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Süße Träume

Süße Träume

Titel: Süße Träume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lindsay Gordon
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Normalerweise wäre meine Konzentration jetzt abgeschweift, und ich hätte versucht, einen Blick auf seine Hände zu erhaschen, um festzustellen, was er tat. Aber jetzt hatte ich die Erlaubnis, in diese Augen zu sehen – und ich würde nie wieder in der Lage sein, den Blick abzuwenden. Sogar nachdem es vorbei war, würde ich an Alberichs Gesicht denken, es mit meinem inneren Auge erforschen, nach dieser Ruhe und Verbindung suchen, und … Ich spürte, wie sich meine Hand hob, um sich auf seine Schulter zu legen; und in dem Moment, in dem meine Hand den Baumwollstoff seines Hemds berührte, fühlte ich die Wärme seiner Hand auf meiner Schulter.
    Wir waren verbunden. Nachdem ich jetzt wusste, wie es ging, konnte ich mir nicht vorstellen, dass ich nicht in der Lage sein würde, ohne nachzudenken jede Bewegung, die er machte, zu wiederholen. Er neigte den Kopf zur Seite und richtete ihn wieder auf; und ich war ein gehorsamer Spiegel und tat dasselbe.
    Schalk blitzte in seinen Augen auf, und ich verspannte mich, weil ich mir nicht sicher war, wohin die Reise jetzt gehen würde. Er lächelte – sehr kurz, aber doch so lange, dass ich ihm die amüsierte Miene spiegelte – und beugte sich auf mich zu. Ohne nachzudenken, weil Magie schneller als Gedanken ist, beugte ich mich gleichzeitig vor.
    Unsere Lippen berührten sich mit derselben bedächtigen Sorgfalt, die er in den Rest der Übung steckte. Als seine Zunge sich vorschob, kam ich ihm mit meiner entgegen, halb zärtlich und halb damit kämpfend, Münder und Zähne unterzubringen. Am liebsten hätte ich ihm die Arme um den Hals geschlungen und mich zu einem langen Kuss an ihn geschmiegt, ihn ausgedehnt und dafür gesorgt, dass er mehr davon wollte, doch selbst in diesem Wirrwarr von Empfindungen folgte mein Bewusstsein instinktiv seiner Führung. Obwohl seine Zunge in meinen Mund eindrang, hingen seine Hände neben seinem Körper herab, und daher mussten meine das ebenfalls tun.
    Seine Lippen lösten sich von meinen, und sein Mund verschloss sich vor mir. Gehorsam verfolgte ich den Kuss nicht weiter, sondern lehnte mich zurück, weil es so sein musste. Oh, aber ich will dich, dachte ich bockig.
    »Ich weiß«, sagte er laut. »Verbindung lösen«, fuhr er fort.
    Mein Rücken und meine Schultern sackten zusammen, als wäre eine Hand, die sie stützte, weggezogen worden, und ich gestattete mir, lange auszuatmen. Mir summte der Kopf.
    »Genau so funktioniert es«, erklärte Alberich beiläufig und ebenso an Susan wie an mich gerichtet, obwohl sie keine Ahnung hatte, was gerade passiert war. »Das war sehr gut, Meg; Sie können wieder in Ihre Bank gehen. Susan, würden Sie es gern einmal probieren?«
    Nicht einmal Susans Grimasse, als ihr klar wurde, dass sie auf dem schmutzigen Teppichboden würde sitzen müssen, machte meine Enttäuschung wett. Alberich hatte mir nicht befohlen, meinen Stuhl zur Wand zu drehen, daher sah ich mürrisch und wütend zu, wie er meine Rivalin zu derselben Stelle führte, wo ich noch vor einer Minute gehockt hatte, und sie in seinen Blick hineinzog.
    Ich hatte schon küssende Paare gesehen – man konnte nicht in einer hübschen Stadt voller Studenten leben, ohne in jedem romantischen Winkel über knutschende junge Leute zu stolpern. Aber ich hatte dabei noch nie in der ersten Reihe gesessen. Ihre Lippen trafen sich exakt in der Mitte des leeren Raums zwischen ihnen. Mit leicht geneigten Gesichtern drückten sie behutsam, in einer bewussten, gemessenen Liebkosung die Münder aufeinander. Er schloss die Augen nicht, genau wie sie, und ihre wirkten riesig und erstaunt. Ich konnte genau sagen, in welchem Moment ihre Zungen sich trafen. Ob meine Wangen auch so rot angelaufen waren wie Susans? Es war unfair, dass sie so hübsch war.
    Sie tat mir ein bisschen leid, als unser Lehrmeister den Kuss unterbrach und ihr befahl, die Verbindung zu lösen. Wenigstens hatte mich niemand in meiner Frustration und Verwirrung beobachtet, während Susan sich ihres eifersüchtigen Publikums nur zu bewusst war.
    Alberich ließ uns keine Minute Pause, sondern holte gleich zu einem Vortrag aus.
    »Magie bedeutet Bindung«, erklärte er und marschierte vor uns auf und ab. Wir drehten die Köpfe, um ihm zu folgen wie Schlangen bei einem Schlangenbeschwörer. »Sobald Sie sich einmal in eine magische Verbindung haben ziehen lassen, gibt es keine andere vergleichbare Intimität mehr. Jetzt haben Sie es gespürt. Wie war es?«
    Wir schwiegen beide. Susan versuchte nicht

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