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Süße Teilchen: Roman (German Edition)

Süße Teilchen: Roman (German Edition)

Titel: Süße Teilchen: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stella Newman
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ich jetzt offiziell »untergewichtig«.
    Und noch was: An dem Abend mit Pete hast du gesagt, ich könnte ruhig noch ein bisschen abnehmen oder so. Pete hält dich für ein Arschloch, nur damit du es weißt.
    12. Februar
    Falls du noch mal jemanden suchst, der dir eine neue Küche besorgt, kannst du einen Küchenberater engagieren. Den findest du durch Google und in den Gelben Seiten, du musst ihm lediglich fünfzehn Prozent des Gesamtpreises zahlen. Ich schätze, das ist ihm lieber als ein Heiratsantrag, der später wieder zurückgenommen wird.
    Natürlich könnte auch Noushka dir dabei helfen, aber die wird sicher ausgelastet sein, weil sie an ihrem Businessplan für Fußnagellack knobelt. Apropos, es gibt keinen Unterschied zwischen Finger- und Fußnagellack, in dem Punkt will ich ihr gern auf die Sprünge helfen.
    13. Februar
    Bei dir bin ich ganz ich selbst: Ich möchte, dass du meine Frau wirst. Ich werde dich nie so ansehen können, wie du mich ansiehst. Welcher Satz passt hier nicht zu den anderen?
    Auch diesmal schicke ich keine der Mails ab.
    Aber am Valentinstag tippe ich zwei Minuten vor Mitternacht und nach einer Flasche Rotwein:
    Ich bin hoffnungslos in dich verliebt.
    Wenn du wüsstest, wie sehr ich dich hasse.
    O Gott, wenn du wüsstest, wie sehr du mir fehlst.
    Und dann drücke ich auf Senden.

Am nächsten Morgen werde ich wach, verbringe sieben Sekunden des Friedens und zucke zusammen. Ich werde ihm doch keine E-Mail geschickt haben?
    Bitte, lieber Gott, mach, dass es nur ein schlechter Traum war.
    Nein, es war kein schlechter Traum.
    Brennende Scham durchflutet mich. Ich rufe Laura an, obwohl ich weiß, dass Dave mit ihr nach Sussex gefahren ist, in ein Hotel mit Riesenplasmafernseher im Bad. Sie haben ein Liebeswochenende geplant und werden sich für die Störung herzlich bedanken.
    »Laura«, schieße ich los, als sie sich schließlich meldet. »Ich glaube, ich habe was Dummes gemacht, aber vielleicht ist es gar nicht so schlimm.«
    Laura ist immer nett zu mir, aber leider auch immer ehrlich. Nie sagt sie nur das, was ich hören will. Mitunter wünschte ich, sie wäre nicht meine beste Freundin.
    Sie fragt, ob ich noch ganz bei Trost gewesen sei.
    »Soll ich ihm mailen, in der Nacht hätten andere meinen E-Mail-Account benutzt?«
    Die Idee hält sie für völlig daneben.
    »Ich könnte doch schreiben, du wärst bei mir gewesen, wir hätten was getrunken, und dann hättest du ihm diese E-Mail geschickt, nur aus Spaß oder so.«
    Sie sagt, das sei das Dämlichste, was sie seit Langem gehört habe.
    Da ich nicht wage, meine E-Mails zu lesen, bitte ich Laura, sich später über den Hotel-Computer bei mir einzuloggen.
    »Bingo«, meldet sie nach einer Weile. »Er hat deine E-Mail gelesen und geantwortet.«
    Ich liege in meinem Badezimmer auf dem Fußboden. Seit ungefähr fünf Stunden. Ich habe mich in den rosa Flauschmorgenmantel meiner Großmutter gehüllt und mir ein Kissen unter den Kopf geschoben. Den Großteil der Zeit habe ich an die Decke gestarrt. Dabei ist mir aufgefallen, dass bei den Nachbarn über mir irgendwann die Badewanne übergelaufen sein muss, denn in der Decke sind siebzehn Haarrisse. Es ist wie mit den Sternen über London – je länger man in den Himmel schaut, desto deutlicher sind sie zu sehen.
    Ich weiß, dass Laura anbieten könnte, mir James’ Antwort vorzulesen. Aber das tut sie nicht.
    »Was schreibt er? Ist er wütend? Hält er mich für bekloppt?«
    »Sophie, was er denkt und fühlt, spielt keine Rolle. Es geht darum, was du denkst und fühlst. Na schön, hier steht etwas, das ich voll und ganz unterschreibe, denn da rät er dir, im betrunkenen Zustand keine E-Mails zu verschicken.«
    »Bitte, lösch die Mail. Und lösch sie auch aus den gelöschten Mails.«
    »Okay. Es ist alles weg.«
    Ich lege auf und wende mein Gesicht dem Handtuchhalter zu.
    Ich gehe unter. Ich brauche Hilfe.

Seit zwei Wochen habe ich täglich geweint. Bisher dachte ich immer, dass Tränen einen erleichtern, aber bei mir scheint ein Tränenbach den anderen zu speisen. Es ist kein Schluchzen, so mit Jammern und Beben, sondern ein stetiger Fluss, der aus meinen Augen quillt und über meine Wangen rinnt, als wäre ein Wasserhahn leck.
    Es wird für mich langsam so natürlich wie zu atmen. Nein, das trifft nicht ganz zu, denn unter Tränen zu atmen, fällt mir schwerer als zu weinen. Ab und zu vergesse ich sogar, Luft zu holen, was unglaubwürdig klingt, aber es ist so, denn anschließend muss ich

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