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Sueße Versuchung

Sueße Versuchung

Titel: Sueße Versuchung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mona Vara
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den vielen Röcken oder der Frisur zurechtkam. Nun jedoch verlangte die neue Stellung als Gattin von Lord Edward Harrington ein anderes Auftreten. Der Gedanke, von einem Mädchen, das so alt war wie sie, angezogen und frisiert zu werden, war ein wenig peinlich. Und außerdem … ihr Blick wanderte verstohlen zu dem Bett zurück.
    »Nein, danke. Ich komme alleine zurecht.«
    »Wie Mylady wünschen. Wann darf ich das Frühstück vorbereiten?«
    Sophie sah nachdenklich in ihre Kakaotasse. »Vielleicht in einer halben Stunde?«
    »Gerne. Soll sich der Kutscher dann bereithalten?«
    »Der Kutscher?«
    »Werden Mylady nicht ausfahren, um Besuche zu machen?«
    Sophie schüttelte den Kopf. Wen sollte sie denn schon besuchen? Sie kannte hier kaum jemanden außer Tante Elisabeth, Augusta und Henry, und dies war ein Besuch, den sie gerne noch einige Tage oder Wochen verschob. »Ich werde nicht ausfahren.
    Ich möchte mir dann gerne das Haus ansehen und würde mich freuen, wenn Sie mich dabei begleiten.« Sie trank die Schokolade aus, reichte Mrs. Drarey den leeren Becher zurück und tupfte sich mit einem Tüchlein, das sie im Morgenmantel fand, über die Lippen. »Ich habe zwar schon einiges gesehen, aber noch lange nicht alles. Den Keller zum Beispiel. Oder den Dachboden. Die Gästezimmer.« Wenn sie schon nicht in ihr eigenes Haus konnte, weil es von Schmugglern besetzt war, dann wollte sie wenigstens dieses hier erforschen. Bis sie eine Möglichkeit gefunden hatte, Jonathan Hendricks und seine Bande loszuwerden. Langsam glaubte sie, das seltsame Verhältnis zwischen Edward und dem Captain zu verstehen. Edward hatte nicht weiter erzählt, aber seine Bemerkung, dass Jonathan Hendricks ihm offenbar das Leben gerettet hatte, machte vieles klarer. Deshalb verhielt sich Edward nachsichtig, deshalb hatte er aber auch einen gewissen Einfluss auf Hendricks.
    Als Mrs. Drarey gegangen war, kam kurz darauf eines der Mädchen, brachte einen großen Krug mit heißem Wasser und verschwand wieder. Sophie versperrte die Tür, riss die Bettdecke weg, tauchte ein Tuch ins Wasser und versuchte die dunklen Flecken, die Edwards erstes Eindringen in sie verursacht hatte, wegzureiben. Es ging nicht so recht, und außerdem war dann alles nass. Sie fluchte herzhaft auf Schottisch, zerrte das Laken herunter und tauchte es in die Waschschüssel, rubbelte, nahm die gut duftende Lavendelseife und rieb so lange, bis nur noch ein nasser Fleck übrig war.
    Dann drapierte sie das Laken so auf dem Fensterbrett, dass die Sonne die Nässe schnell trocknen würde.
    Jetzt erst konnte sie sich aufatmend der eigenen Pflege widmen. Was wohl auch nötig war. Wenn sie an ihrer Schulter, ihren Armen und Händen schnupperte, so glaubte sie, noch Edwards Berührungen darauf wahrzunehmen. Als er sie geküsst, geleckt, liebkost hatte. Den herberen Geruch seiner Männlichkeit, die sie selbst umfasst und gestreichelt hatte. Nicht nur einmal, sondern oftmals, immer wagemutiger, je länger die Nacht andauerte, und je mehr sie ihre Scheu verloren hatte. Edward hatte es ihr auch leicht gemacht. Hatte mit ihr gescherzt, sie geküsst, bis alle Gedanken davonflogen, hatte sie zum Lachen gebracht, zum Kichern, zum Stöhnen und – Sophie war sich diesbezüglich nicht ganz sicher – aber vermutlich auch einige Male zum Schreien.
    Nach dem Frühstück führte Sophie gemeinsam mit Mrs. Drarey den geplanten Rundgang durch. Das Haus hatte einige Schlafzimmer, von denen nur Edwards und ihres benutzt wurden, die anderen wurden als Gästezimmer bereitgehalten. Das tiefer liegende Erdgeschoss war den Haushaltsräumen und den Dienern vorbehalten. Wenn man von der Halle eine Treppe hinaufstieg, so hatte man auf der rechten Seite im Halbstock einen Empfangssalon, links von der Treppe ein Speisezimmer und in der Mitte Edwards Arbeitszimmer und die Bibliothek. Die Schlafzimmer lagen im Stockwerk darüber.
    Sophie mochte das Haus. Es war geräumig, wenn auch nicht so groß wie Marian Manor. Dafür war es – wie Sophie insgeheim grimmig feststellte – frei von schmuggelndem Ungeziefer. Es war natürlich wesentlich kleiner als die Burg ihres Vaters – die wiederum weniger gemütlich, sondern reichlich zugig war. Im Grunde bewohnten sie auf der Burg ohnehin nur sechs Zimmer ständig. Sie hatten auch keinen eigenen Empfangssalon und kein Speisezimmer, sondern einen einzigen Raum, in dem man Gäste empfing, und in dem sich die Familie auch tagsüber aufhielt und aß. Bei größeren Festen benutzte

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