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Süße Teilchen: Roman (German Edition)

Süße Teilchen: Roman (German Edition)

Titel: Süße Teilchen: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stella Newman
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denn überall stehen Handtaschen mit Leopardenmuster oder aus Ponyfell oder Clutches aus Schlangenleder, woraus ich wieder einmal schließe, dass der Mensch das gefährlichste Tier von allen ist. An die Schuhabteilung mag ich gar nicht denken.
    Wir ziehen uns ins Tiefgeschoss zurück. Ich überfliege die Buchtitel in den Regalen und überlege, welche Fußballer-Autobiografie Laura mir für Dave empfohlen hat. James blättert in einem Hochglanzband mit Schwarz-Weiß-Fotos von mehr oder weniger bekleideten Models.
    »Ich weiß nicht mal, an welchem Tag du fliegst«, sage ich, während ich mich zu James umwende. »Für wann hast du den Flug nach Vegas gebucht?«
    James wirkt jetzt angespannt. »Richtig, der Flug. Am 25. geht um zehn Uhr morgens eine Maschine von Heathrow aus.«
    »Am 25.?«
    Er nickt, schlägt das Buch zu und tritt an den Bestseller-Tisch hinter eine Säule.
    Im Nu bin ich an seiner Seite. »Das ist übermorgen.«
    James wirkt schuldbewusst, greift nach dem erstbesten Buch – das jüngste Werk von Katie Price – und vertieft sich in den Text hinten auf dem Umschlag.
    »Du bist wirklich unglaublich.« Ich lasse meine Einkaufstüten fallen und warte darauf, dass er das Buch ablegt. Zehn Sekunden später versteckt er sich noch immer hinter dem rosa und weiß gemusterten Umschlag und tut, als würde er lesen. Ich reiße ihm das Buch aus den Händen.
    Er seufzt. »Ich möchte mit den anderen Jungs zusammensitzen und die wollen eben schon am 25. fliegen.«
    »Sprich es ruhig aus. Sag: ›Ich fliege schon am ersten Weihnachtstag nach Vegas, was auch bedeutet, dass ich dort über Weihnachten und Silvester bin.‹«
    »Was hast du denn? Ich denke, du machst dir nichts aus Silvester.«
    »Darum geht es nicht. Es geht darum, dass du mir nicht gesagt hast, dass du schon übermorgen fliegst. Ich dachte, wir würden Weihnachten zusammen verbringen.«
    »Ich denke, du gehst zu Laura.«
    »Zum Lunch. Nachmittags bin ich wieder zurück. Wir sprechen von Weihnachten, James.«
    »Du bist Jüdin, Sophie. Seit wann feiern Juden Weihnachten?«
    »Ich feiere Weihnachten. Und du hast gesagt, du wärst nur über Silvester weg.«
    »Bin ich ja auch. Die paar Tage mehr zählen doch nicht. Im Februar fahren wir irgendwohin in die Sonne.« Er nimmt meine Tüten und zeigt auf den Aufzug.
    Okay. Er macht sowieso, was er will. Ich werde mich großzügig zeigen. Schließlich haben wir noch geschätzte vierzig Weihnachtsfeste vor uns.
    »Na schön.« Kopfschüttelnd folge ich ihm durch die Menge.
    Ist doch auch kein Thema.
    Nur ein paar Tage mehr, die nicht zählen.
    Und im Februar fahren wir irgendwohin in die Sonne.
    An Heiligabend erklärt James mir kurz vor Mitternacht, dass er am nächsten Tag auf die Kaimaninseln fliegen wird. Ohne mich.
    Zum zweiten Mal in unserer Beziehung bin ich am Erdboden zerstört.
    Las Vegas kam offenbar nie ernsthaft in Frage. Obwohl es tatsächlich diesen Flug um zehn Uhr morgens ab Heathrow gibt, und das Wetter dort so mild ist, wie er gesagt hat. Was aber einerlei ist, denn James hat für vierzehn Uhr einen Flug auf die Kaimaninseln gebucht, und das schon eine Woche vor unserem ersten Gespräch über Silvester.
    Natürlich hat er nicht gelogen. Ich habe lediglich die falschen Fragen gestellt.
    Er sagt, er brauche ein paar Tage Erholung.
    Ich weise ihn auf die Bonders und ihre kleine Tochter hin.
    Wie sich herausstellt, braucht er Erholung von mir.
    Fünf Minuten lang bringe ich kein Wort heraus, fünf Minuten, in denen ich mir vor Augen führe, was in dieser Beziehung eigentlich vor sich geht. James sieht mich beunruhigt an. Was wäre ihm wohl lieber? Dass ich einen Tobsuchtsanfall kriege oder dass ich in Tränen zerfließe?
    »Warum?«, frage ich. »Immer noch das alte Thema?«
    Er nickt.
    »Also geht es um mein Gewicht.«
    Keine Reaktion.
    »Herrgott noch mal, James, jetzt tu nicht so, als wäre ich fett.«
    »Nein, aber dein Gewicht ist …«
    Er sagt, er sei ein wenig durcheinander.
    Und wisse nicht, ob seine Liebe ausreicht, um mich zu heiraten.
    Ich kann ihm einen Tipp geben. Sie reicht nicht aus.
    Frohe Weihnachten.



Zweiter Weihnachtstag.
    Um fünf Uhr morgens klingelt mein Wecker. Was? Fünf Uhr?
    Einen Moment lang bin ich so müde und konfus, dass ich vergesse, wie schlecht es mir geht.
    Mein Blick fällt auf das unberührte Weihnachtsessen auf meinem Nachttisch. Laura hat es gestern vorbeigebracht, als ich noch immer unter Schock stand.
    Im nächsten Moment packt mich Verzweiflung, und

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