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Süßer der Punsch nie tötet

Süßer der Punsch nie tötet

Titel: Süßer der Punsch nie tötet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Friederike Schmöe
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Katinka. Dante Wischnewski hatte sie zum Punsch auf die Obere Rathausbrücke eingeladen. Allmählich gab sie der allgemeinen Weihnachtsparanoia nach und glaubte tatsächlich, dass Eierpunsch schmeckte. Dabei war er nur klebrig und süß. Aber wenigstens heiß.
    »Der Räuber ist noch nicht gefasst«, sagte Dante. »Jedenfalls: Der Juwelier ist Bluter. Er hatte nur eine im Grunde harmlose Verletzung an der Schulter. Schnitt sich an einer zerschmetterten Glasscheibe. Aber er wäre verblutet …«
    »… wenn Dante Wischnewski, der rasende Reporter, nicht als Rettungssanitäter vor Ort gewesen wäre. Hängen Sie eigentlich immer am Weihnachtsmarkt herum?«
    »Was glauben Sie denn: Dass man in der Redaktion auf gute Geschichten stößt? Dass die Storys zu uns ins Großraumbüro kommen und sagen: ›Hey, Fans, würde bitte jemand was über mich schreiben?‹«
    Katinka grinste. »Danke für die Einladung.« Sie drückte Dante ihren leeren Becher in die Hand. »Ich besorge mir jetzt ein paar Gewürze bei Claudius und anschließend schreibe ich Weihnachtskarten im Büro, in dem heute Abend hoffentlich keine faulige Anekdote mehr hereinschneit.«
    »Sie denken geschäftsschädigend!«, rief Dante ihr nach.
    Katinka ging die paar Schritte zu Gefells Gewürzstand. Heute macht er ein Geschäft, dachte sie, als sie die Schlange vor seiner Bude sah. Mühsam bezähmte sie ihre Ungeduld, bis sie endlich an der Reihe war.
    »Grüß Gott, Frau Palfy. Mensch, was nicht alles in Bamberg passiert, nicht wahr? Habe gehört, Sie waren zufällig vor Ort?«
    Katinka runzelte die Stirn. »Was meinen Sie?«
    »Na, der Überfall! Unglaublich, am helllichten Tag, mitten in der Weihnachtszeit.«
    »Adventszeit.« Katinka hätte am liebsten laut gestöhnt. Wann, dachten die Leute, geschahen Verbrechen? Nicht Weihnachten, nicht Ostern, nicht an Geburtstagen oder am 3. Oktober. Blieb nicht mehr viel, wenn die Kriminellen auch nur in der Dunkelheit aktiv sein durften.
    »Unerhört!«, regte Gefell sich auf.
    »Sie führen ja auch Weihnachtskarten.« Katinka nahm eine in die Hand.
    »Eine befreundete Künstlerin hat sie gezeichnet. Gewürzpflanzen. Das zum Beispiel ist ein Senfbaum.«
    »Ich nehme zehn Stück«, sagte Katinka. »Und einmal Zimt.«
    »Zimt ist ein Muss. Und gut für die Nerven. Wie laufen eigentlich die Ermittlungen in Sachen Caro Terento?«
    »Ich bin nicht eingeweiht. Ich hatte mit einem Stalker zu tun.«
    Gefell riss die Augen auf. Sein Gesicht wirkte noch runder. »Auch noch ein Stalker. War er hinter Ihnen her?«
    »Hinter einer Klientin.« Katinka lachte. »Übrigens habe ich selber an Caro Terentos Bamberger Kurs teilgenommen. Ist mir nicht in besonders guter Erinnerung, muss ich sagen. Ich glaube, ich versuche mich am altfränkischen Gänsebraten, wie Sie ihn beschreiben.« Sie wies mit dem Kinn auf Gefells Kochbuchexemplare, die sich in einer Ecke türmten.
    »Gänse, aha«, murmelte Gefell und schien zu überlegen. »Dazu … nun, dazu würde ich Ihnen meine Spezialwürzmischung für Geflügel empfehlen.« Er bückte sich unter den Tresen und tauchte mit einer Dose wieder auf. »Verwenden Sie sie nicht zu sparsam.«
    »Was ist drin?«
    »Allerlei. Nelken, Chili, Cardamom, weißer Pfeffer, gerebbeltes Kohlrabiblatt … verstehen Sie, diese Spezialmischungen sind Ergebnisse meiner jahrelangen, ich möchte fast sagen, Forschungen.« Sein Mondgesicht wurde rot. »Alles ist ideal aufeinander abgestimmt.«
    »Prima. Was macht das?«
    Als Katinka ins Büro ging, fiel dichter Schnee.

    Dante Wischnewski mag einen unfehlbaren Riecher haben . Dennoch taucht er auffallend häufig da auf, wo was los ist …

19. DEZEMBE R
    Es schneite den ganzen Tag. Katinka entschied, an Weihnachten niemanden außer Hardo zu beschenken. Das war schwierig genug. Ihre Eltern schwammen im Geld, und Melissa, Katinkas Schwester, saß mehr oder weniger an der Quelle. Sie bekam von ihrem Vater häufig eine Summe zugesteckt. Aber was sollte sie Hardo unter den Baum legen?
    Am späten Nachmittag schlenderte Katinka durch die Stadt. Es wurde schon wieder dunkel. Am Grünen Markt schoben sich die Einkäufer gegenseitig über Schnee, Salz und Split. Die grellbunten Lichterketten, die über den Obstmarkt wucherten, lagen irgendwo zwischen kitschig und anheimelnd. Von Jesus von Nazareth hört man dieser Tage nicht viel, dachte Katinka. Aber umso mehr von Santa Claus, Elchen und Pferdeschlitten. Sie besah sich die Auslagen in einem Modeladen. Lauter knappe Kleidchen

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