Süßer Mond - Süßer Mond - Dark Guardian - 01 Moonlight
die sich in eine Bestie verwandeln. Sie sind da draußen, und wir werden es beweisen.«
Und heute Morgen hast du dich noch über meine Psychotherapie mokiert?
»Ist das das Ziel dieser Expedition?«, fragte Lucas mit klarer, ruhiger Stimme, die mir einen Schauer über den Rücken jagte.
»Mason ist ein bisschen übereifrig«, erklärte Professor Keane. »Wir hoffen, ein paar Wölfe zu sehen und vielleicht ihr Verhalten zu studieren. Ich gebe zu, dass mich die Vorstellung, es könnte Gestaltwandler geben, fasziniert. Aber glaube ich, dass es sie wirklich gibt? Nein, natürlich nicht, dennoch besitze ich genug Vorstellungskraft, um die Möglichkeit nicht ganz auszuschließen.«
»Wölfe waren in dieser Gegend ausgerottet, bis man vor zwanzig Jahren ein paar herbrachte, um den Bestand aufzufrischen. Diese ersten Wölfe sind mittlerweile wahrscheinlich nicht mehr am Leben, aber ihre Nachkommen haben sich gut vermehrt. Sie gehören zu den geschützten Arten des Parks«, sagte Lucas.
»Wir wollen ihnen nichts Böses«, versicherte Professor Keane.
»Gut, dann haben Sie vielleicht Glück und bekommen ein paar zu Gesicht.« Lucas trat von dem Baum weg. »Wir wollen morgen früh los. Ich leg mich schlafen. Rafe, sorg dafür, dass alles für die Nacht gesichert ist.«
»Mach ich«, sagte Rafe, bevor er sich den letzten verbrannten Marshmallow in den Mund schob.
Sobald Lucas sich in sein Zelt zurückgezogen hatte, lockerte sich die angespannte Atmosphäre am Lagerfeuer.
Ich hatte das Gefühl, dass ich nicht die Einzige war, die eine Rauferei zwischen Lucas und Mason befürchtete.
»Glaubst du wirklich an diesen Unsinn?«, fragte ich Mason.
Er schüttelte den Kopf und kicherte. »Ne, aber wäre es nicht cool?«
»In den Filmen sind sie immer ein bisschen tollwütig«, erinnerte ich ihn.
»Ich wurde mal von einem Wolf gebissen«, sagte er.
»Wirklich?«
»Ja.« Er rollte eins seiner Hosenbeine hoch. An seiner Wade war eine riesige Narbe. »Hat einen ordentlichen Happen rausgerissen.«
»Mason beschäftigt sich schon seit eh und je mit Wölfen«, sagte Professor Keane, und seine Stimme verriet einen gewissen Stolz.
»Aber Lucas hat doch gesagt, dass es keine dokumentierten Fälle von Wolfsangriffen gibt.«
»Anscheinend weiß er nicht alles«, sagte Mason leise.
»Und verwandelst du dich seitdem bei Vollmond in einen Werwolf?«, fragte Lindsey.
»Schön wär’s«, schnaubte Mason.
»Ich würde zu den Werwölfen halten«, sagte Lindsey. »Sie kommen in den Filmen immer so schlecht weg. Dämonen aus der Hölle. Ich glaube, sie sind eine Metapher dafür, wie schlecht wir Menschen behandeln, die anders sind.«
»Das ist doch nur erfunden, Lindsey«, sagte Connor. »Keine unterschwelligen Botschaften oder tiefgründige Wahrheiten. Außerdem würde sich kein Mädchen schreiend in deine Arme werfen, wenn der Werwolf im Film liebenswert und verständnisvoll rüberkommt.«
»Aber sie sind immer negativ behaftet. Sie sind immer die
Bösen. Nur ein einziges Mal möchte ich einen Werwolf als positiven Filmhelden sehen.«
»Du nimmst das wirklich persönlich«, sagte Mason und begann, seinen nächsten Marshmallow zu rösten.
»Was soll ich sagen? Ich mag Kaniden.«
»Vampire haben einen ebenso schlechten Ruf«, sagte Brittany. »Willst du die auch verteidigen?«
»Es gibt viele Vampire in Filmen, die gegen ihr Verlangen nach Blut ankämpfen und versuchen, gut zu sein. Ich sag doch nur, dass es nett wäre, ab und zu einen Film mit einem edlen Werwolf zu sehen.«
»Sie verlieren immer ihre Menschlichkeit, wenn sie sich verwandeln«, sagte Mason verträumt. Er zog seinen perfekten Marshmallow aus dem Feuer und blickte in die Runde. »Zumindest wird es in den Filmen immer so dargestellt.«
»In allen Legenden tun Werwölfe schreckliche, unverzeihliche Dinge«, sagte Professor Keane. »Kein Wunder, dass Hollywood diese Ängste in die Filme einbaut.«
»Trotzdem«, murmelte Lindsey, aber anscheinend hatte sie es aufgegeben, ein gutes Wort für die Werwölfe einzulegen. Es war ohnehin albern. Schließlich war es nichts weiter als Phantasterei.
Mason bot mir seinen perfekt gebräunten Marshmallow an. »Ich kann ihn nicht annehmen«, sagte ich. »Du hast dir solche Mühe gegeben, ihn so hinzukriegen.«
»Er sollte perfekt werden - für dich.«
Wie hätte ich Nein sagen können? Ich steckte ihn in den Mund, er war herrlich. Ich lächelte, und er erwiderte mein Lächeln. Wenn wir nicht über Werwölfe sprachen und
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