder wenn, der albernste, den ich kenne.«
»Maggie …«
»Oder, Möglichkeit Nummer zwei, du suchst dir den nächsten unreifen Kindskopf, der genauso oberflächlich, emotional und unerreichbar ist wie der, den du gerade hattest. Wäre kein Problem, denn von denen gibt es jede Menge, glaub mir, ich weiß, wovon ich rede.«
»Maggie …«
»Oder du erkennst deinen eigenen Wert – den Wert einer richtigen Frau, die begabt, klug und hinreißend ist – und suchst dir jemanden, der dich rundum glücklich machen will.«
»Maggie! Ich habe nur angerufen, um nach dem Namen deines Brioche-Kontaktmanns zu fragen.«
»Ich weiß nicht, wie er heißt. Er hat den dritten Stand auf dem Markt am Canal Saint-Martin. Sieh zu, dass du vor drei Uhr nachmittags da bist, denn danach ist er ausverkauft. Und sag ihm, la Madame anglaise et difficile lässt ihn grüßen.«
Am Mittwochmorgen gießt es wie aus Eimern und ich bin niedergeschlagen. Vielleicht liegt es am Wetter, oder die Aufregung nach der Kündigung hat mich emotional erschöpft. Es könnte aber auch damit zusammenhängen, dass ich mir insgeheim wünsche, mit James nach Paris zu fliegen. Will ist ein wunderbarer Mensch, aber leider finde ich ihn etwas zu normal.
Auch die Kleiderfrage ist ein Problem. Soll ich das blaue Kleid mit den kurzen Ärmeln von Topshop anziehen? Es hat einen Gürtel in der Taille, den ich nach dem Essen lockern könnte. Oder doch lieber das reizvollere schwarze Jersey-Kleid von Whistles ? Aber warum darüber nachdenken, als ginge es um ein Date? Ich entscheide mich für die bequemere Lösung, denn bei dieser Reise handelt es sich nicht um ein Date. Dazu bin ich noch gar nicht in der Lage, man denke nur an den Abend mit Jack, als ich mich betrunken und total danebenbenommen habe. Eigentlich ist es eine Geschäftsreise mit einem Lieferanten. Dieser Lieferant ist zwar nett und höflich und hat mich auch noch nie auf meine körperlichen Mängel hingewiesen, aber das muss ja nicht gleich heißen, dass er sich für mich interessiert.
Ich schnappe mir meinen Schirm und mache mich auf den Weg zur U-Bahn. Als ich in St. Pancras den Bahnsteig betrete, sitzt Will schon auf einer Bank und liest Zeitung.
»Ich habe dir Frühstück mitgebracht«, begrüßt er mich und reicht mir eine Tüte, in der ich ein warmes Croissant mit Schinken und Käse entdecke. »Hier ist der Kaffee. Ich war mir sicher, du trinkst ihn mit Milch, ohne Zucker.«
»Danke, Will.« Ich krame in meiner Handtasche. »Das Geld bekommst du zurück.«
»Bitte, Sophie, sei nicht albern. Der Tag geht auf Appletree .«
Im Zug schlafe ich ein und werde wach, als Will mir sanft auf die Schulter tippt.
»In einer Minute sind wir da.«
»Was? Schon?«
»Du bist gleich nach dem Frühstück
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