Süßer Mond - Süßer Mond - Dark Guardian - 01 Moonlight
Monique, saßen beieinander, während die Sherpas ebenfalls unter sich blieben. David und Jon schienen ein bisschen zu alt, um Masterstudenten zu sein. Ich fragte mich, ob sie sich erst in reiferen Jahren entschieden hatten, was sie tun wollten.
Sie mussten an die dreißig sein. Monique war schlank und schön wie ein Supermodel. Sie war groß und hatte einen hellbraunen makellosen Teint.
Angesichts Professor Keanes Vorhaben, den größtmöglichen Nutzen aus der Exkursion zu ziehen, erschien es mir wenig sinnvoll, uns in zwei verschiedene Lager aufzuteilen: hier wir Sherpas, dort die Studenten. Ich kramte eine Wasserflasche aus meinem Rucksack und setzte mich neben Mason. Er knibbelte an seinem Daumennagel herum.
»Was ist passiert?«, fragte ich.
»Ach, den habe ich mir heute Morgen beim Packen eingerissen. Und jetzt bleibe ich ständig damit hängen.«
»Ich kann dir eine Feile leihen.« Ich öffnete den Reißverschluss meines Rucksacks.
»Du hast eine Feile dabei?« Er wirkte sichtlich erstaunt.
»Sicher. Kein Mädchen, das was auf sich hält, geht ohne Feile in die Wildnis.«
Lachend nahm er mein Angebot an, bearbeitete seinen eingerissenen Fingernagel und gab mir die Feile zurück. Ich steckte sie wieder in meinen Rucksack.
»Du musst was trinken«, ermahnte ich ihn.
»Stimmt.« Er zog eine Wasserflasche aus dem Rucksack und leerte sie in wenigen Sekunden. Dann warf er mir einen prüfenden Blick zu. »Was weißt du über den Typ?«
»Über welchen Typ?«
»Den, der glaubt, dass er das Sagen hat.«
»Wenn du Lucas meinst, er hat das Sagen. Hat Papiere und so weiter, um es zu beweisen.« Ich wusste nicht, warum ich sein überhebliches Gehabe rechtfertigte.
»Kann sein. Ist er hier aus der Gegend?«
»Ja. Ich glaube, er geht irgendwo aufs College, aber er ist hier in der Nähe aufgewachsen.«
»Abgefahrene Haare. Eine Mischung aus allen möglichen Farben.«
Mir gefiel es irgendwie, aber ich sagte nichts dazu, weil niemand denken sollte, dass ich eine Schwäche für Lucas hatte.
»Und was ist mit dir?«, fragte Mason. »Hast du nicht gesagt, du kommst aus Dallas? Dieser Park hier ist praktisch schon in Kanada. Wie bist du darauf gekommen, so weit weg von zu Hause zu jobben?«
Mein Gefühl riet mir zu einer ausweichenden Antwort, aber für eine erfolgreiche Therapie war es zwingend notwendig, mich meiner Vergangenheit zu stellen und sie nicht zu verdrängen. Außerdem war mir wegen des Albtraums noch immer unbehaglich zumute. Vielleicht hatte ich das Bedürfnis mich auszusprechen, und Mason war offenbar ein netter Junge und interessierte sich für mich. Ich berührte das geflochtene Lederarmband, das er mir geschenkt hatte, und sagte leise: »Mein Seelenklempner hat mir dazu geraten.«
»Du gehst zu einem Psychodoktor?«
Ich wusste nicht, ob er beeindruckt oder entsetzt war. Meine Mitschüler hielten jeden, der zum Psychologen ging, für einen potenziellen Amokläufer, also erzählte ich es niemandem. Daheim war ich viel mehr für mich als hier in der Wildnis. Ich fühlte mich hier mehr zu Hause als in Dallas. Hätte ich die Wahl zwischen einem Leben in der Stadt oder im Wald gehabt, hätte ich mich immer für den Wald entschieden. Plötzlich überkam mich der Wunsch, mich jemandem
zu öffnen, wie ich es nie zuvor getan hatte. Ich nickte Mason zu und sagte: »Ja.«
»Und wieso - hast du eine bipolare Störung oder so was?«
Da war sie wieder - die negative Assoziation, nett verpackt, aber unverkennbar. »Na ja, ich habe bestimmte Probleme.« Und da er einen wunden Punkt angesprochen hatte, fuhr ich pikiert fort: »Meine Eltern wurden in diesen Wäldern getötet. Mein Therapeut sagt, ich muss mit diesem Wald eins werden, um darüber hinwegzukommen, dass sie hier gestorben sind.«
»Wow, das klingt heftig.« Offensichtlich war es ihm unangenehm, emotionale Probleme zu besprechen, und jegliches Gefühl von Verbundenheit, das ich zuvor gespürt hatte, war vollkommen fehlgeleitet gewesen. Ich bereute es sofort, dass ich mich ihm anvertraut hatte. »Ja, normalerweise spreche ich nicht darüber. Vergiss es einfach. Ich weiß auch nicht, warum ich es dir erzählt habe.«
»Nein, tut mir leid, dass ich so blöd reagiert habe. Ich habe nur noch nie jemanden getroffen, dessen Eltern getötet wurden. Ich meine, ich habe so was einfach nicht erwartet. Wie kamen sie ums Leben? Durch Raubtiere?«
Ich schüttelte den Kopf. »Ich möchte nicht mehr davon sprechen. Ich hätte es gar nicht erwähnen
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