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Süßer der Punsch nie tötet

Süßer der Punsch nie tötet

Titel: Süßer der Punsch nie tötet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Friederike Schmöe
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    »Allmählich wird es witzig!« Sabine Kerschensteiner drehte ihre Mütze in den Händen. Über Nacht war es eiskalt geworden. Der neu angelegte Weinberg am Südhang des Klosters Michaelsberg wirkte nackt und leblos. Der ideale Tatort für ein ruchloses Verbrechen.
    »Konzentriere dich auf dein Ziel«, sagte Katinka. »Sagen die Lebenshilfeblogs.« ›Focus on your target‹. Mit Phrasen dieser Art berieten sich vom Leben Gezeichnete gegenseitig in ihren Chats.
    Katinka hatte die halbe Nacht im Internet gesurft und sich in die Bloggerkultur eingearbeitet. Tatsächlich gab es beinahe zu jeder menschlichen Kleinigkeit mindestens einen Blog. Gärtnerblog, Häkelblog, Kochblog. Ermittlungsblog wäre auch eine Idee, überlegte Katinka, während sie hinter Sabine unter dem rot-weißen Band durchschlüpfte und die Rebstöcke entlangging.
    »Hier, Fußspuren.« Sabine wies nach rechts und links. »Die Erde war frisch gehäufelt, trotz der Kälte haben sich die Fußtritte Größe 44 gehalten.«
    »Also ein Mann!«
    »Höchstwahrscheinlich.«
    Katinka überlegte, wer von den Leuten, mit denen sie im Kontext dieses Falles zu tun gehabt hatte, infrage kam. Elmar Kraut und der Stamm der Franken. Aber halt, dachte sie, keine vorschnellen Schlüsse. Es gondeln zu viele Schuhgrößen durch diesen Fall.
    »Guten Morgen!«, rief eine Männerstimme ihnen gut gelaunt nach.
    »Auf den habe ich gewartet.« Katinka wies hinter sich. Dante Wischnewski stand mit Ohrenklappenmütze und Fäustlingen an der Absperrung und winkte eifrig. »Wolle ma ne reinlasse?«
    »Schau dich erst mal selber um!« Sabine wies auf die Marienfigur, die noch vor einer Woche die Krippe am Schönleinsplatz geschmückt hatte. Sie trug zu rotem Kleid und blauem Umhang ein Schild in der Hand: ›Das Volk wehrt sich!‹
    »Aber hallo!« Katinka besah sich die Figur. »Was sagen eure Techniker?«
    »Eine Menge Fingerabdrücke. Es müssen aber nicht die vom Kidnapper sein. Schließlich haben die städtischen Arbeiter die Maria schon vorher transportiert.«
    »Gab es da nicht mal vor Jahren ein entführtes Jesuskind?«
    »Gab es. 1987. Es wurde von einem ›Kommando Herodes‹ verschleppt. Sollte gegen ein Lösegeld von 3.000 Ostereiern freigelassen werden, ist dann aber einfach so wieder aufgetaucht. Zu Ostern.« Dante trat hinter die beiden Frauen, riss sich den Fäustling herunter und schüttelte erst Sabine, dann Katinka die Hand. »Wenn ich in der Eile richtig recherchiert habe. Aber dazu ist später Zeit. Schon Ermittlungsergebnisse? Hat jemand seine Visitenkarte hinterlassen? Irgendwas von der Würze des Lebens?« Er schoss Fotos.
    »Das Volk wehrt sich«, sagte Katinka. »Denkt ihr, was ich denke? Ziemlich viel bewegtes Volk, das in diesem Advent seine Kreise zieht. Würze des Lebens, Landesgartenschau, Hainbad. Und jetzt – wogegen wehren wir uns jetzt?«
    »Genau: Wir sind das Volk!«, bestätigte Dante. »Ich würde vorschlagen: Landesgartenschau. Mal wieder. Denn: Dieser Weinberg hätte hier gar nicht stehen sollen, wie wir alle wissen. Wir wollten die Streuobstwiese behalten, aber stattdessen hat sich die Stadt ja darin gefallen, Reben zu pflanzen, weil …«
    »… irgendwelche Mönche anno Tunichtgut dasselbe gemacht haben. Dreschen Sie keine Phrasen. Wer ist denn schon ›wir‹?«, schnaubte Katinka.
    »Äh – das Volk.«
    »Mag ja sein, aber das Bürgerbegehren hat nicht stattgefunden, weil man sich einigen konnte«, legte Katinka nach. »Auf einen Kompromiss.«
    »Auf einen Kompromiss, der keiner ist!« Dante pflückte einen Bleistift aus seiner Parkatasche und kratzte sich damit unter der Mütze. »Ein halber Weinberg mit maximal drei Flaschen Ertrag pro Ernte und eine amputierte Streuobstwiese, das ganze Tamtam ordentlich eingezäunt.«
    »Sie sind parteiisch!«, warf Katinka ihm vor. »Sind Journalisten nicht der Neutralität verpflichtet?«
    »Ausgewogenheit, nicht Neutralität, Frau Palfy. Wie hat der Täter die Figur hier reingekriegt? Über den Stacheldraht? Drunter durch? Und wo hat er sein Auto geparkt? Hat dort oben im Seniorenheim niemand was mitgekriegt? Wer hat Sie angerufen?«, feuerte Dante seine Salven auf Sabine ab.
    »Angerufen hat uns eine Altenpflegerin, die, bevor sie um kurz vor sechs zum Morgendienst ging, einen Spaziergang durch das Klostergelände unternahm. Dabei hat sie die Maria gesehen.«
    Dante kritzelte in seinen Block. »In der Dunkelheit? Es wird doch erst um halb neun richtig hell.«
    Katinka warf einen

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