Sueße Verfuehrung an der Cote d'Azur
Baby zum ersten Mal fühlte. Nun kamen die Worte ganz von selbst.
„Das ist das Baby. Unser Baby“, sagte er leise und ließ sich von dem Wunder ergreifen. „Michelle, es lebt und bewegt sich in dir. Ich möchte dich nach Hause tragen und euch beide behüten. Doch ich fürchte, du willst gar nicht verhätschelt werden.“
Michelle lächelte. „Wenn es dir Freude macht, darfst du mich ruhig verhätscheln. Ich werde dich nicht davon abhalten.“
„Meinst du das ernst?“
„Gewiss.“
„Aber …“ Er war bewegt, das sah sie ihm an. „Nach all dem, was ich dir angetan habe?“
Sie nickte. „Ja, nach all dem, was du für mich getan hast.“ Sie legte die Hand auf seine Wange, und er schloss die Augen. So verharrten sie eine Weile, ohne zu sprechen.
Schließlich räusperte er sich. „Ich habe versucht, genau das Gegenteil von meinen Eltern zu werden, und habe dabei vielleicht etwas übertrieben. Ihr Leben war eine einzige Hetze ohne Ziel. Sie nahmen mit, was sich ihnen bot. Auf beide war kein Verlass, noch konnten sie sich aufeinander verlassen. Nur das, was über sie berichtet wurde, nahmen sie ernst. Was ihnen gefiel, erschien mir hohl und allzu vergänglich. Je älter ich wurde, desto kritischer sah ich sie und wollte nicht werden wie sie. Nur in einem Punkt hatte ich nicht vor, es anders zu machen. Ich wünschte mir Kinder, auch, aber nicht nur, weil ich ein Erbe weiterzugeben habe. Ich möchte Verantwortung für sie übernehmen. Was Liebe und Treue angeht, habe ich mich allerdings von meinen Eltern entmutigen lassen. Nie ist mir in den Sinn gekommen, ich könnte ein treu liebender Ehemann sein. Für dich, cara mia , möchte ich es nun werden.“
Das hatte er mit fester Stimme gesagt, und Michelle wusste, dass er es unerschütterlich ernst meinte.
„Deshalb ist meine Schwangerschaft so wichtig für dich.“ Über ihre Freude und Erleichterung wollte sie jetzt nichts sagen. Er sollte weitersprechen und ihr seine Seele öffnen.
„Ich möchte meinem Kind Konflikte und Enttäuschungen ersparen. Ich möchte es perfekt erziehen.“
Michelle fiel ein, wie er den Piloten dazu gezwungen hatte, haargenau an der Stelle zu landen, die auf „Jolie Fleur“ dafür vorgesehen war.
„Ich glaube, Eltern sollten auch kompromissbereit sein“, sagte sie diplomatisch. „Ich möchte, dass unser Kind glücklich wird, nicht perfekt. Die Chancen dafür sind gut. Es hat Vater und Mutter in seiner Nähe, es hat eine Menge Platz zum Spielen und Laufen. Das ist viel mehr, als die meisten Kinder haben. Ich jedenfalls wäre glücklich gewesen, wenn ich als Kind wie ein eigenständiges Wesen behandelt worden wäre. Es war schrecklich, nur immer Erwartungen erfüllen zu müssen.“
Alessandro lächelte und küsste sie. Dann legte er ihr den Arm um die Taille und zog sie dicht an sich. „Du bist ein eigenständiges Wesen, und so werde ich dich in Zukunft behandeln. Von nun an werde ich keine Pläne und keine Termine mehr für dich machen. Du wirst alle Freiheiten haben, dich zu entfalten. Aber ich nehme mir die Freiheit aufzupassen, dass du nicht übergangen wirst oder dich einsam und ausgeschlossen fühlst. Das schwöre ich dir.“
Nun wusste Michelle, dass er sie in sein Herz aufgenommen hatte, für immer und ewig. Er hob sie auf, um sie nach Hause zu tragen, und besiegelte sein Versprechen mit dem zärtlichsten Kuss, den sie je von ihm bekommen hatte.
– ENDE –
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