Süßer Mond - Süßer Mond - Dark Guardian - 01 Moonlight
sollen.«
»He, das ist schon in Ordnung. Nicht, dass sie gestorben sind, sondern, dass du nicht darüber sprechen willst. Seit wir uns gestern zum ersten Mal begegnet sind, habe ich mich irgendwie mit dir verbunden gefühlt. Also wenn du reden willst, ich bin für dich da.«
Ich lächelte zögernd. »Danke.«
»Versprochen. Außerdem bin ich keine Gefahr für dich.
Du siehst mich nur ein paar Wochen lang, und dann gehe ich wieder fort. Es sei denn …«
»Es sei denn, was?«, hakte ich nach.
»Es sei denn, wir kommen uns richtig nah auf dieser Wanderung. Wer weiß? Mit E-Mails und SMS können Fernbeziehungen durchaus funktionieren.«
Zieh doch gleich den Verlobungsring aus der Tasche. »Wow, du verlierst aber keine Zeit.«
»Ich lege nur die Möglichkeiten dar.« Er rückte ein bisschen näher. »Ich interessiere mich sehr für Möglichkeiten.«
Auch ich war interessiert. Das dachte ich zumindest. Also, warum gab ich ihm keinen Wink und lenkte ihn in die richtige Richtung? Warum schaute ich mich um, als würden wir etwas Verbotenes tun? Und warum geriet ich aus der Fassung, als ich bemerkte, dass Lucas an einen Baum gelehnt dastand und mich beobachtete?
Was war nur mit diesem Typ, der ständig um die Gruppe herumschlich? Und aus welchem verrückten Grund fragte ich mich, welche Möglichkeiten er bereithalten könnte?
»Wir müssen weiter, wenn wir’s vor Anbruch der Dunkelheit zum vorgesehenen Lagerplatz schaffen wollen«, erklärte Lucas plötzlich. »Du gehst wieder mit mir, Großstadtmädchen.«
Für gewöhnlich kann ich mich gut in einem Team einordnen - aber manchmal fällt es mir schwer. Wir waren immer noch nah genug beim Dorf, dass er mich zurückschicken konnte, wenn ich eine Meuterei anzettelte. Nachdem ich heute Morgen schon ins Stolpern geraten war, konnte ich nicht einmal behaupten, dass ich niemanden brauchte, der auf mich aufpasste.
Ich schulterte meinen Rucksack und trottete auf ihn zu. »Ist es wirklich nötig, dass ich in deinem Windschatten bleibe?«
»Fürs Erste, ja.« Er deutete mit dem Kopf über meine Schulter. »Möchtest du lieber mit ihm wandern?«
Ich wusste, dass er Mason meinte. »Vielleicht. Hast du was dagegen?«
»Wenn’s gefährlich wird, siehst du nichts als seinen Hintern, während er davonrennt und sich selbst in Sicherheit bringt.«
»Das weißt du doch gar nicht.«
»Ich habe eine gute Menschenkenntnis. Typen wie Mason bellen nur und beißen nicht.«
»Und du beißt wohl nur?«
Seine Mundwinkel zuckten leicht, als würde er gleich anfangen zu lächeln. »Hängt davon ab, ob jemand gebissen werden muss oder nicht.«
Bevor ich eine kluge Antwort geben konnte, verschwand der Anflug eines Lächelns aus seinem Gesicht, und er sagte: »Da draußen könnte Gefahr lauern. Bleib noch eine Weile in meiner Nähe.«
Mir wollte er was von Gefahr erzählen? Kannte er meine Geschichte denn nicht? Warum kümmerte es ihn überhaupt? Weil ich die Neue war? Oder steckte mehr dahinter? Und warum wollte ich, dass mehr dahintersteckte? Ich wollte ihm schon widersprechen, aber alle standen bereit, und ich wollte die Gruppe nicht aufhalten.
Ich zuckte die Achseln, soweit das bei meinem tonnenschweren Rucksack auf dem Rücken möglich war. »Dann lass uns gehen, Chef.«
4
W erwölfe? Ihr glaubt tatsächlich an die Existenz von Werwölfen?« Nur mit Mühe konnte ich mir das Lachen verkneifen. Obwohl der Kunde im Zweifelsfall immer Recht hat, wusste ich nicht, ob dieser Grundsatz auch für die Camper galt, die mich angeheuert hatten. In diesem Punkt lagen sie definitiv falsch, und ich konnte ihren Irrtum nicht schweigend hinnehmen.
Ein paar von uns saßen mit Professor Keane am Lagerfeuer. Der Rest des Tages war ähnlich wie der Morgen verlaufen: durch den Wald stapfen, Pause machen, weitermarschieren. Bis wir diese große Lichtung erreicht hatten und Lucas erklärt hatte, dass wir hier unser Lager aufschlagen würden. Zu diesem Zeitpunkt hatte die Abenddämmerung schon begonnen. Jetzt war es dunkel, und wir rösteten Marshmallows über dem Feuer. Wenig originell, trotzdem sehr lecker.
Professor Keane hatte uns mit uralten Geschichten über Werwölfe unterhalten - faszinierend, wenn auch vollkommen absurd -, dann kam er auf Wölfe zu sprechen, die hier in der Gegend gesichtet wurden. Anscheinend war er der festen Überzeugung, dass es sich bei diesen Exemplaren in Wahrheit um Werwölfe handelte. Er glaubte, dass dieser Nationalparkwald
ihr Jagdgebiet war, wo sie sich vor dem
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