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Sueße Versuchung

Sueße Versuchung

Titel: Sueße Versuchung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mona Vara
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Problemen herauszuhalten und aus ihr eine – halbwegs – seriöse Ehefrau zu machen.
    Sie zeugten viele kleine Harringtons, die – zu einem Viertel Schotten und zu drei Viertel Sassenachs – in der Lage waren, sich sowohl in den Highlands – wohin zwei davon zogen – als auch in England und dem Rest der Welt wohlzufühlen.
    Der Frieden der Familie Harrington wurde lediglich zwei Wochen, nachdem die vorangegangene Erzählung endet, durch einen wahrhaft empörenden Skandal erschüttert, der Eastbourne bis in seine Grundfesten erbeben ließ: Augusta Bailey war mit Phaelas McGregor durchgebrannt.
    Wie das?
    Augusta hatte sich damit abgefunden, Edward an Sophie verloren zu haben, aber nicht damit, gar keinen Ehemann zu finden. Und als Phaelas McGregor, beeindruckt von ihrer gesellschaftlichen Überlegenheit, ihr zu Füßen lag, dauerte es nur zwei Wochen, bis sie mit ihm nach Schottland abreiste. Ohne den Segen ihrer halb ohnmächtigen Mutter, aber mit einer Sonderheiratserlaubnis. Es war Phaelas Ermessen gewesen, die »alte Schachtel«, wie er sie bei sich nannte, zurückzulassen. Wie man hörte, war dies eine weise Entscheidung, und Augusta hätte nichts Besseres passieren können. Sobald sie aus dem Einflussbereich ihrer Mutter entfernt war und in Phaelas Haus lebte, veränderte sie sich. Und obwohl sie natürlich nie eine echte Schottin wurde, so lernte sie sich anzupassen und sogar mit Phaelas halberwachsenen Kindern und den Nachbarclans auszukommen. Die Ehe konnte insgesamt als gelungen bezeichnet werden.
    Zwei Monate nach Augustas Abreise wurde jedoch London in Aufruhr versetzt. Zum Entsetzen und gleichzeitigen Genuss aller Klatschmäuler war Lady Melinda Mayfield nämlich eines Tages verschwunden. Und zwar exakt acht Stunden, nachdem die Londoner Geliebte von Admiral Mayfield vor der Tür seines Hauses gestanden und ein Kind im Arm gehalten hatte. Und das genau an jenem Abend, an dem der Admiral und Melinda zur Feier ihres neunten Hochzeitstages das Haus voller Gäste hatten.
    Lady Melinda hatte die Frau – eine durchaus respektable, wenn auch sehr unglückliche Person – mit einer Höflichkeit und Zurückhaltung, von der ihre Freunde noch Jahre später voller Anerkennung sprechen sollten, empfangen, und ihr vor den weit aufgerissenen Augen und Ohren aller offiziell ihren Platz im Haus und an der Seite von Admiral Mayfield angeboten.
    Dann war sie gefasst – und wie einige behaupteten – mit einem stillen Lächeln die Stiege hinaufgeschritten und hatte sich in ihr Zimmer eingeschlossen. Danach hatte man nichts mehr von ihr gehört.
    Als Admiral Mayfield am nächsten Morgen die Tür hatte aufbrechen lassen, war das Zimmer leer gewesen. Lady Melinda hatte sich in der Nacht heimlich davongeschlichen. Sie hatte ihren gesamten Schmuck, Bargeld und etwas Kleidung mitgenommen. Der Abschiedsbrief, den der Admiral auf ihrem Bett vorfand, hatte angeblich einen kleineren Schlaganfall bei ihm ausgelöst.
    Zwei Wochen später nahm ein Notar mit ihm Kontakt auf, der in Lady Melindas Namen die Scheidung einreichte. Admiral Mayfield ging nach einigem Zögern darauf ein. Eingeweihte wussten zu erzählen, dass sein Schwager, Lord Edward Harrington, maßgeblich an dieser klugen Entscheidung beteiligt gewesen sein soll.
    Lady Melinda dagegen verschwand völlig aus den Augen ihres Mannes und Londons, aber die Gerüchte über ihr Schicksal wollten nicht verstummen. Einige meinten, sie hätte sich aus Gram das Leben genommen. Andere erzählten, sie lebte auf dem Kontinent in einem Kloster. Und etliche flüsterten, sie wäre mit einem Geliebten geflohen, einem Seemann, der sie dann verlassen und in die Gosse gestoßen hätte.
    Admiral Mayfield nahm all diese Nachrichten mit Genugtuung auf. Eine Frau, die ihn verlassen hatte, verdiente nichts anderes. Und um der Welt und der Gesellschaft zu beweisen, dass er seiner Frau nicht nachtrauerte, heiratete er seine langjährige Geliebte, die bald zum zweiten Mal schwanger wurde.
    Aber Sophie Harrington, Melindas Schwägerin, die in regelmäßigem Briefverkehr mit Edwards Schwester stand, wusste es besser.
    Melinda war tatsächlich mit einem Seemann geflohen. Aber sie war letzten Endes nicht in der Gosse gelandet, sondern lebte in den ehemaligen englischen Kolonien, die sich die Vereinigten Staaten nannten, und hatte in der aufstrebenden Stadt New York ein stattliches Haus, viele Freunde sowie einen Ehemann, dem sie eine Tochter geschenkt hatte. Und wie Sophie ihrem letzten Brief

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