Sueße Verfuehrung im Pazifik
wohltätigen Zweck dient das Fest?“, wiederholte sie schmunzelnd, diesmal in ihrem besten Schulbuchitalienisch.
„Das Geld geht an Kinder“, antwortete er vage, aber immerhin mit einem kleinen Lächeln um die Lippen. „Glaube ich jedenfalls. Seit wann lernst du Italienisch?“
„Seit heute Morgen“, gab sie zu. „Ich wusste, dass du keine Ahnung hast, welche gute Sache ihr mit dem Ball unterstützt.“
„Ich gebe mich geschlagen.“ Wortlos nahm er seinen Stift zur Hand und bedeutete ihr, dass er nicht weiter gestört werden wollte. Doch sie gab noch nicht auf.
„Ich habe mir überlegt, wir könnten heute Abend vielleicht einmal nicht ausgehen, sondern uns etwas zu essen aufs Zimmer kommen lassen.“ Sie errötete und war so aufgeregt wie ein Teenager beim ersten Flirt.
„Klingt gut …“, klar, dass ein Aber folgen würde, noch bevor er es aussprach, „… aber ich muss heute länger arbeiten.“
„Zarios, ich versuche gerade, mich bei dir zu entschuldigen.“
„Emma, bitte …“ Er stand auf, um das Gespräch zu beenden, so wie er es bei ihrem ersten Besuch in seinem Büro getan hatte. „Ich habe noch zu tun.“
Der einzige Unterschied lag darin, dass sie dieses Mal nicht von der Rezeptionistin zurückgerufen wurde.
10. KAPITEL
Er fuhr viel zu schnell.
Die Strecke war gefährlich, und Zarios hätte schon längst abbremsen müssen. Stattdessen nahm er jede Kurve in halsbrecherischem Tempo und fummelte dabei auch noch am Radio herum, um einen anderen Sender zu suchen. Emma rutschte tiefer in ihren Sitz, starrte mit weit aufgerissenen Augen aus dem Autofenster. Er kennt die Küstenstraße wie seine Westentasche, versuchte sie sich zu beruhigen. Ihr keuchender Atem würde ihn nur noch mehr erzürnen, doch sie konnte sich nicht beherrschen.
„Fahr du doch!“ Er trat voll auf die Bremse, und sie kamen quietschend zum Stehen. „Wenn du es besser kannst.“ Mit einer verächtlichen Geste stieg er aus, knallte die Tür hinter sich zu und überließ ihr den Fahrersitz.
Ich kann es.
Sie warf einen Blick in den Rückspiegel, überzeugte sich davon, dass die Zwillinge sicher angeschnallt waren, und lächelte ihnen zu. „Wir sind gleich da.“ Mit ihren großen, vertrauensvollen Augen sahen Harriet und Connor sie wortlos an.
Ich kann es.
Sie gab vorsichtig Gas. Zarios’ PS-starker Wagen machte einen Satz nach vorne. Sie konnte nichts dagegen tun, ihre Sandale hatte sich verhakt. Sie schossen vorwärts, über den Rand der Klippen hinaus und stürzten … Die Zwillinge schrien laut auf vor Panik. Ihr blieb der Schrei im Hals stecken.
„Emma!“
Sie schoss hoch, schnappte nach Luft und spürte seine Arme um sich, vernahm seine beruhigenden Worte. „Du hast geträumt.“ Er zog sie wieder zu sich hinab, hielt sie fest und streichelte ihren Arm. „Es ist nur ein Traum. Nichts kann dir passieren. Schlaf einfach weiter.“
Aber das konnte sie nicht.
Sie hatte Zarios seit ihrem angespannten Treffen in seinem Büro nicht mehr gesehen. Hatte nicht mitbekommen, wie er sich neben sie ins Bett gelegt hatte. Nun war sie unendlich froh, dass er da war. Zitternd gestand sie sich ein, wie sehr sie sich wünschte, er würde sie streicheln, sie lieben und sie für eine Weile ihre schrecklichen Ängste vergessen lassen. Doch er stand zu seinem Wort und beließ es dabei, sie nur festzuhalten.
„Du solltest zu einem Arzt gehen.“ Zum ersten Mal sprach er über ihre geistige Verfassung.
„Ich will keine Tabletten nehmen.“
„Vielleicht wäre es doch besser, wenn du etwas einnehmen würdest, nur für ein oder zwei Wochen“, drängte er sie sanft. „Du bist blass und erschöpft. Bitte geh zum Arzt und sag ihm, dass du nicht schlafen kannst.“
„Ich überlege es mir.“ Ihr Puls beruhigte sich langsam, und ihr Atem ging wieder normal.
Zarios hielt sie umfasst und spielte mit einer Strähne ihres Haares, bis er spürte, dass Emma eingeschlafen war. Er widerstand der Versuchung, den Kopf in ihr Haar zu schmiegen oder sie zu wecken und sie dafür zur Rede zu stellen, dass sie ihr Leben vergeudete.
Es geht mich nichts an, sagte er sich immer wieder.
Wie auch immer sie in diesen Schlamassel hineingeraten war, es war ihre Angelegenheit. In weniger als einer Woche war der Spuk vorbei, dann würden sie auseinandergehen und sich nie mehr begegnen.
Allein der Gedanke brachte ihn fast um.
Er hielt sie in seinen Armen, wollte sie beschützen und alles vergessen, was er heute über sie erfahren
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