Süße Teilchen: Roman (German Edition)
zusammen, aber mit der Riesenhimbeere auf meinem Kopf hat es nichts zu tun.
Seit einem Jahr sind wir ein Paar. Ich bin kurz davor, bei James einzuziehen. Er hat mich gebeten, ihn zu heiraten.
Aber wie eigenartig, dass er noch nicht ein einziges Mal gesagt hat, dass er mich liebt.
Nick hat mir ungefähr zehnmal am Tag gesagt, dass er mich liebt. Irgendwann begriff ich, dass es alles Mögliche heißen konnte, beispielsweise »Ich bin glücklich« oder auch »Gute Nacht«, ebenso wie »Ich bin einsam und fühle mich nicht gut, ohne genau zu wissen warum«. Es konnte sogar für »Vielen Dank für die Spaghetti Bolognese« stehen und für »Bitte, sei jetzt nicht sauer auf mich«.
Wenn jemand ständig dasselbe sagt, nutzt es sich irgendwann ab.
Aber wie wäre es denn mit dem goldenen Mittelweg?
Nachts träume ich, dass James und ich auf einer Party in Bangkok sind, in der Hotelsuite der Bonders. James ist in eine Unterhaltung mit Roger Federer und Shania Twain vertieft. Ich versuche, ihm klarzumachen, dass unser Zug nach Las Vegas in fünf Minuten geht und wir noch unsere eigene Hochzeit verpassen, aber James nickt nur und lächelt. Riesenspinnen kommen in dem Traum immer noch nicht vor.
James möchte über die Verlobungsringe und die Party erst im Januar nachdenken. Na gut, denke ich, seine Küche ist noch nicht funktionstüchtig, und ich bin ja auch vollauf mit meinen Puddingsorten beschäftigt. Zwischen dem 4. und 14. Dezember muss James dreimal nach Moskau fliegen, um dort das Vertriebssystem mit einem seiner größten Abnehmer durchzusprechen. Seit seinem Antrag haben wir uns kaum gesehen. In der letzten Woche bin ich mutterseelenallein zu drei Weihnachtspartys gegangen und kam mir beinah wieder vor wie ein Single.
Es gibt keinen Menschen, mit dem ich lieber zusammen sein möchte als mit James. Daran gibt es überhaupt nichts zu rütteln.
Ich habe den Mann gefunden, mit dem ich alt werden möchte. Wir werden heiraten. Endlich kann ich mich sicher fühlen. Nur: Warum habe ich dann das Gefühl, es könnte jeden Moment Alarmstufe eins ausgerufen werden? Morgens werde ich um vier Uhr wach und spüre, wie mir Adrenalin durch die Adern schießt. Kann das Vorfreude sein? Muss es wohl.
Jetzt ist schon der 15. Dezember und wir haben noch nichts für Silvester geplant. In den letzten beiden Wochen habe ich James zweimal darauf angesprochen. Jedes Mal war seine Antwort, dass wir noch genügend Zeit hätten, uns um die Einzelheiten zu kümmern. Vielleicht bedeutet Silvester in seinem Alter nicht mehr so viel. Ich selbst lege auch keinen großen Wert auf diesen Abend, deshalb ist es mir eigentlich ziemlich gleich, was wir da machen. Wir können uns mit Freunden treffen, reichlich trinken und uns irgendwo amüsieren.
Eines Abends fahren wir zu James’ Freunden Ed und Rachel zum Essen.
»Sollen wir Silvester auf Lauras Party gehen?«, frage ich. »Oder möchtest du lieber was anderes machen?« Jetzt kann er mir nicht mehr aus dem Weg gehen, denn wir sitzen in seinem Wagen.
»Darüber wollte ich auch schon mit dir reden.« James schluckt und schaut geradeaus.
Warum hast du es dann nicht getan? »Und?«
»Na ja, Rob und die Jungs fliegen nach Vegas, um Oliver Newmans Junggesellenparty zu feiern. Und die Bonders haben mich in ihre Villa auf den Kaimaninseln eingeladen.« Er wirft mir einen kurzen Seitenblick zu.
»Was soll das heißen, sie haben dich eingeladen? Nur dich?«
»Ja, ich habe ihnen noch nicht gesagt, dass wir verlobt sind. Also, was meinst du dazu?«
Ich spüre, wie mir das Blut aus dem Gesicht weicht. »Dass ich Silvester eigentlich sehr gern mit meinem Verlobten feiern würde.«
»Sicher, aber ich dachte, du wärst die ganze Zeit beschäftigt. Mit den neuen Puddings und so.«
»Du hättest mich fragen können.«
»Ich habe doch gesehen, wie viel du um die Ohren hattest.«
»Fliegt Rob auch nach Las Vegas? Ohne Lena?«
»Logisch, deshalb nennt man es ja Junggesellenparty.«
»Und der liebe Specht ist sicher auch mit von der Partie.«
James nickt.
»Demnach werdet ihr saufen und Frauen anmachen. Oder aber du fliegst in ein Tropenparadies und feierst mit einem Ehepaar, allerdings ohne mich.«
Er sieht mich hilflos an.
»Warum kann ich denn nicht mit auf die Kaimaninseln kommen?« Je nachdem, wie die Feiertage in diesem Jahr fallen, könnte ich fünf freie Tage haben. Es wäre zwar ein langer Flug, aber den würde ich auf mich nehmen.
»Wenn wir zusammen verreisen, möchte ich, dass wir uns ein
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