Süßer Pakt der Sünde (German Edition)
das
schlechte Gewissen kehrte mit voller Wucht zurück. „Wenn ich nur da gewesen
wäre.“
Bella lächelte noch immer. „Dann
hättest du auch nichts tun können“, stellte sie nüchtern fest. „Aber jetzt ist
ja alles gut und wir sind froh, dass du da bist. Mach dir keine Gedanken mehr
darum.“ Die Mädchen blickten zustimmend.
Edward nickte, dankbar für ihre
Absolution.
„In Ordnung. Und danke“, sagte er,
tief ergriffen.
April
Annabelle saß in der Bibliothek, wie
die meisten Nachmittage und rechnete Zahlenkolonnen hoch und runter. Hinter ihr
stand Mr. Pierce und blickte ihr über die Schulter.
„Sie sind erstaunlich, Miss
Thornhill!“
„Finden Sie?“
„Aber ja! Sie rechnen so schnell im
Kopf, das habe ich noch nie gesehen. Selbst Ihr Bruder hat ständig den Notizzettel
in der Hand.“
„Oh.“ Sie errötete. „Dann danke,
denke ich.“
Eine Weile schwiegen sie.
„Glauben Sie…“ begann Bella.
„Ja?“ Er blickte sie wachsam an und
Bella errötete prompt.
„Ach vergessen Sie es wieder.“ Sie sprang
auf und ging gereizt im Raum auf und ab. Oliver schaute ihr irritiert nach,
normalerweise war sie still und beherrscht. Immer untadelig und tugendhaft.
„Sagen Sie schon. Sie wissen, dass
ich schweigen kann“, sagte Mr. Pierce.
„Nun“, sie rang die Hände. „Denken
Sie, dass das reicht?“
Er runzelte die Stirn. „Reicht?
Wofür?“, fragte er nach.
„Wenn wir im Herbst nach London
fahren. Ich fürchte, ich werde furchtbar versagen.“
Mr. Pierce schaute sie verständnislos
an. „Miss Thornhill, Sie sind wunderbar. Ich weiß nicht, wie Sie auf die Idee
kommen…“
„Schauen Sie sich doch Eliza und
Mary-Jo an“, rief sie aus. „Die beiden sind so… vollendet. Oder Miss Alex. Sie
ist so schön und elegant, neben ihr fühle ich mich so plump.“
Plump? Oliver unterdrückte ein entsetztes
Schnauben. Ihre Schwestern bewegten sich anmutig, und wenn Alex nicht gerade
eins ihrer Missgeschicke passierte war auch sie in der Tat eine elegante
Erscheinung. Aber wie zu Hölle kam diese bezaubernde Frau auf die Idee, sie
wäre plump? Selbst neben einer Balletttänzerin würde sie noch eine gute Figur
machen.
„Sie meinen, wenn Alex nicht gerade
in einer Pfütze steht, auf einen Nagel tritt oder in sonst irgend ein
Fettnäpfchen tritt?“, witzelte er, um die Situation ein wenig zu lockern.
Sie warf ihm einen tadelnden Blick
zu. Miss Alex war nicht wirklich ungeschickt, nur ein wenig fahrig und sie zog
das Pech magisch an.
Aber hier, wo sie sich sicher fühlte,
war sie perfekt.
„Verdammt, ich bin so dermaßen
unmusikalisch, dass ich beim tanzen ständig vor mich hinzählen muss.“ Bella
wusste nicht, wie sie ihre Ängste sonst ausdrücken sollte.
„Oh, das ist nicht so schlimm“,
versuchte er sie zu beschwichtigen. „Das habe ich am Anfang auch gemacht.
Kommen Sie!“
Er zog sie zu sich und legte die Hand
auf ihre Hüfte, kaum spürbar, und arrangierte ihre Hand auf seiner Schulter.
Dann fasste er ihre andere Hand und begann leise, zu summen.
Seine tiefe Stimme löste in ihr ein
seltsames Gefühl aus.
Bella schaute zu Boden und zählte im Geiste
die Schritte. Plötzlich nahm er die Hand aus ihrer und hob ihr Kinn an, so dass
sie ihn anschauen musste.
„Oh, Entschuldigung. Der Tanzlehrer
sagt, ich soll das Zählen einfach vergessen und nicht hinschauen“, sie schielte
trotzdem nach unten, „aber ich kann einfach nicht aufhören.“ Sie brachte ein
verzweifeltes Lächeln zustande.
Eine Weile tanzten sie schweigend,
während sie versuchte, nicht allzu oft nach unten zu schauen.
„Schauen Sie mich an, Miss Thornhill.
Stellen Sie sich vor, ich wäre jemand, den Sie gar nicht enttäuschen können.
Ihren Vater zum Beispiel.“ Sie versteifte sich. „Oder besser Ihren Bruder“,
korrigierte er sich.
Bella entspannte sich langsam. Ja,
ihren Bruder würde es wohl nicht mal stören, wenn sie hinken und schielen
würde.
„Sie sind die schönste Frau auf der
ganzen Welt und könnten gar nichts falsch machen, selbst wenn sie wollten“,
sagte er weiter, um ihr die Befangenheit; die Ängste zu nehmen. Eine Weile
tanzten sie schweigend und Bella merkte, wie es immer leichter wurde, nicht
ständig nach unten zu schauen. Das gab ihr Zeit, Mr. Pierce genauer zu
betrachten. Sie konnte sein Gesicht ausgiebig betrachten, denn er blickte
angestrengt zur Seite. Eigentlich war er ein hübscher Mann, fiel ihr plötzlich
auf. Also, sofern man Männer überhaupt als
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