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Süße Teilchen: Roman (German Edition)

Süße Teilchen: Roman (German Edition)

Titel: Süße Teilchen: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stella Newman
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hübsches Plätzchen suchen, an dem wir allein sind. Über den Valentinstag beispielsweise. Außerdem wäre ich nur für eine Woche weg. Was macht das schon?«
    »Wann haben die Bonders dich eingeladen?«
    James zuckt die Achseln.
    »Wahrscheinlich schon vor Wochen, oder?«
    Er nickt.
    »War es beim Dinner nach der Präsentation?« Als er die ganze Nacht mit Noushka unterwegs war.
    Wieder ein Nicken.
    »Und die Junggesellenparty muss auch schon seit langer Zeit geplant sein. Über Weihnachten und Silvester ist in Las Vegas einiges los, da muss man die Flüge mindestens sechs Wochen im Voraus buchen.«
    Das nächste Nicken. Aber allmählich weiß ich, wie man James etwas aus der Nase zieht.
    »Also weißt du schon seit über einem Monat Bescheid, ist das richtig?«
    »Ja, aber in dem Monat war die Hölle los. Denk an die Präsentation, die neue Küche, die Verlobung …«
    »Du hast gesagt, du hättest schon mit mir darüber reden wollen. Tatsächlich hieß das, dass ich dich zuerst nach allen Regeln der Kunst ausquetschen musste, ehe du bereit warst, mit der Wahrheit herauszurücken. Genauso gut könnte man sagen, du hast die ganze letzte Zeit gelogen.«
    Abrupt lenkt James den Wagen auf den Seitenstreifen und hält an. Seine eben noch betretene Miene hat sich in ein zorniges Gesicht verwandelt. »Ich habe nicht gelogen.«
    »Nein, du hast mir lediglich die Wahrheit vorenthalten.«
    Jetzt scheint er kurz vor einem Wutanfall zu stehen.
    »Weil ich wusste , wie du reagieren würdest.«
    »Ich reagiere so, weil du mir nichts gesagt hast.«
    James fädelt sich wieder in den Straßenverkehr ein. »Wir kommen noch zu spät. Und bitte, lass uns nicht vor Ed und Rachel streiten. Wir können ja später weiterreden.«
    »Das mit Las Vegas leuchtet mir ja noch ein. Eine Junggesellenparty findet nun mal ohne Freundinnen und Verlobte statt. Aber dass du einen Strandurlaub mit einem Ehepaar verbringen willst, finde ich echt schräg.«
    »Bitte, Sophie, verdirb uns nicht den Abend. Ed und Rachel feiern ihren Hochzeitstag.«
    »Ich werde ihnen den verdammten Hochzeitstag nicht verderben, denn wir werden jetzt alles hier in diesem Wagen klären. Vegas ist ja noch in Ordnung, aber die Kaimaninseln nicht.«
    »Gut, Sophie, ich hab’s kapiert. Vegas ist genehmigt. Gut. Wir beide fahren dann im Februar zusammen irgendwohin.«
    Seit ich weiß, dass James Silvester in Las Vegas verbringen wird, macht meine Paranoia Überstunden. Als James Sonntagmorgen loslief, um die Zeitung zu kaufen, war ich sicher, dass er nie mehr zurückkommen würde. Wenig später hörte ich die Wohnungstür zufallen und schämte mich halb zu Tode. Trotzdem studiere ich ständig seine Körpersprache und verfolge, wie er Daumen und Zeigefinger der rechten Hand nervös aneinanderreibt, wenn er von einer Reise nach Moskau spricht.
    Auf die Weise kann ich natürlich nicht weitermachen. Deshalb habe ich meinem Gehirn versucht zu erklären, dass meine Verlustangst am Ende noch zu einer sich selbst erfüllenden Prophezeiung wird. Ich habe ihm auch gesagt, wenn es sich immer nur auf Negatives konzentriert, wird ganz automatisch etwas Schlimmes geschehen. Dann wieder halte ich mir vor Augen, dass ich mich mit James wenigstens nicht langweile. Aber selbst wenn ich es schaffe, mir etwas vorzumachen, gelingt es mir nicht, meinen Körper zu täuschen. Mit den Steinen, die sich in meinem Magen angesammelt haben, könnte ich einen japanischen Garten anlegen.
    Eine Woche nach unserem Gespräch über Silvester sitzen wir im Lansdowne bei James um die Ecke und essen Pizza.
    »Hast du deinen Flug nach Las Vegas schon gebucht?«, erkundige ich mich, denn James neigt dazu, alles in letzter Minute zu erledigen. Abgesehen davon ist er reich und kann es sich leisten, einen der übrig gebliebenen teuren Flüge zu nehmen.
    »Das hat noch Zeit«, entgegnet er.
    »Wie warm ist es in Las Vegas um diese Jahreszeit?«
    »Mild. So um die sechzehn Grad.«
    »Und warum hast du noch keinen Flug?«
    »Darum kümmere ich mich noch. Komm, lass uns den Abend genießen.«
    Zwei Tage später, am 23. Dezember, sind wir bei Selfridges und besorgen in letzter Minute Geschenke. Der Winterschlussverkauf hat frühzeitig begonnen, sodass sich in den Gängen Schnäppchenjäger drängen. Von weihnachtlicher Stimmung ist nichts zu spüren. Vorhin habe ich zwei erwachsene Frauen gesehen, die wegen der letzten Reisepackung Kosmetika fast handgreiflich geworden wären. Die Taschenabteilung erinnert mich an einen Zoo,

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