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Sueßer Schmerz

Sueßer Schmerz

Titel: Sueßer Schmerz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Renee Jones
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Augenblick schien sie überrascht. Doch dann sagte sie mit leiser Stimme: »Danke.« Sie schien noch etwas anderes sagen zu wollen, änderte dann offenbar ihre Meinung und schloss den Mund. Sie runzelte die Stirn, schien etwas verärgert, drehte sich um und verließ wortlos die Wohnung.
    Und sein Leben.

6
    Mark saß an seinem Schreibtisch und starrte auf ein Stück Papier. Es sollte nicht leer sein, war es aber.
    Wieder dachte er an Kelly. Sie wusste, wie sie ihn, er aber nicht, wie er sie erreichen konnte. Sie hatte nicht versucht, Kontakt mit ihm aufzunehmen, und das machte ihn ganz verrückt. Nicht, dass sie es angekündigt hätte, aber er hatte es irgendwie gehofft.
    Er hatte sogar versucht, ihre Telefonnummer herauszufinden, aber natürlich war sie nicht eingetragen. Jetzt wollte er sie nur noch vergessen. Doch stattdessen wurden seine Erinnerungen immer lebendiger. Sie quälten ihn.
    Kelly.
    »Wenn Sie pünktlich in der Praxis sein wollen, sollten Sie sich jetzt auf den Weg machen.«
    Mark blickte auf zu Carol, seiner Sekretärin, die die Hände in die Hüften stemmte und ihn anstarrte. Obwohl er sie noch nicht lange kannte, hatte sie schnell die Rolle der mütterlichen Glucke übernommen und verhielt sich, als würde sie ihn bereits sein ganzes Leben kennen. In gewisser Weise erinnerte sie ihn an seine Mutter, beide waren ungefähr im selben Alter und ähnlich betulich.
    Er ließ den Stift auf den Tisch fallen und stieß die Luft aus. »Ich kann mir nicht vorstellen, wie mir ein Physiotherapeut helfen sollte.« Auch jetzt fühlte sich seine Hand steif an. Es störte ihn und war ein großes Problem beim Zeichnen. Er bewegte sie ein paarmal.
    »Er verhindert, dass Sie sich operieren lassen müssen«, erklärte Carol augenblicklich, wie sie es schon oft getan hatte, seit sie für ihn den Termin vereinbart hatte. »Mit einem Karpaltunnelsyndrom ist nicht zu scherzen. Es kann Sie die Karriere kosten. Sie wissen, was der Arzt gesagt hat. Sie brauchen diese Behandlung. Physiotherapie oder unters Messer? Ihre Entscheidung.«
    Er stieß erneut die Luft aus. »Vielleicht sollte ich noch eine zweite Meinung einholen. Ich habe keine Zeit für Physiotherapie.«
    »Vielleicht sollten Sie sich lieber jetzt ein bisschen Zeit nehmen, bevor es Sie später
richtig
Zeit kostet.« Carols Miene war streng, genau wie ihre Stimme. »Zwingen Sie mich nicht, härter durchzugreifen. Stehen Sie auf und gehen Sie. Ich habe den Termin extra an einem Freitag und extra spät gemacht, damit er Sie nicht bei der Arbeit stört. Sie haben also keine Ausrede.«
    Seit er nach New York gezogen war, hatte Mark einiges gelernt. Nicht viel, aber einiges. Wichtige Dinge, wie zum Beispiel, wo man gute Pizza bekam. Aber auch: Versuche nie, eine Auseinandersetzung mit Carol zu gewinnen.
    Widerstrebend stand er auf und gab ihrem Drängen nach. »In Ordnung. Ich gehe.«
    »Gut.« Sie nickte zufrieden. »Das Mädchen vom Ende des Flurs kommt dauernd vorbei, um mit Ihnen zu flirten. Sie raubt mir den letzten Nerv. Bitte sagen Sie, dass Sie nicht interessiert sind, damit ich sie endgültig loswerden kann.«
    Trotz seiner schlechten Laune musste Mark lachen. »Ja, bitte. Ich wünschte, ich hätte einen solchen Service zu Hause in Texas gehabt.« Und er wünschte, er fände die niedliche Braunhaarige vom anderen Ende des Flurs interessant. Das Problem war, dass ihn seit Kelly keine Frau mehr interessierte.
    Verdammt, er wünschte, sie würde endlich aus seinem Kopf verschwinden.
    »Nun?« Carols Stimme holte ihn zurück in die Realität.
    »Was nun?«
    »Soll ich sie loswerden? Ich brauche eine klare Ansage.«
    »Ja, bitte«, sagte er, doch während Carol von dem Mädchen vom Ende des Flurs sprach, dachte Mark an Kelly.
    Konnte irgendjemand sie bitte aus seinem Kopf verbannen?
    Ihre Begegnung mit dem attraktiven Fremden aus der Bar lag nun einen Monat zurück.
    Es kam Kelly wie ein ganzes Leben vor.
    Kaum war sie aus seiner Tür getreten, hatte sie ihr Verhalten bereits bereut. Aber es war zu ihrem Besten gewesen. Daran zweifelte sie nicht. Sie empfand jedoch ein seltsames Verlustgefühl. Täglich wuchs die Unzufriedenheit mit ihrem Leben, und sie musste ständig an jene Nacht zurückdenken. Würde sie je einen Weg finden, ihr Privatleben mit ihren beruflichen Zielen in Einklang zu bringen?
    Mark hatte bislang völlig unbekannte Gefühle in ihr geweckt. Jetzt, im Nachhinein, fragte sie sich, ob irgendjemand anders jemals solche Gefühle in ihr wecken konnte.

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