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Süßer der Punsch nie tötet

Süßer der Punsch nie tötet

Titel: Süßer der Punsch nie tötet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Friederike Schmöe
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kopfsteingepflastert, zu romantisch. Mit nichts bin ich zufrieden, dachte sie selbstkritisch.
    Ruth Stein erwartete sie vor der Küchentür. Die Baskenmütze hockte schief auf ihrem Kopf. »Mutterkorn«, sagte sie nur. »Es begann mit Darmkrämpfen, das Opfer klagte über Kribbeln in den Fingern. Der Mutterkornpilz löst Durchblutungsstörungen aus. Caro Terento war sofort alarmiert und rief uns an. Der Notarzt hat ganze Arbeit geleistet. Susanne Schuh wird überleben. Kommen Sie rein. Unsere Starköchin muss aufgemöbelt werden.«
    Caro Terento saß wachsbleich auf einem Stuhl neben dem Herd und starrte vor sich hin. »Hier stimmt doch etwas nicht«, murmelte sie.
    »Allerdings nicht«, sagte Hardo. »Bitte geben Sie uns Auskunft über alles, was Sie beobachtet haben.«
    Katinka hörte Caro Terentos Stammeln nicht lange zu. Die Frau gab sich alle Mühe. Niemand konnte ihr verdenken, dass sie völlig durcheinander war und im Augenblick auf der Auslaufrille lief. Nach ein paar Minuten verließ Katinka die Küche und sah sich im Lokal um. Der ›Schlemmerkeller‹ war gemütlich eingerichtet, das richtige Ambiente für den Winter mit kuscheligen Sitzkissen auf den Eckbänken, schweren Lampen mit Lederschirmen und dunkel getäfelten Wänden. Auf jedem Tisch brannte eine rote Stumpenkerze. Katinkas Blick fiel auf eine junge Frau, die allein an einem Tisch saß und an einer Kamera herumschraubte.
    »Hallo. Katinka Palfy mein Name. Darf ich mich setzen?«
    »Sind Sie auch Polizistin?«
    »Privatdetektivin. Haben Sie Aufnahmen gemacht?«
    »Die Kripo hat die Speicherkarte schon kopiert.« Die Frau trug das glänzende, fast schwarze Haar lang. Neben ihr thronte eine riesige Schultertasche, aus der Netbook und Kollegblock ragten.
    »Journalistin?«, fragte Katinka und dachte an ihre Freundin Britta, die jetzt beim Fernsehen arbeitete. Ihre Kuriertasche sah genauso chaotisch aus.
    »Woran man es nur immer sieht. Ich heiße Kira Müller und schreibe für ›Stars & Kitchen‹.«
    »Nie gehört.« Katinka setzte sich. »Wo haben Sie den Kaffee her?«
    Kira fuchtelte mit der Hand in der Luft herum und rief: »Bitte noch einen Kaffee!« ins Nirgendwo.
    »Erzählen Sie mir von Ihrer Zeitung«, bat Katinka.
    »Von wegen Zeitung. Wir sind ein Lifestyle-Magazin für Kochen und Küche.«
    »Auch gut.«
    Kira lächelte matt. »Sie nehmen’s ja nicht so genau, wie? Unsere Leser interessieren sich für neue Rezepte, für Innovatives genauso wie für Althergebrachtes, für neue Akzente in Bewährtem, traditionellen Genuss …«
    »Stopp!«, sagte Katinka. »Das kann ich auch auf Ihrer Webseite nachlesen. Worüber schreiben Sie hier und heute?«
    »Unsere Leser sind …«
    Eine Kellnerin brachte eine Tasse Kaffee.
    »Ja? Ihre Leser sind?«
    »Nun, sie sind scharf auf alle Personen und Persönchen, die in der Haute Cuisine was geworden sind. Wir veranstalten Kochwettbewerbe, in denen sich die Neulinge mit den Stars messen können. Auf Caro Terento sind wir aufmerksam geworden, weil sie ihren mediterranen Stil sehr geschickt mit deftiger, italienischer Hausmannskost verbindet.«
    »Italienische Hausmannskost? Gibt es so was wirklich?«
    »Sehen Sie, genau das ist der Köder für unsere Leser: Natürlich gibt es nicht nur leichte Salate und kalorienarme Antipasti, nicht nur Bistecca alla fiorentina und Spaghetti al ragù. Caro Terento spricht im Zusammenhang mit ihren Gerichten von den wahren Werten des Lebens. Das, was die Welt zusammenhält.«
    »Oder Leib und Seele.«
    Kira nickte. »Exakt. Wir sind auf Caro Terento aufmerksam geworden, weil die Geschichte mit den Mordfällen natürlich auf allen Webseiten zu lesen ist, in den Kochblogs, im Twitter. Eigentlich hatte die Redaktion die Reportage über ihre Deutschlandreise schon abgelehnt, aber durch die ganze Aufmerksamkeit jetzt … diese Story können wir nicht sausen lassen.«
    Kochblogs, dachte Katinka. Was es nicht alles gibt.
    »Also, Deutschlandtour allein ist nicht spannend genug?«
    »So würde ich das nicht sagen.« Kira drehte ihre Kaffeetasse in den Händen. »Aber Caro Terento plant, sich ganz in Deutschland niederzulassen. Sogar hier in der Gegend.« Die Reporterin senkte die Stimme. »Die Liebe. Ihr Lebensgefährte stammt aus Bamberg.«
    Katinka lehnte sich zurück und nippte am Kaffee. Pfui Teufel, mit Sahne. Sie hasste Kaffee mit Sahne. Sieh an, dachte sie. Caro Terento zieht nach Franken.

    … wobei die Starköchin in ihrer neuen Heimat keinen angenehmen Start hatte.

16.

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